Illegales Glücksspiel und moderne Sklaverei? China verwarnt die Philippinen

Posted on: 10/08/2019, 05:30h. 

Last updated on: 09/08/2019, 05:33h.

Die chinesische Führung zeigt sich besorgt über den Umgang der philippinischen Regierung mit chinesischen Arbeitern im Glücksspielsektor und illegale Glücksspielangebote philippinischer Offshore Online Casinos. Am Donnerstag ver?ffentlichte die chinesische Botschaft in Manila ein Statement, in dem sie dem Nachbarstaat Folter und moderne Sklaverei vorwarf und Konsequenzen androhte.

Wie steht um die Arbeitsbedingungen in chinesischen Offshore Online Casinos? (Quelle:pexels.com)

Folter und Mord bei Offshore Online Casinos?

In einem aktuellen Statement fordert China die Regierung der Philippinen auf, die Rechte zehntausender Chinesen im Land zu wahren und zu schützen. Konkret geht es um die Arbeits- und Lebensbedingungen der mehrheitlich chinesischen Angestellten von Offshore Online Casinos, sogenannter POGOs.

Das von der chinesischen Botschaft in Manila ver?ffentlichte Schreiben prangert an, dass viele Chinesen unter falschen Vorw?nden ins Land gelockt würden und als Besch?ftigte in der illegalen Glücksspielindustrie endeten. Dort würde ihre pers?nliche Freiheit so weit beschnitten, dass man von moderner Sklaverei sprechen k?nne:

Ihre P?sse werden ihnen abgenommen von philippinischen Angestellten konfisziert. Sie sind darauf beschr?nkt, an bestimmten Orten zu arbeiten und zu leben. Einige wurden k?rperlich gefoltert, verletzt oder sogar ermordet.

?Kein Kontakt zu Einheimischen“

Mit dem Schreiben reagiert China auf die Pl?ne der philippinischen Glücksspielaufsicht PAGCOR, chinesische Angestellte von POGOs in speziell dafür vorgesehenen Zentren unterzubringen.

Der für die Offshore Online Casinos zust?ndige PAGCOR Vizepr?sident, Jose Tria, hatte am Dienstag erkl?rt, die Errichtung solcher Zentren sei die Folge von Beschwerden über das unangemessene Verhalten der Betroffenen.

Man wolle so den Kontakt zwischen Einheimischen und chinesischen Arbeitern auf ein Minimum begrenzen. Mittelfristig sollte es den POGOs untersagt werden, au?erhalb dieser Zentren zu operieren.

Spa und Wellness für Angestellte von Offshore Online Casinos?

Nach Ver?ffentlichung des Statements der chinesischen Regierung schlug der Vorsitzende der PAGCOR deutlich gem??igtere T?ne an, gab das Vorhaben aber nicht auf.

Die Zentren seien dazu gedacht, die Arbeiter mit allem zu versorgen, was sie br?uchten, darunter auch Spa- und Wellnessangebote. So würden die POGO-Angestellten nicht mehr Gefahr laufen, auf der Stra?e angegriffen zu werden.

Stattdessen stelle man sicher, dass sie unter guten Bedingungen arbeiteten und in angemessenen Quartieren untergebracht seien. Ihre pers?nlichen Rechte und Freiheiten würden selbstverst?ndlich nicht beschnitten.

Im eigenen Land hat der philippinische Pr?sident Rodrigo Duterte dem Glücksspiel den Kampf angesagt. Gleichzeitig verzeichnet die Regierung Steuereinnahmen in Milliardenh?he durch die Philippine Offshore Gaming Operators (POGOs). Hunderte der Offshore Online Casinos operieren von den Philippinen und stellen ihre Angebote vornehmlich im asiatischen Raum zur Verfügung. Die meisten ihrer Angestellten stammen aus China.

Die postwendende Reaktion der chinesischen Führung auf die Ankündigung der Zentren für chinesische Arbeiter auf den Philippinen mag in Anbetracht der oft kritisierten Arbeitsbedingungen auf dem chinesischen Festland auf den ersten Blick irritieren.

Tats?chlich hat China aber bereits seit langem ein wachsames Auge auf dem Boom-Sektor der Offshore Online Glücksspiel der Philippinen. Mit Ausnahme der Sonderverwaltungszone Macau verbietet die Regierung des Reichs der Mitte ihren Bürgern das Glücksspiel abseits staatlicher Lotterien. Dass der Nachbarstaat mit seinen Online Casinos auch Bewohner des chinesischen Festlandes ins Visier nimmt, erregt gro?es Missfallen.

?Glücksspielproblem eliminieren“

Pr?sident Philippinen Rodrigo Duterte
Der philippinische Pr?sident Rodrigo Duterte ?u?erte sich bislang nicht zum Statement aus China (public domain)

Bereits Mitte Juli hatte der chinesische Minister für ?ffentliche Sicherheit, Zhao Kezhi, erkl?rt, dass ?das grenzüberschreitende Glücksspielproblem“ eliminiert werden müsse.

Auch in ihrem Statement vom Donnerstag macht die chinesische Regierung ihre Erwartungen an die philippinischen Verantwortlichen unmissverst?ndlich klar.

Man habe feststellen müssen, so die Erkl?rung, dass in den vergangenen Monaten im Kontext des Glücksspiels sehr gro?e Summen illegal vom chinesischen Festland an die Philippinen geflossen seien.

Man hoffe darauf, dass die philippinische Seite die Sorge Chinas ernstnehme und konkrete und effektive Ma?nahmen gegen die Kriminalit?t im Kontext des Glücksspiels ergreife. Auch man selbst bleibe nicht unt?tig, so das Statement. Man werde die Netzwerke krimineller Organisationen, die Chinesen zum Glücksspiel in übersee-Casinos animierten ?zerst?ren“.

Die philippinische Führung zeigte sich nach der Warnung Chinas wenig beeindruckt. Ein Sprecher von Pr?sident Duterte erkl?rte auf Nachfrage, keine diesbezügliche offiziellen Kommunikation seitens Chinas vorliegen zu haben. Er schlage vor, dass China offiziell Beschwerde einlege. Dann werde der Sachverhalt an die verantwortlichen Regierungsstellen weitergeleitet.