Gauselmann will polnischen Buchmacher Totolotek übernehmen

Posted on: 27/03/2019, 01:22h. 

Last updated on: 29/03/2023, 12:27h.

Der deutsche Glücksspielkonzern Gauselmann plant den polnischen Sportwetten-Anbieter Totolotek zu übernehmen. Das in Warschau ans?ssige Unternehmen mit 560 Mitarbeitern soll zukünftig der Gauselmann-Tochterfirma Merkur Sportwetten GmbH angegliedert werden und polnischen Spielern die M?glichkeit bieten, ihre Wetten über Merkur zu platzieren.

Wettbuero Totolotek
Ein Wettbüro von Totolotek in Polen. (Quelle: Wikipedia)

Totolotek ist bereits seit 1992 in Polen aktiv und geh?rte bislang zum griechischen Glücksspielunternehmen Intralot. Der Buchmacher betreibt in Polen mehr als 260 lizenzierte Wettlokale, sowie eine eigene App und Website, auf der Wetten für Sportereignisse offeriert werden.

Die Meldung von der übernahme kam nur wenige Tage, nachdem sich Gauselmann und Intralot über eine Aktienkaufoption geeinigt und das Vorhaben der polnischen Beh?rde für Wettbewerb und Verbraucherschutz vorgelegt hatten.

Für Gauselmann w?re es schon die zweite Investition in den internationalen Sportwettenmarkt innerhalb eines Jahres. Bereits im Frühjahr 2018 übernahm der Glücksspielanbieter mit Sitz in Espelkamp 50 % der Anteile des belgischen Buchmachers BetCenter.

Ziel von Gauselmann und seinen Subunternehmen ist es, die europ?ischen Operationen im Sportwetten-Sektor auszuweiten und in attraktive, neue M?rkte zu investieren, wie Merkur-Sportwetten-Chef Niko Steinkrau? anl?sslich der bevorstehenden übernahme sagte:

?Sportwetten sind in Polen ?u?erst beliebt und für viele Fu?ballfans ein wesentlicher Bestandteil eines guten Spiels. Die übernahme von Totolotek ist ein wichtiger Teil unserer Wachstumsstrategie, um den polnischen Markt zu erschlie?en und damit neben Deutschland, ?sterreich, D?nemark und Belgien einen weiteren Kernmarkt in Europa zu gewinnen.“

Polens profitabler Sportwettenmarkt

Dass die Gauselmann-Gruppe gerade in den polnischen Sportwettenmarkt investiert, ist kein Zufall. Der Glücksspielsektor boomte seit dem Beginn der Vergabe von Privatlizenzen an Buchmacher im Jahre 2017 und wuchs seitdem stetig weiter.

Allein im ersten Jahr nach der Reformierung des Glücksspielgesetzes setzte die Sportwetten-Sparte in Polen gesch?tzte 3.4 Milliarden Z?oty (ca. 790 Millionen Euro) um. Dies stellte ein Umsatzwachstum von 105 % im Vergleich zum Vorjahr dar.

Insgesamt machten Sportwetten damit 26.4 % des Gesamtumsatzes der Glücksspielbranche aus und bescherten dem Staat Steuern in Millionenh?he.

Im Jahre 2018 konnten die polnischen Buchmacher schlie?lich ein weiteres Rekordplus verzeichnen. So nahmen landbasierte- und Online-Sportwettenanbieter im letzten Jahr 5.1 Milliarden Z?oty (ca. 1.19 Milliarden Euro) ein. Dies entspricht einen Gewinnsprung von 55 %.

Sollten die polnischen Regulatoren zu den derzeit bestehenden 14 Privatlizenzen weitere Zulassungen erteilen, k?nnte das Gesch?ft der Buchmacher auch 2019 pr?chtig florieren.

Diese Sportwetten sind in Polen am popul?rsten

Polnische Spieler setzen auf eine Vielzahl von Sportarten. Zu den beliebtesten geh?ren:

  • Fu?ball
  • Volleyball
  • Hockey
  • Boxen
  • Handball

Der schwere Weg zu einer Sportwetten-Lizenz in Polen

Obwohl es als Fortschritt angesehen werden kann, dass Polen nach Jahrzehnten des staatlichen Wettmonopols private Lizenzen an Sportwettenbetreiber vergibt, bleibt der Beantragungsprozess unübersichtlich.

So müssen Online-Buchmacher im Rahmen einer Lizenzbewerbung eine Fülle von Unterlagen und technischen Dokumentationen an das zust?ndige Finanzamt übergeben, die unter anderem Details über die Sicherungsmechanismen der Wetten enthalten sollen.

Ist diese Hürde genommen, muss der Bewerber je nach Art der Lizenz eine Sicherheitsleistung hinterlegen. Für Online-Sportwettenanbieter wird beispielsweise eine Sicherheit in H?he von 480.000 Z?oty (ca. 111.670 Euro) f?llig. Betreiber eines Wettlokals zahlen nur 40.000 Z?oty (ca. 9.300 Euro) an die Finanzbeh?rden.

Zus?tzlich dazu ist eine obligatorische Einmalzahlung der Lizenzgebühr vorgesehen. Sie betr?gt bei Online-Wetten 403.000 Z?oty (ca. 93.760 Euro). Bei landbasierten Wettbüros h?ngt ihre H?he von der Anzahl der angemeldeten Wettlokale ab.

Diese Steuern werden für Wetten in Polen verlangt

Wie in vielen anderen europ?ischen L?ndern, müssen auch in Polen Einkommenssteuern und Glücksspielsteuern an den Staat abgeführt werden.

Logo Finanzministerium Polen
In Polen ist das Finanzministerium der Regulator für Glücksspiel. (Quelle: Wikipedia)

Einkommenssteuer für Einnahmen aus dem Glücksspiel muss der Lizenznehmer monatlich deklarieren und zus?tzlich eine Glücksspielsteuer zahlen. Der Umfang beider Abgaben h?ngt von der Art des angebotenen Produktes ab und betr?gt im Fall von Sportwetten 12 %.

Spieler müssen alle Gewinne bis zu einer H?he von 2.280 Z?oty (ca. 530 Euro) nicht deklarieren. Sollte der Spieler einen gr??eren Gewinn erzielt haben, wird der Einkommenssteueranteil des Gewinns vom Glücksspielanbieter übernommen.

Diese spielerfreundliche Regelung gilt allerdings nur für Gewinne, die in polnischen Glücksspielst?tten gemacht wurden. Spieler, die auf Angebote europ?ischer Online-Anbieter zurückgreifen, müssen die Einkommenssteuer selbst zahlen.

Es tut sich was in Polen

Auch wenn Polen seinen Glücksspielmarkt jahrelang vor ausl?ndischen Anbietern abschirmte, zeigt sich, dass die Vergabe von Privatlizenzen einen positiven Effekt auf die polnische Wirtschaft hat.

Die Ums?tze der Unternehmen stiegen seit der Neuregulierung des Online-Glücksspielmarktes stetig und lie?en auch den Steuertopf anschwellen.

Polen k?nnte damit als wichtiges Beispiel dafür gelten, wie ein europ?ischer Staat einen unregulierten Glücksspielmarkt in geregelte Bahnen lenkte.