Australier protestieren gegen Glücksspiel-Werbung auf Sydneys Oper

Posted on: 10/10/2018, 11:59h. 

Last updated on: 10/10/2018, 12:26h.

Die Oper von Sydney ist eines der weltweit bekanntesten Wahrzeichen. Nun ist ein heftiger Streit über die Nutzung des Geb?udes als Werbefl?che für ein Pferderennen entbrannt. Die umstrittene Aktion fand trotzdem und unter dem lautstarken Protest Tausender Demonstranten in der Nacht zu Dienstag statt.

Oper von Sydney
Die Oper von Sydney ist das Wahrzeichen der Stadt (Bild: Pixabay)

Die Regierung des Bundesstaats New South Wales, in dem Sydney liegt, sieht sich wegen der Durchführung der Aktion gro?er Kritik ausgesetzt. Stein des Ansto?es ist die Werbung für das Pferderennen ?The Everest“. Dieses geh?rt mit einem Preisgeld von umgerechnet rund acht Millionen Euro zu einem der h?chstdotierten Rennen der Welt.

Mit der Werbeaktion wollte die Regierung dem Everest für zus?tzliche Publicity verhelfen. Deshalb wurde die Werbung für das Event am Dienstagabend für die Dauer von sechs Minuten auf die Au?enfassade des Opernhauses projiziert. Nun ist der Aktion weltweite Aufmerksamkeit sicher.

Fraglich ist allerdings, ob in der von der Regierung erhofften Art und Weise, denn w?hrend der Aktion protestierten Tausende Bürger vor dem Geb?ude. Um ihrem Anliegen Sichtbarkeit und Geh?r zu verschaffen, setzten sie unter anderem Fackeln, Lampen und Trompeten ein. Eine Online-Petition gegen die Aktion wurde mittlerweile von über 300.000 Australiern unterzeichnet.

In Australien gilt die 1973 er?ffnete Oper neben dem Uluru (Ayers Rock) als Wahrzeichen und hat quasi den Rang eines Nationalheiligtums. Deshalb finden es viele geradezu abwegig, das Geb?ude, das zudem Teil des Unesco-Weltkulturerbes ist, als Werbefl?che zu nutzen.

Deshalb st??t das Vorhaben in breiten Schichten der Bev?lkerung auf Ablehnung. Auch Louise Herron, Leiterin von Sydneys weltberühmten Opernhaus, lehnt die Idee, das Bauwerk als Werbefl?che für Pferderennen zu nutzen, vehement ab.

Sie beruft sich dabei auf die Statuten des Hauses. Diese besagen, dass jeglicher Einsatz von Texten, Bildern oder Slogans, die nicht im Zusammenhang mit künstlerischen Aktivit?ten der Oper von Sydney stehen, auf dem Geb?ude untersagt sind.

Hohe Glücksspiel-Ums?tze in Australien

Spielautomat
Australier lieben das Spiel an Automaten (Bild: Pixabay)

Wie in vielen anderen L?ndern sind auch in Australien die unterschiedlichen Arten des Glücksspiels au?erordentlich popul?r. Etwa 6,8 Millionen Australier und damit über 28 % der Bev?lkerung spielen regelm??ig Spielautomaten und Sportwetten erfreuen sich bei den Aussies gr??ter Popularit?t.

Der Umsatz der Branche betr?gt mittlerweile 24 Milliarden australische Dollar (umgerechnet etwa 17 Milliarden Euro). Bezogen auf die 24,13 Millionen Bewohner des Kontinents (Stand: Ende 2016) bedeutet das, dass jeder Australier im Jahr durchschnittlich 1.000 australische Dollar verspielt.

Im Vergleich dazu nehmen sich die Zahlen in Deutschland geradezu niedrig aus: Hier setzt der regulierte Glücksspielmarkt j?hrlich rund 35 Milliarden Euro um, was bei 82,67 Millionen Einwohnern pro Kopf lediglich 420 Euro und damit etwas mehr als die H?lfte der Betr?ge in Australien ausmacht.

Auch Australier von Spielsucht betroffen

Die gro?e Verbreitung des Glücksspiels hat zur Folge, dass auch die Spielsucht in Australien grassiert. Dafür sind in besonderem Ma?e die Glücksspielautomaten – die sogenannten Pokies – verantwortlich, die quasi an jeder Ecke, in jeder Bar oder in jedem Einkaufszentrum zu finden sind.

Doch auch andere Glücksspiele sind für die Spieler gef?hrlich. So f?rderte eine Untersuchung des Australian Gambling Research Centre zutage, dass 40 Prozent der Pokerspieler der erh?hten Gefahr einer Spielsucht ausgesetzt sind. Knapp die H?lfte der in der Studie untersuchten Spieler weist demnach ein problematisches Spielverhalten auf, was letztendlich zur Spielsucht führen kann.

Weltweit h?chste Dichte an Glücksspielautomaten
Statistiken zufolge soll es inzwischen 183.000 Automaten im ganzen Land geben. Damit liegt Australien weltweit an der Spitze. Mit einem Anteil von lediglich 0,3 % an der Weltbev?lkerung verfügt der Kontinent über 6 % der Spielautomaten und 18 % der Pokerger?te. Bei der Anzahl der Maschinen pro Einwohner liegt Australien in etwa gleichauf mit den Spielerparadiesen Macao und Monte Carlo.

Dabei sind es insbesondere Spieler aus den sozial schw?cheren Schichten, die überdurchschnittlich viel an den Ger?ten spielen oder bei Buchmachern ihre Wetten abgeben. Da diese Spieler sehr viel mehr als die 1.000 australischen Dollar pro Kopf ausgeben, führt die finanzielle Belastung schnell zu gravierenden sozialen Problemen.

Das ist auch ein Grund, warum die Regelungen für die Ausstrahlung von Werbespots für Glücksspiel-Angebote im australischen Fernsehen bereits stark eingeschr?nkt wurden. So dürfen in einer Zeitspanne ab einer Stunde vor Spielbeginn bis eine Stunde nach Spielende die Buchmacher im TV keine Spots senden. Damit sollen Spielsucht-Gef?hrdete und insbesondere jüngere Zuschauer, die leichter von den Werbeclips beeinflussbar sind, geschützt werden.

Auch auf andere Weise schie?en die Glücksspiel-Anbieter bei ihren Akquise-Bemühungen manchmal weit über das Ziel hinaus. So wurde im August die australische Kaufhauskette Woolworths überführt, Kunden ihrer Pub-Kette ALH Group systematisch mit alkoholischen Getr?nken versorgt zu haben. Ziel der Aktion war es, die Besucher mit freien Getr?nken an den Automaten zu halten und dabei deren Spielgewohnheiten auszuspionieren.