Glücksspiel in Kenia: Pr?sident Kenyatta will Komplettverbot

Posted on: 27/08/2019, 12:44h. 

Last updated on: 27/08/2019, 12:44h.

Kenias Pr?sident Uhuru Kenyatta (57) befürwortet ein Komplettverbot des Glücksspiels in seinem Land. Dies machte der Regierungschef am Wochenende bei religi?sen Feierlichkeiten in Nairobi klar. Kenyatta forderte die Legislative des ostafrikanischen Landes auf, einen Gesetzesentwurf zum endgültigen Aus des Glücksspiels zu erarbeiten. Diesen werde er mit Freude unterzeichnen.

Kenianischer Pr?sident Uhuru Kenyatta
Pr?sident Uhuru Kenyatta spricht sich für ein Ende des Glücksspiels in Kenia aus (Quelle:mwakilishi.com)

Senatoren sollen unterschriftsreifes Gesetz vorlegen

Im Ringen um das Glücksspiel in Kenia l?utete Staatschef Uhuru Kenyatta am Wochenende eine neue Runde ein. Bei Feierlichkeiten zum 60-j?hrigen Bestehen der m?chtigsten Glaubensgemeinschaft des Landes, der Christ is the Answer Ministries (CITAM), betonte der Pr?sident seinen Wunsch nach einem schnellen Ende des Glücksspiels im Land.

Hierfür müsse die Gesetzeslage angepasst werden, so der 57-J?hrige. Direkte Adressaten der Forderung waren die ebenfalls anwesenden Parlamentsmitglieder Senator Johnston Sakaja und Esther Passaris. Geht es nach Kenyatta, erhalte er von beiden zeitnah einen entsprechenden Gesetzesentwurf, den er unverzüglich unterzeichnen wolle:

Wir haben da diese Sache, die Glücksspiel genannt wird, im Land und sie ist schrecklich. Ich kann diesen Trend als Uhuru allein nicht ?ndern. Machen Sie sich an die Verfassung und ?ndern Sie die Gesetze.

Dass der Pr?sident seine Haltung zum Glücksspiel ausgerechnet bei den Feierlichkeiten der CITAM bekr?ftigte, dürfte kein Zufall sein. Einflussreiche religi?se Autorit?ten verdammen das Glücksspiel in Kenia bereits seit langem als ?nationale Gei?el“ und fordern ein Komplettverbot.

Sportwettenanbieter bereits im Fokus

Flagge von Kenia
Glücksspiel in Kenia: Steht das Aus kurz bevor? (Quelle:pixabay.com)

Nach Jahren des ungehinderten Wachstums der Branche, insbesondere im Sportwettensektor, scheint dieser Ansatz nun auch bei der Führung des Landes Anklang zu finden. Seit Wochen beherrscht ein gewaltiger Konflikt zwischen Regierung und Sportwettenanbietern den kenianischen Glücksspielmarkt.

Auf Initiative von Innenminister Fred Matiang’i liefen Anfang Juli 2019 die Lizenzen aller bis dato 27 aktiven Sportwettenanbieter des Landes aus. Um den weiteren Betrieb unm?glich zu machen, lie? die Regierung zudem die Zahlungswege der Unternehmen blockieren.

Grund für die massiven Ma?nahmen soll offiziellen Angaben zufolge unter anderem Steuerrückst?nde in Milliardenh?he sein.

Marktführer auf verlorenem Posten?

Vorwürfe, die die Buchmacher, allen voran Marktführer SportPesa, vehement zurückweisen. In den vergangenen Wochen bemühte sich der gr??te Anbieter von Sportwetten Kenias mit einer Vielzahl von Schritten gegen das von h?chster Stelle verordnete Aus seiner Gesch?ftst?tigkeit im Land vorzugehen. Die Ver?ffentlichung von Gesch?ftszahlen in lokalen Medien zeigte bislang jedoch ebenso wenig Erfolg wie offizielle Beschwerden.

Der in Nairobi ans?ssige Buchmacher SportPesa wurde 2014 von dem Bulgaren Guerassim Nikolov gegründet. Nikolov h?lt auch heute noch den Gro?teil der Anteile des Unternehmens, dessen Erl?s auf j?hrlich eine Milliarde USD gesch?tzt wird. Insbesondere die Verbreitung von mobilen Endger?ten auf dem afrikanischen Kontinent in den vergangenen Jahren soll für den Sportwettenboom verantwortlich sein. Studien zufolge setzen mehr als zwei Drittel aller Kenianer Geld auf Sportereignisse. Gerade unter Jugendlichen stellt die Spielsucht ein massives Problem dar.

Zuletzt hatte der Hauptsponsor der h?chsten kenianischen Fu?ballliga und diverser Vereine angekündigt, seine finanzielle Unterstützung einzustellen, so lange die Regierung auf ihrem Standpunkt beharre.

Der Versuch, die Verantwortlichen durch den Unmut der Fans unter Druck zu setzen, ist nicht neu. Nachdem die kenianische Regierung im Januar 2018 eine massive Erh?hung der Abgaben auf Sportwetten beschlossen hatte, legte der Buchmacher seine kenianischen Sponsorenvertr?ge (Seite auf Englisch) ebenfalls auf Eis. Vier Monate sp?ter gab die Regierung auf ?ffentlichen Druck nach.

Glücksspiel in Kenia: Wenig Aussicht auf Einigung

Dass sich die derzeitige Situation nach ?hnlichem Vorbild aufl?sen wird, ist nach dem Auftritt Kenyattas vom Wochenende unwahrscheinlicher als je zuvor. Bei dem Treffen hatte sich das Staatsoberhaupt auch indirekt zu SportPesa ge?u?ert. Es g?be keinen Grund, so Kenyatta, dass wenige Einzelpersonen sich mithilfe von Glücksspielfirmen bereicherten, nur weil sie behaupteten, Sportler zu unterstützen.

Weiterhin forderte er die Glücksspielanbieter auf, sich bis zum Inkrafttreten neuer Gesetze an die geltenden Regeln zu halten. Den Anwesenden gegenüber betonte der Pr?sident, bis zu einer Gesetzes?nderung so viel Geld, wie dem Staat zustehe, von den Firmen einzufordern.

Zum Umgang mit dem Glücksspiel in Kenia tragen diverse Faktoren bei. Nicht immer sind die Motive der Akteure aus Religion, Gesellschaft, Industrie und Politik klar auszumachen. Sicher scheint derzeit nur, dass eine Beruhigung der Konflikte auf dem kenianischen Glücksspielmarkt vorerst wohl unwahrscheinlich bleibt.