Geldautomat kennt keine Limits: Australier verjubelt 1,1 Mio Euro in vier Monaten

Posted on: 18/12/2018, 01:15h. 

Last updated on: 18/12/2018, 06:08h.

Ein Automat verlangt keinen Einsatz und spielt Gewinne aus. Bei jedem Tastendruck. Was klingt, wie der Traum eines jeden Spielers, ist einem Australier genau so passiert. Vier Monate lang lebte der 29-J?hrige in Saus und Braus, dann begannen die Alptr?ume. Eine bizarre Geschichte vom Glück.

Geldregen
Fluch oder Segen? Einen Australier traf ein unerwarteter Geldregen (Quelle:pixabay.com/kalhh, licensed under CC0)

?Man lebt nur einmal“, das dürfte sich Barkeeper Dan gedacht haben, als er inmitten von 20 Freunden und fremden Gesichtern mit einem für umgerechnet rund 55.000 Euro gecharterten Privatjet auf eine Insel nahe Bali flog.

Eine nie versiegende Quelle

Begonnen hatte alles, als Dan, ein Barmann aus der kleinen australischen Stadt Wangaratta im Südosten Australiens, eines Abends beim Ausgehen mit Freunden eine Runde ausgeben wollte und seine Karte beim Bezahlen abgelehnt wurde. Dan machte sich zum n?chsten Geldautomaten auf, um seinen Kontostand zu checken. Das Ergebnis war ernüchternd:

Ganze drei australische Dollar waren noch verfügbar.

Nun war diese Erkenntnis aber nicht so ernüchternd, dass Dan nicht versucht h?tte, auf Gut Glück doch eine Auszahlung zu erhalten. Und siehe da: Der Automat spuckte die angeforderten 100 Dollar anstandslos aus.

Dan, hocherfreut, machte sich auf den Weg zurück zur Bar, wo ein Drink dem n?chsten folgte. Doch das Erlebte lie? ihn nicht los: Was, wenn er noch mehr abheben k?nnte? Und tats?chlich: Mitten in der Nacht probierte er sein Glück erneut: Erst mit 250, dann mit 300 Dollar – die Maschine spuckte aus, was Dan wollte.

Traum oder Wirklichkeit?

ATM
Der Automat konnte das verfügbare Kontoguthaben nicht prüfen und zahlte immer weiter aus (Quelle:pixabay.com/3dman_eu, licensed under CC0)

Am n?chsten Morgen, noch unter Restalkohol stehend, vermutete der 29-J?hrige, sich den unverhofften Geldregen nur eingebildet zu haben, doch ein Blick ins Portemonnaie best?tigte seine Erinnerungen: Es war prall mit Banknoten gefüllt.

In der n?chsten Nacht stattete Dan dem Automaten einen weiteren Besuch ab, mit demselben Ergebnis: Tausende von Dollar gingen in Dans Besitz über. Der hatte n?mlich versehentlich einen schwerwiegenden Fehler im System entdeckt:

Zwischen Mitternacht und 1 Uhr morgens unterbrach das Ger?t die Verbindung zum System, tats?chlich verfügbare Kontoguthaben wurden nicht abgerufen, dafür beliebige Betr?ge ohne weitere Prüfung ausgezahlt.

Dan erkannte das Prinzip und nutzte es von nun an grenzenlos aus:

Auf Knopfdruck Hunderte abheben zu k?nnen, war eine ziemlich suchterregende Sache – Ich fühlte mich wie ein Steinzeitmensch, der das Feuer entdeckt hatte.

Dass die n?chtlichen Abhebungen am n?chsten Tag als Minus in seinem Konto aufgeführt wurden, hielt ihn nicht auf: Weder wurde sein Konto gesperrt, noch meldete sich die Bank bei ihm. Die einzige Konsequenz der Abhebungen waren rote Ziffern auf den Kontoauszügen.

Diese bereiteten Dan, der seinen Lebensstil mittlerweile dem unverhofften Reichtum angepasst hatte, durchaus Kopfzerbrechen. Sie hinderten ihn aber nicht daran, sein ganz pers?nliches Erfolgsmodell weiterhin zu verfolgen.

So g?nnte sich der Barmann, der bei seinem Job 500 Dollar in der Woche verdiente, Besuche in feinen Restaurants und veranstaltete regelm??ig wilde Partys.

Rote Zahlen: Ein Grund, aber kein Hindernis

Mit dem stetig und ins Unermessliche anwachsenden Minus auf seinem Konto im Hinterkopf, begann Dan sein Heil im Glücksspiel zu suchen. Seine Hoffnung: Gro?e Gewinne einzufahren, um damit sein Konto ausgleichen und so den unvermeidlich scheinenden Konsequenzen entgehen zu k?nnen.

Tats?chlich entpuppten sich sowohl Hoffnung als auch Sorge als unbegründet: Zwar reichten die mageren Gewinne nicht mal im Ansatz aus, das mittlerweile auf sechs Stellen vor dem Komma angewachsene Minus verschwinden zu lassen, gleichzeitig blieb die bang erwartete Reaktion der Bank aber aus.

Dass Dan seinen Job verlor, weil er w?hrend der Arbeitszeit mit dem Glücksspiel besch?ftigt war und seine Freundin ihn verlie?, nahm er eher als Randnotiz wahr. So hatte er schlie?lich mehr Zeit, sich all den Genüssen hinzugeben, die sein pl?tzliches Verm?gen ihm erm?glichte.

Champagnerflasche
Statt G?sten Drinks zu servieren, trank Barkeeper Dan nun selbst Champagner (Quelle:pixabay/vwonko, licensed under CC0)

Lifestyle of the rich and the famous

Es folgten rauschende Partys in exklusiven Locations, ma?geschneiderte Anzüge, Kaviar, Champagner und Edel-Escorts. Ein Leben wie im Film.

Und da Dan bei allem, was man ihm vorwerfen mag, keineswegs geizig war, lie? er seine Freunde nicht nur an seinem neuen Lifestyle teilhaben, sondern erfüllte ihnen auch Tr?ume. So übernahm er die Unigebühren des einen und schickte einen anderen zum Studieren nach Frankreich.

Und auch Fremde kamen in den Genuss der Freigiebigkeit des ehemaligen Barkeepers: So mietete er einen Minibus, der alle Backpacker-Hostels in Melbourne abfuhr und die G?ste zu von Dan veranstalteten Pool-Partys brachte. Natürlich alles inklusive.

Das b?se Erwachen

Doch wie es meistens ist, folgte auch für Dan auf die Party der Kater: Er entwickelte Angstst?rungen, bekam Panikattacken. Die Furcht, erwischt zu werden, nahm überhand.

Einmal wachte Dan am Morgen schwei?gebadet auf, im Traum hatte ein SWAT-Team sein Hotelzimmer gestürmt. Als es an der Tür klopfte mischten sich Schock und Erleichterung: Jetzt hatten sie ihn, endlich war es vorbei.

Tats?chlich war es nur das Zimmerm?dchen, das wissen wollte, ob er frische Handtücher ben?tige.

Als Dan die Anspannung nicht mehr aushielt, entschied er sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und einen Psychologen aufzusuchen. Der erste Versuch scheiterte: Der Experte fühlte sich von Dans Geschichte überfordert und schickte ihn fort. Der zweite hatte nur einen Rat: Dan müsse sich stellen, um sein Gewissen zu erleichtern.

Dan stellt sich – und dann?

Den Schritt zur Polizei wagte Dan nicht, doch er t?tigte keine Abhebungen mehr. Als das letzte Geld verbraucht war, kontaktierte er seine Bank und kl?rte sie auf. Die Polizei werde sich bei ihm melden, teilte man ihm daraufhin mit. Dan wartete vergeblich.

In der Folge teilte er seine Geschichte mit diversen australischen Zeitschriften, gab sogar einem bekannten TV-Magazin ein Interview?(Video auf Englisch). Auch dies zun?chst folgenlos.

Erst drei Jahre, nachdem Dan sein unerwartetes Glück an den Nagel geh?ngt und sich offenbart hatte, wurde er wegen Diebstahl und Betrug in 111 F?llen festgenommen.

Vor Gericht, so erz?hlt es Dan, herrschte dann allgemeine Ratlosigkeit:

Die Verhandlung war seltsam, denn niemand verstand wirklich, was ich getan hatte. Nicht der Richter, nicht der Staatsanwalt. Es war sehr seltsam.

Tats?chlich hatte die Bank die Informationen, die Dan und seine Vergehen betrafen, unter Verschluss gehalten. Dan, der sich in allen Anklagepunkten schuldig bekannte, wurde zu einem Jahr Gef?ngnis und einer Zahlung von 250.000 Dollar verurteilt.

Heute ist er wieder in Freiheit und arbeitet als Barkeeper für 12,50 Dollar die Stunde. Ob es sich gelohnt hat? Die Erinnerung sei etwas verschwommen, doch er habe eine gute Zeit gehabt, sagt Dan. Und überhaupt lebe man ja nur einmal.