Glücksspiel ist in Japan legalisiert worden
Posted on: 21/07/2018, 05:30h.
Last updated on: 20/07/2018, 07:41h.
In Japan wurde gestern im Rahmen einer Sitzung des Oberhauses einem Gesetzesentwurf zur Legalisierung von Casinokomplexen sowie deren Regulierung zugestimmt.
W?hrend das vom Gesetz als Unterhaltungsspiel angesehene ?Pachinko“ im Land einen j?hrlichen Umsatz von etwa 150 Milliarden Euro einbringt, ist die zum Gro?teil streng buddhistische Bev?lkerung Japans haupts?chlich aus religi?sen Gründen gegen die Legalisierung von Casinos.
Führende Casinobetreiber, wie Las Vegas Sands und MGM Resorts International, sindazu bereit 10 Milliarden USD in ein geplantes Casinoprojekt in Osaka zu investieren.
Wirtschaftsexperten sch?tzen das Gewinnpotential auf dem japanischen Markt auf etwa 18 bis 34 Milliarden USD pro Jahr. CLSA geht von etwa 40 Milliarden USD im Jahr aus. Im Vergleich: Macau nimmt 27.1 Milliarden USD ein, der Strip von Las Vegas 6.3 Milliarden.
Aktueller Stand der Gesetzgebung
Nachdem das japanische Unterhaus (Shūgiin) sich auf einen Gesetzesentwurf zur Einführung von ?integrierten Resorts“ (Casinokomplexen) einigte, sollte die zweite Kammer des Parlaments, das Oberhaus (Sangiin), diesen im Rahmen einer morgen endenden Sitzung genehmigen. Die Genehmigung wurde erst im letzten Moment, n?mlich gestern, im Rahmen einer Wahl erteilt. Damit ist Glücksspiel in Japan nun nicht mehr illegal.
Eigentlich sollte die Entscheidung bis zum 20. Juni getroffen werden, die Sitzung wurde jedoch um 32 Tage verl?ngert. Das Oberhaus wird von der LDP-Komeito Koalition kontrolliert, die kategorisch für die Genehmigung war. N?chstes Jahr finden Neuwahlen im Oberhaus statt, weshalb eine Hinausz?gerung der Genehmigung des Gesetzesentwurfs dessen Chancen h?tte schm?lern k?nnen.
Wichtigste Regelungen des Gesetzesentwurfs
– Drei Casinolizensen werden ausgestellt. Damit gibt es zun?chst eine Beschr?nkung auf drei Casinoresorts in ganz Japan.
– 30 % Steuerlast auf die Glücksspieleinkünfte der Casinos
– Als Suchtpr?ventionsma?nahme und zur Limitierung des einheimischen Kundenstamms dürfen japanische Staatsbürger und Einwohner Japans die Casinos maximal an drei Tagen pro Woche und an zehn Tagen pro Monat gegen eine Eintrittsgebühr von 6,000 yen ($53) pro Tag betreten. Hintergrund dieser Regelung ist der Wunsch der Regierung, dass die Glücksspielindustrie in Japan vom Tourismus, nicht von Inl?ndern, profitieren soll, um somit das Wirtschaftswachstum des hoch verschuldeten Landes anzukurbeln.
– Die Casinofl?che darf maximal 3 % der gesamten Resortfl?che betragen. Es müssen also sogenannte ?integrierte Resorts“ gebaut werden, die neben Casinos auch über Hotels, Konferenzr?ume, Gesch?fte, Restaurants und Veranstaltungsr?ume verfügen.
Es ist noch nicht gekl?rt, wo die integrierten Resorts gebaut werden dürfen. MGM Resorts International beteuert, nur am Bau in Stadtgebieten interessiert zu sein.
Kundenstammprognosen
Casino-Spezialist Toru Mihara meint, etwa 80 % der künftigen Casinobesucher in Japan würden Einheimische sein.
Nach Einsch?tzung der Regierung der japanischen Stadt Osaka würden, wenn dort wie geplant ein integriertes Resort gebaut wird, von den für das Jahr 2024 gesch?tzten 13 Millionen Casinog?ngern etwa 9 Millionen Inl?nder sein.
Wann werden in Japan die ersten Casinos er?ffnen?
Japans erste integrierte Resorts werden wahrscheinlich gegen Mitte der 2020er er?ffnen, jedenfalls nicht vor 2023.
“Es gibt sehr, sehr viel Arbeit, die noch erledigt werden muss, bevor mit dem Bau von integrierten Resorts begonnen werden kann.”
sagt Jay Defibaugh, Analyst bei CLSA.
Einige CEOs in der Casinobranche erwarten die Ausstellung erster Casinolizensen um das Jahr 2020 und die Er?ffnung erster Resorts gegen 2025.
Suchtpr?vention für inl?ndische Casinog?nger
Casinog?nger, die Einwohner Japans sind, werden sich beim Eintritt mit ihrer My Number Identifikationskarte ausweisen müssen. Mit Hilfe dieser Karte kann nicht nur die Frequenz an Casinobesuchen des Kartenhalters dokumentiert werden, sondern auch die Vollj?hrigkeit der Kunden best?tigt werden. Biometrische Identifikationstechnologien, wahrscheinlich das Scannen von Fingerabdrücken, sowie Gesichtserkennungssoftware sind in Planung, um die Identifikationskarten personenbezogen und unaustauschbar zu machen.
Die japanische Regierung nimmt sich Singapur als Vorbild für die Legalisierung von Glücksspiel und bedenkt, auch einige der Suchtpr?ventionsma?nahmen des Stadtstaates zu übernehmen. Dies betrifft beispielsweise das Recht, sich selbst oder Familienmitglieder vom Glücksspiel auszuschlie?en, sollte der auszuschlie?ende an Spielsucht leiden.
Kriminalit?t
Die japanische Regierung werde nach Aussagen der Politiker jedes verfügbare Mittel nutzen, beispielsweise Zuverl?ssigkeitsprüfungen oder hohe Strafen, um das Eingreifen des organisierten Verbrechens in das legalen Casinogesch?ft zu verhindern.
Ein hochrangiges Mitglied einer Bande in der Kanto-Region, die mit dem Yamaguchi-Gumi Yakuza Kartell verbündet sind, erl?uterte anonym der Presse gegenüber, dass die Banden immer versuchen würden, einen Weg zu finden um Profit zu schlagen.
Sie k?nnten seiner Aussagen nach Kredite an Casinog?nger vergeben. Auch korrupte Dealer in die Casinos einzuschleusen, sei eine m?gliche Strategie. Zudem würden aufgrund der Legalisierung wahrscheinlich mehr Japaner ein problematisches Spielverhalten entwickeln. Um die Eintrittsgebühren und Aufenthaltsbegrenzungen der legalen Casinos zu umgehen, k?nnten Spielsüchtige alternativ illegale Casinos besuchen.
Es wird schwierig bis unm?glich sein, kriminelle Organisationen vom Glücksspielgesch?ft fernzuhalten. Dennoch wird die Legalisierung mit den einhergehenden steigenden Steuereinnahmen wahrscheinlich für einen wirtschaftlichen Aufschwung sorgen, den das Land ben?tigt. Obwohl die Regierung gro?en Wert darauf legt, die einheimische Bev?lkerung vor den Gefahren des Glücksspiels zu schützen, kann man aus heutiger Sicht nur spekulieren, ob diese durch eine Legalisierung negativ beinflusst werden wird.
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