Italien: Beh?rden gehen gegen Glücksspielmafia vor

Posted on: 15/11/2018, 01:05h. 

Last updated on: 15/11/2018, 01:05h.

Der italienischen Polizei ist ein schwerer Schlag gegen die italienische Online-Glücksspielmafia gelungen. Eine Sondereinheit der Carabinieri verhaftete insgesamt 68 Personen und beschlagnahmte Verm?genswerte in H?he von einer Milliarde Euro. Dazu geh?ren Immobilien, Bargeld und sogar ein Fu?ball-Team.

Sizilien
Sizilien. Der historische Geburtsort der Mafia. (Quelle: Wikipedia)

Die neuen Strategien der Mafia

Am Schlag gegen die Organisation waren insgesamt 800 Polizisten aus Italien und Beh?rden aus der Schweiz, Serbien, den Niederlanden und England beteiligt.

Den Verd?chtigen wird vorgeworfen, Teil einer illegalen Glücksspieloperation zu sein. Die Anklagepunkte umfassen Geldw?sche, Steuerhinterziehung, Betrug und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung.

Die Ermittlungsbeh?rden gehen davon aus, dass die Personen Vereinbarungen mit Unternehmen aus dem Online-Sportwetten-Bereich getroffen haben.

Welche Mafiagruppen agieren in Italien?

In Italien agieren verschiedene Mafiagruppen. Die wohl bekannteste Gruppierung ist die ?Cosa Nostra“ (dt. ?unsere Sache“) aus Sizilien.

Mittlerweile haben es aber auch die ?′Ndrangheta“ aus Kalabrien und die ?Camorra“ aus Neapel in der italienischen Unterwelt zu zweifelhaftem Ruhm gebracht.

Diese Plattformen sollen genutzt worden sein, um Gelder aus verbotenen Machenschaften zu waschen. Im Austausch dafür sollen die Sportwetten-Anbieter Schutz erhalten haben. Bislang ist unklar, um welche Sportwetten-Betreiber es sich handelt, oder wie die kriminellen Handlungen im Einzelnen vonstattengingen.

Es k?nnte sein, dass Staatsanwaltschaft und Polizei diese Details aus ermittlungstaktischen Gründen zurückhalten.

Dass die italienische Mafia Wettbüros und Automatencasinos nutzt, um Gelder zu generieren und zu waschen, ist nicht nichts Neues. Bereits im Frühjahr dieses Jahres berichteten die italienischen Medien (Link auf Englisch) darüber, wie einheimische Banden mit Hilfe rum?nischer Programmierer Spielautomaten manipulierten, um sich auf diese Weise zu bereichern.

Nun scheint die Mafia Online-Wettplattformen zu nutzen, um Gelder aus illegalen Gesch?ften zu waschen

Die hei?e Spur

Das die Polizeibeh?rden insgesamt eine Milliarde Euro in Sachwerten und Bargeldern in Albanien, Luxemburg, Italien, England, Malta, Rum?nien und Deutschland beschlagnahmen konnten, ist einer ausdauernden Ermittlungsarbeit und vielleicht auch einem Qu?ntchen Glück zu verdanken.

Girolamo_Piromalli
Girolamo Piromalli war einer der legend?ren Bosse der Ndrangheta (Quelle: Wikipedia)

Auf die hei?e Spur kamen die italienischen Verfolgungsbeh?rden n?mlich nur durch die Aussage eines sizilianischen Mafiamitglieds, das die ?Omertá“ brach.

Darunter verstehen die italienischen Mafiosi eine heilige Schweigepflicht, deren Verletzung intern mit dem Tod bestraft werden kann.

Der redselige Kriminelle war im Bereich des illegalen Glücksspiels für die Mafia aktiv, wollte die Organisation allerdings verlassen.

Als er bemerkte, dass ein Ausscheiden nicht m?glich war, entschied er sich für die Kollaboration mit der Polizei.

Sie erhielt durch die Aussagen die M?glichkeit, die geheimen Treffpunkte der Organisation zu überwachen und die Strukturen der Mafia besser zu verstehen.

Im Zuge der Ermittlungen trat überraschendes zutage: W?hrend sich italienische Mafiagruppen wie die kalabrische ′Ndrangheta und die sizilianische Cosa Nostra früher gegenseitig bek?mpften, teilen die Gruppen heute einige M?rkte und verteilen Kompetenzen untereinander.

Ermittlungsleiter Federico Cafiero de Raho sagte gegenüber der italienischen Presse:

?Wir haben ein zunehmend klares Bild von der Zusammenarbeit der Mafiagruppen, die einst Konkurrenten waren (…). Wir k?nnen durch die laufenden Ermittlungen beobachten, wie die Mafia in verschiedenen Bereichen arbeitet. Wir müssen immer noch ermitteln, ob es einen festen Führungsstab gibt, oder ob sich die Vereinbarungen je nach Region ver?ndern.“

Prahlereien im Internet

Polizeibeh?rden gehen auch in ?sterreich und Deutschland gegen illegales Glücksspiel und Geldw?sche vor.

Der neueste Fall aus Italien zeigt allerdings in einem besonderen Ausma?, wie viel Geld in diesen Bereichen der Kriminalit?t verdient werden kann.

So fielen einige der italienischen Beschuldigten durch einen au?erordentlich opulenten Lebensstil auf. Auf Social-Media-Plattformen posteten sie Bilder von luxuri?sen Urlaubsaufenthalten in Las Vegas oder Paris.

Auch Fotos von teuren Uhren und Sportwagen teilten die Beschuldigten sorgenfrei im Internet. Die Postings werden nun von der Staatsanwaltschaft für die Anklage verwendet.

Kriminelle Machenschaften im Bereich Glücksspiel haben in Italien Tradition

Die neuesten Berichte über Geldw?sche, Betrug und Steuerhinterziehung im Bereich Glücksspiel sind in Italien kein Novum.

Mafiosi
Die Mafia expandierte in den 20er-Jahren auch in die USA. (Quelle: Wikimedia)

So betrogen korrupte Beamte, Mitarbeiter von Lotto-Veranstaltern und Mafiosi in den 90er-Jahren die mail?ndische Lotterie um 130 Millionen Euro.

Die Ziehung der Lottozahlen erfolgte durch Kinder, die mit verbundenen Augen nach den Glückskugeln griffen.

Was Staat und Spieler nicht wussten, war, dass die Augenbinden der Kinder manipuliert waren.

Die Kinder wurden zudem angehalten, nur bestimmte Zahlen zu ziehen. Diese Zahlen fanden sich schlie?lich auf den Lottoscheinen der Kriminellen wieder.

Der jetzige Schlag gegen die Online-Glücksspielmafia zeigt allerdings, um wieviel gr??er das Potential ist, dass das Internet für Verbrecherorganisationen heutzutage in Italien bietet.