Irlands langes Warten auf eine Neu­regulierung des Glücksspiels

Posted on: 28/10/2018, 05:30h. 

Last updated on: 25/10/2018, 06:04h.

Seit Anfang des Jahres wartet die Republik Irland auf eine ordnungsgem??e Regulierung des inl?ndischen Glücksspiels. Die amtierende Regierungspartei Fine Gael beklagte nun, dass insbesondere zum Schutz von Kindern und Jugendlichen nicht genug getan werde.

Irland problem gambling
Irland wartet auf Reform zum Spielerschutz (Bild: problemgamblin.ie)

Parteivorstand warnt vor zu viel Glücksspiel-Pr?senz

Das Glücksspiel in Irland wurde bereits vor vielen Jahren legalisiert, jedoch gibt es noch immer kein eindeutiges Regelwerk, welches klare Richtlinien in Bezug auf Spielerschutz, Jugendschutz oder Vermarktung festlegt.

W?hrend seine britischen Nachbarn erst kürzlich eine gro?e Reformierung ihrer Regelungen in Bezug auf Glücksspiel und Lotterien in Angriff genommen haben, h?ngt in Irland die Gambling Control Bill, die sich all dieser Themen annehmen soll, seit 2013 in der Luft.

Martin Heydon, der Vorstandsvorsitzende der irischen Volkspartei Fine Gael, ?u?erte sich sehr kritisch über verschiedene aktuelle Probleme, die dieser Nicht-Regulierung entspringen.

Der Parlamentsabgeordnete sprach unter anderem von einer gro?en Gruppe junger Problemspieler, die sich durch das Nutzen von Kreditkarten in mobilen Casinos bereits in jungem Alter hoch verschulden.

Ich kenne Auszubildende, die zwar nur 200 oder 250 € pro Woche verdienen, aber drei bis vier Kreditkarten in die H?nde bekommen und dann mit 20.000 € Schulden dastehen, bevor ihre Eltern es mitbekommen. Diese jungen M?nner w?ren wohl kaum in ein echtes Wettbüro gegangen, aber dank iPhones und Smartphones müssen Sie das nicht mal.

Auch kritisierte er, dass einige Politiker indirekt für Glücksspiel werben würden, indem sie sich im Zuge des Wahlkampfes so ablichten lie?en, als würden sie einen Wettschein auf ihren eigenen Wahlerfolg ausfüllen. Er sprach in dem Zusammenhang von einer ?omnipr?senten Natur des Glücksspiels“, welche sich insbesondere auf die sogenannten Problemspieler des Landes auswirke.

Heydon fordert daher ein klares Verbot derartiger Wahlfotos und eine generelle Regulierung von Glücksspiel-Werbung. Da die Politik hier selbst involviert sei, h?lt er es für n?tig, dass das Regelwerk durch eine unabh?ngige Beh?rde verfasst wird. Die normale Gesetzgebung k?nne mit dem technologischen Fortschritt ohnehin nicht mehr mithalten.

Lootboxen erneut unter Kritik

Lootboxen waren in diesem Jahr in vielen europ?ischen L?ndern ein sehr umstrittenes Thema. Auch die irische Regierung nahm sich Anfang des Jahres dieses Themas an, doch das Justizministerium beschloss, dass es hier keinerlei Regulierung bedürfe.

MP Martin Heydon Fine Gael Irland
Politiker Martin Heydon gegen Lootboxen (Bild: Wikipedia)

Martin Heydon rückte jedoch nun auch diese Thematik wieder in den Vordergrund. So sei es dringend notwendig, Online Spiele wie Fortnite ebenfalls über eigenst?ndige Glücksspielgesetze zu regulieren. Er bezeichnete diese Art von Spiel als ?h?chst suchterregend“ und merkte an, dass sogar Kinder im Alter von nur zehn Jahren bereits an den Spielen teiln?hmen und ihr Taschengeld ausg?ben.

Staatsminister David Stanton, der grunds?tzlich für eine umfangreiche Regulierung des Glückspielmarktes ist, sagte zum Thema Lootboxen, dass gem?? geltender Gesetzgebung zwar für jede Form von Glücksspiel in Irland eine Lizenzierung vorliegen müsse, sich die Hersteller der fraglichen Spiele jedoch weder in Irland noch in anderen europ?ischen L?nder je um die Ausstellung einer entsprechenden Lizenz beworben h?tten.

W?hrend diese Aussage selbst nicht viel hergibt, so positioniert Stanton sich nach wie vor gegen ein Verbot von Lootboxen. Zumindest sei es nicht Aufgabe der Regierung, Spielherstellern Vorgaben in Bezug auf In-Game-K?ufe zu machen

Legal aber ohne Regulierung

Erstmals wurde Online Glücksspiel in den irischen Gesetzesbüchern im Jahr 2001 unter dem ?Horses and Greyhound Racing Act“ erfasst, welcher den Iren erstmals das Platzieren von Wetten in internationalen Online Wettbüros erm?glichte.

über mehrere Jahre jedoch gab es harsche Kritik daran, dass dieser Act zu viel Interpretationsspielraum gelassen habe und die verschiedenen lokalen Beh?rden letztendlich über eine ?Alles-oder-Nichts-Regulierung“ selbst entscheiden konnten. 2010 wurde die Gesetzeslage schlussendlich überprüft, jedoch kam es erst fünf Jahre sp?ter zu entsprechenden Gesetzes?nderungen.

Seit dem ?Betting Act“ vom 15. M?rz 2015 ist das Anbieten von Online Glückspiel nun sowohl für inl?ndische als auch ausl?ndische Online Casinos vollst?ndig legal, solang eine irische Lizenzierung vorliegt und die entsprechenden Steuern gezahlt werden.

W?hrend sich die Gesetzesschrift [Seite auf Englisch] ausführlich mit Verwaltungs- und Steuerangelegenheiten befasst, so fehlt es an konkreten Vorgaben, die die Lizenznehmer zu erfüllen haben, gerade bezüglich Spielerschutz und Produktbewerbung.

Laut aktuellen Daten der irischen Wohlt?tigkeitseinrichtung ?Problem Gambling Ireland“ gibt es heute zwischen 28.000 und 40.000 Problemspieler im Land (bei nur knapp 4,78 Millionen Einwohnern insgesamt). Auch verzeichnet Irland die weltweit drittgr??ten Geldverluste durch Glücksspiel. Jugendliche spielen dabei zwei bis dreimal h?ufiger als Erwachsene und derzeit gibt es keine offizielle Institution, die sich mit der Behandlung von Spielsucht besch?ftigt.

Aus diesem Grund wurde bereits 2013 die Gambling Control Bill angekündigt, die sich ?hnlich wie das Regelwerk der britischen Glücksspielbeh?rde mit ebendiesen Dingen auseinandersetzen soll.

Wo bleibt nun die Gambling Control Bill?

Am 10. Januar 2018 wurden die Gambling Control Bill und die von David Stanton vorgeschlagenen Gesetzes?nderungen durch das irische Kabinett abgesegnet. Darin eingeschlossen war der Vorschlag, eine unabh?ngige Beh?rde mit der Aufstellung eines Glücksspiel-Regelwerkes zu beauftragen.

David Stanton Irland
Minister David Stanton als Verfasser der Glücksspielreform (Bild: Flickr)

Wie die UK Gambling Commission und andere europ?ische Glücksspielbeh?rden soll die entsprechende Beh?rde diese Lizenzierungen ausstellen, Regeln festlegen, Betreiber überwachen und wenn n?tig Ermittlungen einleiten.

W?hrend der irische Premierminister die Gambling Control Bill Anfang des Jahres als absolute Priorit?t erkl?rte und ankündigte, diese bis zum Sommer 2018 durchzusetzen, wartet Irland noch heute.

Ob die neue Regulierung dieses Jahr noch in Kraft treten wird, ist daher h?chst fragwürdig. David Stanton selbst lenkte ein, etwas zu optimistisch gewesen zu sein und sprach von einer ?sehr komplexen Angelegenheit, gerade im Hinblick auf moderne Technologien.“

In der Zwischenzeit k?nnen die Iren also wie bisher weiterspielen und sind sich ein wenig selbst überlassen, wenn es darum geht, vertrauenswürdige Online Glücksspielanbieter zu finden.