Problemspielerin gezielt gelockt? Online Casino LeoVegas erneut in der Kritik

Posted on: 24/04/2019, 12:32h. 

Last updated on: 24/04/2019, 12:45h.

Obwohl ihr problematisches Spielverhalten hochauff?llig war und detailliert dokumentiert wurde, sollen die Online Casino Betreiber LeoVegas und Casumo eine Britin trotz aller Warnzeichen mit immer neuen Anreizen wiederholt zum Weiterspielen gelockt haben. Nun hat sie Schulden im sechsstelligen Bereich und macht nicht nur den Betreibern, sondern auch der britischen Gambling Commission schwere Vorwürfe.

Frau Handy
Insbesondere das Glücksspiel am Handy hatte es der Frau angetan (Quelle:pixabay.com/pcjumbo_com)

Obwohl ihre Kreditkarten immer wieder abgelehnt wurden und sie bereits Zehntausende verloren hatte, soll es einer heute 40-J?hrigen erm?glicht worden sein, in einem Online Casino in nur einer Nacht Eins?tze in H?he von 380.000 Pfund Sterling (rund 438.000 Euro) zu platzieren.

Die traurige Bilanz der neunstündigen Session: Ein Verlust von umgerechnet knapp 58.000 Euro.

Vom inneren Druck in die Spielsucht

Schriftzug Debt
Die ehemalige Finanzberaterin hat heute Schulden im sechsstelligen Bereich (Quelle:pixabay/TheDigitalArtist)

In einem ausführlichen Audio-Beitrag (Seite auf Englisch) folgt der Sender BBC dem Weg von ?Katie“ in die Online-Spielsucht.

Ihren echten Namen m?chte die ehemals erfolgreiche und gutsituierte Finanzberaterin nicht nennen.

Zu gro? sind die Scham und die Angst, beruflich nie wieder Fu? fassen zu k?nnen, wenn sich herumspr?che, dass sie, deren Job der Umgang mit dem Geld Anderer ist, die Kontrolle über ihre eigenen Finanzen verloren habe.

Katie erkl?rt ihr exzessives damaliges Verhalten partiell mit den Schwierigkeiten, denen sie in ihrem beruflichen Umfeld ausgesetzt gewesen sei:

Für ein Jahresgehalt im hohen fünfstelligen Bereich habe sie in ihrem Job im Finanzsektor viel leisten müssen und st?ndig unter Druck gestanden.

Alles nur ein Spiel?

Nachdem sie begonnen habe, den Schlafmangel mit Wachmacher-Drogen auszugleichen, sei schnell das Glücksspiel hinzugekommen. Insbesondere am Abend sei sie mit Werbung für Online Casinos ?bombardiert“ worden und habe sich schlie?lich entschieden, ihrer Neugier nachzugeben.

Die in Schweden und Malta ans?ssige LeoVegas Gruppe wurde 2011 gegründet und machte sich einen Namen als Online Glücksspielanbieter.

Insbesondere der Mobile Gaming Sektor verhilft dem b?rsennotierten Unternehmen zu einem j?hrlichen Umsatz von derzeit rund 83 Millionen Euro. Hauptzielmarkt von LeoVegas sind Gro?britannien und Skandinavien.

Gerade, weil sie das Online Casino immer über ihr Handy betreten habe, habe sich alles wie ein harmloses Spiel angefühlt. Insbesondere ein Tetris-?hnliches Game habe es ihr angetan und sie immer mehr Geld verlieren lassen.

Je h?ufiger sie gespielt habe, desto mehr sei sie vom Glücksspielbetreiber kontaktiert und umworben worden.

Neun Kreditkarten in acht Wochen

Finanziert worden sei ihre Sucht durch ihre bis dato tadellose Kreditf?higkeit:

Kreditkarten
Innerhalb von zwei Monaten reizte die Frau neun Kreditkarten aus (Quelle:torange.biz, licensed under CC BY-Sa 4.0)

Neun Kreditkarten habe sie innerhalb von nur zwei Monaten bis zum Limit ausgereizt, den Gro?teil ihrer Schulden in H?he von insgesamt 125.000 Pfund Sterling in nur zwei N?chten angeh?uft.

Nach den herben Verlusten habe sie sich an die Betreiberfirmen gewandt und Beschwerde eingelegt, dass ihr rauschhaftes Spiel nicht unterbrochen worden sei, obwohl klar ersichtlich h?tte sein müssen, dass sie die Kontrolle verloren habe.

In diesem Zuge forderte Katie auch die Dokumentation ihrer Aktivit?ten und ihrer Konten bei den Anbietern an und erschrak erneut:

Die Dokumente belegten eindeutig, so Katie, wie extrem ihr Verhalten gewesen sei. Gleichzeitig habe man ihr insbesondere nach ihren verlustreichen Abstürzen gezielt weitere Spielanreize geboten.

So wurden ihrem Spielerkonto beispielsweise als ?Neujahrsgeschenk“ 100 Pfund gutgeschrieben, zwei Wochen nachdem sie in einer Nacht über 50.000 Pfund Sterling verspielt hatte.

Auf Nachfrage der BBC gaben die Betreiberfirmen keine Antwort: Man ?u?ere sich generell nicht zu einzelnen F?llen, hie? es unisono.

Glücksspielbeh?rde zahnloser Tiger?

Weniger wortkarg gab sich die Gambling Commission bei der Katie ihren Fall bereits ein Jahr zuvor eingereicht hatte.

Doch auch hier Ernüchterung: W?hrend die Frau auf Hilfe seitens der Beh?rde hoffte, erkl?rte deren Executive Director, in einzelnen F?llen keine Handhabe zu haben:

Man untersuche jegliche Beschwerde und beziehe alle erhaltenen Informationen in die Gesamtschau mit ein. Aktiv werde die Gaming Commission aber auf breiter Front und nicht in Einzelf?llen. Ihr pers?nlich werde man nicht weiterhelfen k?nnen.

Ein für Katie unbefriedigendes Gespr?ch:

Die Gambling Commission hat die Aufgabe, Problemspieler vor Schaden zu schützen. Ich fühle mich nicht sonderlich geschützt.

“Ein Notfall für die ?ffentliche Gesundheit”

Ihr Leben sei ruiniert, so wie das von gesch?tzt rund einer halben Million weiterer Spielsüchtiger in Gro?britannien, so die 40-J?hrige.

Es sei gerechtfertigt, in diesem Kontext von einem ?Notfall für die ?ffentliche Gesundheit“ zu sprechen, weswegen die Politik dringend zur Tat schreiten müsse.

Katie hat mittlerweile eine Therapie gemacht. Die dafür f?lligen 34.000 Pfund Sterling sponsorte Casino-Betreiber LeoVegas.

Man wolle Katie, so lie? das Unternehmen wissen, mit diesem Schritt in ihrer misslichen Lage helfen. Verantwortung für die Situation übernehme man aber nicht.