Gaming Innovation Group zieht sich vom schwedischen Sportwetten-Markt zurück

Posted on: 10/07/2019, 12:40h. 

Last updated on: 10/07/2019, 12:58h.

Der Online Casino- und Sportwetten-Betreiber Gaming Innovation Group (GiG) gab am Montag bekannt, sein Sportwetten-Angebot in Schweden zeitweise vom Markt zu nehmen. Grund seien regulatorische Unklarheiten.

Hand, die Mobiltelefon greift
Mobile Sportwetten sind für GiG-Kunden in Schweden nicht l?nger m?glich. (Quelle: https://www.doncio.navy.mil)

Betroffen sind Spieler der Online Casinos Guts und Rizk, die zum Kerngesch?ft des 2008 gegründeten Unternehmens geh?ren. Der b?rsennotierte Konzern ist mit seinen Marken derzeit sowohl in Malta, Gibraltar und Gro?britannien als auch in Schweden, Spanien, New Jersey (USA) und Schleswig-Holstein (Deutschland) lizenziert.

Keine klaren Richtlinien

In einem Statement (Link auf Englisch) erkl?rte das Unternehmen, dass lediglich schwedische Produkte von der Aussetzung betroffen seien. In anderen L?ndern gehe der Sportwetten-Betrieb weiterhin normal von statten.

GiG-CEO Robin Reed führte die Gründe für den tempor?ren Rückzug in der Stellungnahme aus:

?Wir befinden uns aufgrund der Unklarheit in der schwedischen Glücksspielverordnung in einer unm?glichen Situation. Wir müssen die Gesellschaft und ihre Aktion?re vor m?glichen Strafen, die auf solchen Unklarheiten beruhen, schützen. Diese Ma?nahme wurde ergriffen, da es letztendlich von entscheidender Bedeutung für uns ist, die Vorschriften einhalten. Daher haben wir beschlossen, weitere Wetten vorübergehend auszusetzen, bis dies gekl?rt werden kann. Wir glauben, dass die aktuellen Regeln für Online-Sportwetten verschiedene Interpretationen zulassen, was Unsicherheit darüber l?sst, ob ein Betreiber tats?chlich konform agiert oder nicht (…).

Das intransparente schwedische Glücksspielgesetz und das Handeln des schwedischen Glücksspielregulators Spelinspektionen h?tten ferner eine ?allgemeine Unsicherheit auf dem Markt“ geschaffen, so Reed. Der Konzern ermutige die Beh?rden dabei, die Gesetze klar zu bestimmen, um Fehlinterpretationen zukünftig zu vermeiden. Erst dann wolle GiG wieder auf dem Sportwetten-Markt t?tig werden.

Ist GiG der Strafen überdrüssig?

Obwohl die GiG-Unternehmensführung mit ihren Erkl?rungen über regulatorische Unklarheiten einigerma?en vage blieb, k?nnten die kürzlich gegen das Tochterunternehmen Zecure Gaming verh?ngten Geldbu?en mit dem Exit zu tun haben.

Die Firma listete im Winter 2019 das U17-Fu?ballspiel zwischen Georgien und der Slowakei in seinem Wett-Portfolio. Eine Tatsache, die die Spelinspektionen auf den Plan rief. Nach Auffassung der Beh?rden verstie?en Wettangebote auf die Spiele Minderj?hriger gegen das schwedische Glücksspielrecht.

Aus diesem Grund sind Wetten auf die Spiele Minderj?hriger in Schweden verboten

Die schwedische Glücksspielaufsicht rechtfertigt das Verbot mit dem Jugendschutz. Sportler unter 18 Jahren sollen von den potenziellen Negativauswirkungen der Sportwetten geschützt werden. Zu diesen z?hlen unter anderem die Gefahren manipulierter Spiele und das Risiko, in diese involviert zu werden.

Bereits vor wenigen Wochen mussten acht in Schweden operierende Online-Glücksspielbetreiber empfindliche Geldstrafen hinnehmen, weil sie Wetten auf Spiele Minderj?hriger anboten. Darunter befanden sich namhafte Anbieter wie TSG Interactive (Betreiber von PokerStars), Betfair und Bethard.

GiG r?umte die Verfehlung zwar ein, argumentierte jedoch, gar keine Wetten auf das Spiel angenommen zu haben. Die Spelinspektionen schien diese Argumentation nicht zu überzeugen. Sie verh?ngte dennoch eine Geldstrafe in H?he von 3.5 Millionen SEK (ca. 330.000 Euro) gegen das Glücksspielunternehmen, das sich weiterhin im Recht sieht und Widerspruch gegen die Entscheidung ankündigte.

Eine rechtliche und wirtschaftliche Auseinandersetzung

Für GiG geht es bei dem Streit mit den schwedischen Beh?rden vermutlich nicht nur um eine rein rechtliche, sondern eine wirtschaftliche Auseinandersetzung. Die Unternehmensgruppe verlor seit der ?ffnung des schwedischen Glücksspielmarktes viel Geld.

Grund hierfür sind hohe Ausgaben für Vertrieb und Marketing, aber auch für die regulatorischen Anpassungen in Schweden. So sieht das seit 2019 implementierte Glücksspielgesetz eine Glücksspielsteuer in H?he von 18 % vor, die sich substanziell auf die Gewinnmargen der Online Casinos auswirkt.

Wie GiG in seinem Bericht für das 1. Quartal 2019 darlegte, fiel der Unternehmensumsatz seit dem 4. Quartal 2018 um 13 % auf insgesamt 32 Millionen Euro.

Der zwischenzeitliche Abschied vom schwedischen Sportwetten-Markt k?nnte nun bedeuten, dass man die Verluste begrenzen will. Der wacklige Spagat zwischen legalem Online Glücksspiel und hohen Strafen und Ausgaben scheint dem Unternehmen langfristig ein zu hohes wirtschaftliches Risiko zu sein.