Glücksspiel für Kinder? Jan B?hmermann will Spiele App Coin Master auf den Index setzen lassen

Posted on: 11/10/2019, 02:38h. 

Last updated on: 17/10/2019, 04:21h.

In der aktuellen Ausgabe seines Neo Magazin Royal widmet sich Satiriker Jan B?hmermann unter anderem der Spieleapp Coin Master und fordert deren Einstufung als ?jugendgef?hrdend”. Das Handy-Game ist bereits seit l?ngerem in der Kritik, weil es im Verdacht steht, Kinder und Jugendliche gezielt anzusprechen und an das Glücksspiel heranzuführen.

Coin Master App
Harmloser Zeitvertreib oder Gefahr für Minderj?hrige: Spiele App Coin Master (Quelle:amazon.de/Moon-Active-Coin-Master-dp/B071P6S2FL

Zuschauer sollen Bundesprüfstelle einschalten

In einem rund 20-minütigen Beitrag im Rahmen der Sendung Neo Magazin Royal blickte Moderator Jan B?hmermann am Donnerstagabend hinter das niedliche Interface der popul?ren Spieleapp Coin Master.

Dabei zog er ein deutliches Fazit: Es sei dringend an der Zeit, dass sich die zust?ndige Bundesprüfstelle für jugendgef?hrdende Medien (BPjM) mit Coin Master und anderen Produkten aus dem Bereich des sogenannten ?simulierten Glücksspiels“ besch?ftigen solle.

 




Da eine Prüfung nur auf Anfrage von au?en geschehen k?nne und das Neo Magazin Royal nicht antragsberechtigt sei, wandte sich B?hmermann mit einer Bitte an die Zuschauer:

Wer bei einem Amt oder einer Bildungseinrichtung besch?ftigt sei, solle sich auf ein kleines ?Verwaltungsabenteuerspiel“ einlassen und bei der BPjM einen Antrag auf Indizierung simulierter Glücksspiel Apps stellen.

Downloadzahlen zufolge scheinen sich weltweit mehr als 50 Millionen Spieler die Zeit mit Coinmaster vertreiben. Im Spiel geht es darum, sich eine virtuelle Welt aufzubauen.

Die einzelnen Schritte müssen mit sogenannten Coins erkauft werden, die der Spieler durch das Drehen einer an einen Spielautomaten erinnernden Maschine erh?lt. Wer sich nicht auf die kostenlosen 5 Spins pro Stunde beschr?nken m?chte, kann diverse Pakete gegen Echtgeldbetr?ge von 1,09 EUR bis 350 EUR erwerben.

Allein im Juni 2019 sollen deutsche Spieler rund 6 Millionen EUR für In-Game-K?ufe ausgegeben haben.? Insgesamt soll die App Sch?tzungen zufolge bereits einen Umsatz von über 280 Millionen USD generiert haben.

Simuliertes Glücksspiel – Glücksspiel ohne Einschr?nkungen?

Kritiker sehen den Erfolg von Coin Master mit Sorge: Für sie sind derartige Angebote Glücksspiel, dass sich durch seine Schlichtheit und kinderfreundliche Aufmachung direkt an Minderj?hrige wende.

Man k?nne jedoch nur von ?simuliertem Glücksspiel“ sprechen, weil die Klassifizierung als Glücksspiel auf notwendigen Voraussetzungen beruhe, die die App nicht erfülle:

Zum einen sei der Ausgang des Spiels nicht zuf?llig, sondern werde von einem Algorithmus gesteuert. Zum anderen würde kein echtes Geld eingesetzt, sondern nur die virtuellen Coins. Weiterhin sehe das Spiel auch keine Geldgewinne vor.

Diese Einordnung, so die Meinung von Experten, stelle eine Lücke im Jugendschutzgesetz dar. Durch sie sei Coin Master nicht an die Richtlinien für Glücksspiel in Deutschland gebunden und falle auch nicht in die Zust?ndigkeit der für Altersfreigaben zust?ndigen Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK).

Wer steckt hinter Coin Master?

In seinem Beitrag stellt sich Jan B?hmermann die Frage, ob die App, abgesehen von den immensen Einnahmen durch In-Game-K?ufe, auch einem weiteren Zweck dienen k?nne, und scheint fündig zu werden:

So sei Coin Master das einzige Produkt des Start Ups Moon Active (Seite auf Englisch). Hinter dem Unternehmen stünden mit Investoren wie Gigi Levy-Weiss, ehemaliger Chef der 888 Holdings und Norbert Teufelberger, Gründer des Online Buchmachers bwin, erfahrene Schwergewichte der Glücksspielbranche.

Der Verdacht: Simulierte Glücksspiele k?nnten der Versuch sein, gerade unter Minderj?hrigen das Interesse am Glücksspiel zu wecken. Besonders bizarr erscheint in diesem Kontext das von B?hmermann pr?sentierte Endgame von Coin Master: Das Level 205 soll den Namen ?Spielhalle“ tragen und eine winkende Figur vor einer Spielhalle zeigen.

Ein Plan, der aufgehen k?nnte, denn laut Experten, wie dem im Neo Magazin Royal zitierten Glücksspielsuchtforscher Dr. Tobias Hayer, sind Kinder und Jugendliche hier besonders anf?llig:

Simuliertes Glücksspiel birgt einige Gefahren: Zum einen wird durch Normalisierungstendenzen eine positive Einstellung gegenüber Glücksspiel begünstigt. Zum anderen f?rdern die oft überh?hten Ausschüttungsquoten unrealistische Gewinnerwartungen und damit den Irrglauben, dass Gewinnen auch bei echtem Glücksspiel einfach sei. In letzter Konsequenz schürt dies den Wunsch auch mal um echtes Geld zu “zocken”. Junge Spieler sind dafür besonders anf?llig.

Coin Master selbst betont, das Spiel sei nicht für Spieler unter 16 Jahren konzipiert.

Folgen für Coin Master nicht ausgeschlossen

Bereits in der Vergangenheit stellte Moderator und Satiriker B?hmermann unter Beweis, dass er sich nicht scheut, sich ?ffentlich mit m?chtigen Personen und Institutionen anzulegen. Inwieweit das Publikum seinem Aufruf folgen und eine überprüfung von Coin Master und ?hnlichen Apps auf den Weg bringen wird, werden die kommenden Tage und Wochen zeigen.

Zweifellos aber hat die bereits lange schwelende Emp?rung über diese Form des simulierten Glücksspiels mit dem Einsatz des Neo Magazin Royal nun einen neuen vorl?ufigen H?hepunkt erreicht.