Jugendschutz in China: Tencent führt Gesichts­erkennung für Online-Gaming ein

Posted on: 10/07/2021, 05:30h. 

Last updated on: 09/07/2021, 01:05h.

Minderj?hrige unterliegen in China strengen staatlichen Regeln, wenn es um ihr Spielverhalten im Internet geht. In dieser Woche gab Tech-Gigant Tencent bekannt, ein Feature zur Durchsetzung der obligatorischen n?chtlichen Gaming-Sperrstunde für unter 18-J?hrige entwickelt zu haben. Künftig sollen minderj?hrige Spieler per Gesichtserkennung aufgespürt werden, wenn sie unrechtm??ig den Account eines Erwachsenen nutzen.

überwachung Symbolbild
Tencent setzt in China künftig obligatorisch Gesichtserkennung beim n?chtlichen Gaming ein. (Quelle: maxpixel.net, licensed under CC0)

Zehn Stunden Gesichtserkennung

Im November 2019 verfügte die chinesische Führung in einer ?Mitteilung zur Verhinderung des Genusses von Online-Spielen durch Minderj?hrige“ unter anderem das Aus des n?chtlichen Online-Gamings für alle unter 18-J?hrigen der Volksrepublik.

Seither laufen unter anderem Plattformbetreiber Gefahr, ihre Lizenz zu verlieren, sollten sie Minderj?hrigen ihr Angebot zwischen 22 und 8 Uhr zug?nglich machen.

Nun legt Spielegigant Tencent nach. In dieser Woche gab das Unternehmen bekannt, dass sich Spieler ab sofort gesondert per Gesichtserkennung verifizieren müssen, wenn sie das Angebot in der Nacht nutzen wollen. So solle verhindert werden, dass Minderj?hrige die Accounts Erwachsener zur Umgehung des n?chtlichen Verbots nutzten. Aktuell seien 60 Spiele mit dem neuen System verbunden, weitere würden folgen.

Die Seite sixthtone.com hatte zuerst über das neue Feature berichtet [Seite auf Englisch] und Teile der chinesischen Originalmeldung übersetzt. In dieser hatte Tencent auch auf m?gliche Konsequenzen bei Verweigerung der Nutzung hingewiesen:

Wir werden eine Gesichtsüberprüfung bei Konten durchführen, die mit echten Namen registriert sind und eine bestimmte Zeit lang nachts gespielt haben. Jeder, der sich weigert oder die Gesichtsüberprüfung nicht besteht, wird wie ein Minderj?hriger behandelt und, wie in der Anti-Sucht-Vorgabe von Tencents System für Spielergesundheit beschrieben, offline geschickt.

Das System, das auf die Webcam bzw. die Smartphone-Kamera des Users zugreift, sei laut sixthtone bereits seit 2018 in den Metropolen Peking und Shenzhen getestet worden. Tencent selbst beschreibt in seiner Mitteilung, dass aktuell ca. 5,8 Mio. Konten t?glich eine Gesichtserkennungs-Verifizierung w?hrend des Login-Prozesses ausl?sten. über 91 % der Accounts würden aufgrund von fehlender oder abgelehnter Verifizierung in das Anti-Sucht-Monitoring aufgenommen.

Gesundheitsgef?hrdendes Computerspiel?

Seit Jahren warnt die chinesische Führung vor massiven Gefahren, denen Minderj?hrige ihres Erachtens bei Computer- und Videospielen ausgesetzt seien.

Unter anderem liege im Gaming der Grund für einen messbaren Anstieg von Kurzsichtigkeit in der Volksrepublik. Zudem wirke sich das Spielen negativ ?auf die k?rperliche und geistige Gesundheit von Minderj?hrigen sowie auf deren normales Lernen und Leben aus“.

Westliche Gaming-Gr??en wie League-of-Legends, Fortnite und World of Warcraft sind ebenso Teil des Tencent-Portfolios wie asiatische Rekord-Bestseller wie Honor of Kings. Unter anderem steht der Konzern zudem hinter dem asiatischen Netflix-Pendant Iflix und dem einst als einfachen Messenger-Dienst gegründeten Weixin/WeChat.

Heute verbindet die App, die weltweit über 1,2 Mrd. aktive Nutzer z?hlt, eine Vielzahl von Funktionen, darunter Social-Media- und Paymentm?glichkeiten. Experten gehen davon aus, dass der Dienst der chinesischen Regierung vollumf?nglichen Datenzugriff erlaubt.

W?hrend Entwickler Tencent die Neuerungen als wünschenswertes Instrument zum Jugendschutz bewirbt, zeigen sich viele Beobachter skeptisch. Sie fürchten, dass das Gesichtserkennungs-Feature, das schlie?lich alle Spieler betreffe, die bereits existierende überwachung chinesischer Bürger durch die Regierung weiter vorantreiben werde.