Pferdegrippe legt Gro?britanniens Rennindustrie lahm

Posted on: 08/02/2019, 02:41h. 

Last updated on: 08/02/2019, 02:41h.

Am Mittwoch wurden in Gro?britannien einige aktive Rennpferde positiv auf Influenza-A-Viren getestet, obwohl diese geimpft waren. Um eine Verbreitung der daraus resultierenden Pferdegrippe zu vermeiden, hat die britische Pferderennbeh?rde (BHA) vorerst s?mtliche Events und Rennen abgesagt.

Pferderennen
Rennpferde an Influenza erkrankt (Bild: Wikipedia)

Angst bei Trainern und Beh?rden

In kaum einem Land sind Pferderennen heute so bedeutsam und gefragt wie im Vereinigten K?nigreich. Die gewinnorientierten Rennen sind eine Tradition im Land und Trainer, Eventmanager und Buchmacher profitieren von der milliardenschweren Industrie. Doch was passiert, wenn die gesamte Industrie für eine Weile zum Stoppen kommt?

Mit diesem Szenario sieht sich Gro?britannien in dieser Woche konfrontiert, denn einige der besten Rennpferde, die in dieser Woche an den Start gehen sollen, haben sich mit dem Pferdegrippe-Virus infiziert, und zwar trotz vorsorglicher Impfung.

Wie die britischen Medien berichteten, handelt es sich bei den best?tigten F?llen um drei Pferde von Trainer Donald McCain (48), dessen Rennpferde seit Jahren mit Erfolg an verschiedenen Rennen des Landes teilnehmen.

Er selbst scheint den Stein ins Rollen gebracht zu haben und lie? von seinem Tierarzt entsprechende Tests durchführen, nachdem er von Ausbrüchen der Pferdegrippe in anderen Teilen Europas geh?rt hatte.

Pferd Nüstern
Virus im Nasensekret nachweisbar (Bild: Flickr)

Als die Tests sich als positiv erwiesen, informierte McCain umgehend die Beh?rden, da seine Pferde kürzlich an mehreren Rennen teilgenommen hatten und so in Kontakt mit zahlreichen anderen Pferden gekommen waren.

Am Mittwoch dieser Woche hatten die Pferde n?mlich in Ludlow und Ayr an Rennen teilgenommen. Die BHA kontaktierte daraufhin die Trainer aller anderen teilnehmenden Pferde. Diese sollten ihre Tiere vorsorglich in Quarant?ne schicken und sich m?glichst wenig bewegen lassen.

Unter den Trainern herrscht nun gro?e Sorge, dass auch ihre Tiere infiziert worden sein k?nnten. Dabei ist unklar, wo genau McCains Pferde mit dem Virus in Berührung gekommen sein k?nnten. Bei den meisten Rennen sind gut 70 bis 100 Pferde auf engstem Raum untergebracht. Die genaue Verbreitung eines aggressiven Virus kann somit schwer nachvollzogen werden.

Am meisten beunruhigt die Trainer und Beh?rden die Tatsache, dass die Tiere trotz der vorsorglichen Impfung erkrankten. Eine zweite Booster-Impfung wird daher aktuell bei noch nicht erkrankten Tieren empfohlen. Wie wirksam diese ist, kann derzeit aber niemand einsch?tzen.

Die Pferdeinfluenza wird durch die Virus-Subtypen H7N7 und H3N8 übertragen und ist innerhalb der Spezies h?chst ansteckend. Der Virus verursacht eine schwere Erkrankung der Atemwege und verbreitet sich leicht über die Luft. Die Reichweite des Virus kann bis zu 30 und 50 Meter betragen, bis ein neuer Wirt gefunden ist. Die Inkubationszeit bei neu infizierten Tieren betr?gt zwischen 1 und 3 Tagen, bevor erste Symptome auftreten.

Impfschutz ist wie bei jedem Grippevirus nur begrenzt wirksam, da die Viren schneller mutieren k?nnen, als neue Impfstoffe entwickelt werden k?nnen. Sind die Tiere einmal infiziert, k?nnen sie Wochen bis Monate an den Grippesymptomen leiden. ?hnlich wie beim Menschen werden die Pferde von hohem Fieber, Husten und nasalem Ausfluss geplagt. Gesunde erwachsene Tiere überkommen die Infektion in der Regel aber, ohne Folgesch?den davon zu tragen.

Sorge um Cheltenham

Noch am Mittwochabend sagte die BHA s?mtliche bevorstehenden Events ab, vorl?ufig bis n?chste Woche Dienstag. Die Tiere, die in der Zwischenzeit m?glichst isoliert gehalten werden sollen, würden nun einzeln auf den Virus getestet.

Davon ausgehend, dass die Tiere zuletzt am Mittwoch zusammenkamen, müsse man in jedem Fall die gew?hnliche Inkubationszeit des Virus abwarten, bevor eine weitere Entscheidung getroffen werden k?nne.

Folgende Events abgesagt:

Donnerstag, 7. Februar: Chelmsford City, Doncaster, Huntingdon, Ffos Las

Freitag, 8. Februar: Kempton, Newcastle, Southwell, Bangor

Samstag, 9. Februar: Lingflield, Uttoxeter, Warwick, Newbury, Wolverhamptom

Sonntag, 10. Februar: Exeter, Southwell, Musselburgh

Montag, 11. Februar: Hereford, Exeter, Catterick, Wolverhampton

Dienstag, 12. Februar: Lingfield, Newscastle, Ayr

Die Betroffenen hoffen, dass ab n?chster Woche wieder normaler Betrieb herrschen kann und obwohl die Beh?rden sich allgemein zuversichtlich zeigen, blickt man bereits jetzt mit Sorge auf das gro?e Cheltenham Festival [Seite auf Englisch], welches in weniger als fünf Wochen stattfinden soll.

Vom 12. bis 15. M?rz 2019 soll das gro?e britisch-irische Pferderennen wie in jedem Jahr im englischen Cheltenham auf der gleichnamigen Rennstrecke stattfinden. Das Festival ist im britischen Pferderennsport eines der gr??ten und wichtigsten überhaupt, doch im schlimmsten Fall werden die Beh?rden auch dieses Event absagen müssen. Dies geschah zuletzt im Jahr 2001.

Nicht die ersten F?lle in diesem Jahr

Die aktuelle Grippe macht derzeit insbesondere deswegen Schlagzeilen, da es sich bei den infizierten Pferden um geimpfte Tiere handelt. Keineswegs jedoch sind die drei offiziell best?tigten F?lle die ersten dieses Jahres.

Bereits im Januar wurde bei vier verschiedenen Pferden Influenza diagnostiziert. Hierbei handelte es sich um ungeimpfte Tiere aus Essex, Cheshire, Derbyshire und Lincolnshire. Bei allen vieren konnte der Virus des Stranges H3N8 festgestellt werden.

Auch au?erhalb Gro?britanniens kam es jüngst zu Ausbrüchen der Erkrankung, unter anderem bei geimpften Pferden. Insgesamt sind aus den L?ndern Frankreich, Belgien und Irland 11 best?tigte akute F?lle bekannt.

Vier F?lle wurden bereits im Dezember in Frankreich best?tigt, was darauf hindeuten k?nnte, dass der Virus sich von dort aus verbreitet haben k?nnte. Wie die franz?sische Zeitung ?La Voir Du Nord“ berichtete, seien im Januar wegen der Grippe rund 200 Pferde in Quarant?ne untergebracht worden.

Ein wiederkehrendes Problem

Noch ist der technologisch-medizinische Fortschritt l?ngst nicht so weit, dass ein vollst?ndiger Schutz gegen Viren gew?hrleistet werden kann. Und so werden wir alle Jahre wieder mit ?hnlichen F?llen konfrontiert, bei Menschen, bei sogenannten ?Nutztieren“, bei V?geln oder Rennpferden.

Im Jahr 2007 gab es einen sehr ?hnlichen Fall zu dem aktuellen Ausbruch. In Australien musste die gesamte Pferderennindustrie für 72 Stunden einhalten und zahlreiche Events abgesagt werden. Dort brach der gleiche Grippevirus aus und sorgte für Chaos.

Sydney
Ein ?hnlicher Fall vor Jahren in Sydney (Bild: Wikipedia)

Erst nach Monaten schafften es die Australier, die Epidemie unter Kontrolle zu bekommen, doch der berühmte Sydney Spring Racing Carnival musste in dem Jahr abgesagt werden.

Doch nicht immer ist es ein Grippevirus, an dem Massen von Pferden erkranken. Als im Jahr 2001 das Cheltenham Festival abgesagt wurde, handelte es sich in der Tat um die Maul- und Klauenseuche.

Im Jahr 2016 hingegen waren zahlreiche Rennpferde im Land von einer ?hnlichen Atemwegserkrankung betroffen. Besonders schlimm war der Ausbruch dabei in der englischen Stadt Newmarket, wo gut 3.000 Tiere untergebracht sind. Der genaue Virenstrang konnte dabei nie identifiziert werden.

Auch in der Zukunft wird man derartige Epidemien nicht unter Garantie verhindern k?nnen. Das aktuell schnelle und verantwortungsvolle Handeln und die gro?e Fürsorge der Trainer und Beh?rden sind jedoch beispielhaft dafür, wie man in ?hnlichen Extremsituationen handeln sollte.

Es bleibt zu hoffen, dass sich die erkrankten Rennpferde vollst?ndig erholen und keine weiteren Pferde infiziert werden.