Australien kürt beschwerdereichste TV-Spots

Posted on: 20/12/2018, 01:26h. 

Last updated on: 20/12/2018, 01:26h.

Die Weihnachtszeit ist voller Traditionen, die von regionalen Unterschieden gepr?gt sind. In Deutschland sammeln sich die Menschen an den Buden der Weihnachtsm?rkte und trinken Glühwein, in Russland wird bei Suppe und Trockenfrüchten gefastet und in Australien werden vor dem 25.12 noch eben die beschwerdereichsten TV-Spots des Jahres gekürt.

Fernsehen
Australische beh?rden nehmen Werbeinhalte sehr ernst. (Quelle: Pexel)

Platz eins der von Ad Standards ver?ffentlichten Liste (Seite auf Englisch) geht in diesem Jahr an den TV-Werbespot des Online-Buchmachers Sportsbet.

Was ist Ad Standards?

Ad Standards ist eine australische Medienstelle, die seit 1998 Beschwerden von Werbekonsumenten regelt. Die Aufgabe von Ad Standrads ist es, Konsumenten eine Stimme zu geben und anst??ige Werbeinhalte zu prüfen. Durch das Meldesystem soll der Werbestandard in den australischen Medien konstant hoch bleiben.

Zu den weiteren Aufgaben von Ad Standards geh?rt es, Werbung auf ihre Vereinbarkeit mit dem Jugend- und Sittenrecht zu kontrollieren. Einmal j?hrlich ver?ffentlicht Ad Standards zum Jahresende eine Liste mit den meistbeanstandeten TV-Werbespots des Jahres.

Das gibt es auf Platz eins zu sehen

Der erstplatzierte TV-Werbespot des Sportwettenanbieters Sportsbet zeigt einen oberk?rperfreien Mann, der in Ruhe und Frieden seinen Intimbereich zu rasiert. Die pl?tzlich ins Bild pl?rrende Stimme des Werbesprechers führt dazu, dass der sichtlich erschrockene Mann an der empfindlichen Stelle abrutscht und sich zu schneiden scheint.




Das Video, dem sein humoristischer Charakter nicht abzusprechen ist, erhielt in diesem Jahr 793 Beschwerden und brach damit den bisherigen Rekord von 481 Beanstandungen.

Als Beschwerdegründe gab ein Gros der Zuschauer nach dem Beschwerde-Code von Ad Standards Sex, Sexualit?t und Nacktheit an. Andere Zuschauer wollen in der Werbung Diskriminierung und Verunglimpfung von M?nnern entdeckt haben.

Schlagende Mutter auf Platz zwei

Auf Platz zwei der beschwerdereichsten TV-Werbespots Australiens landet in diesem Jahr eine Werbung der Versicherungsgesellschaft iSelect.




Eine Frau erh?lt auf der Geburtstagsparty ihres Kindes eine Nachricht, die wirklich niemand bekommen m?chte: ein Beitragszuschlag für die Versicherung wird f?llig. Wütend schl?gt die Mutter vor den Augen der Kinder auf eine Pi?ata ein, die zur Freude der Kleinen ihren leckeren Inhalt preisgibt.

Insgesamt gab es wegen des Spots 716 Beanstandungen. Gr??te Sorgen der Beschwerdetr?ger waren Gesundheit, Sicherheit und die Darstellung von Gewalt.

Sport-BH-Werbung auf Platz drei

Mit 135 Beschwerden lag ein Werbespot des Unterw?scheherstellers Berlei in diesem Jahr abgeschlagen auf Platz 3.

Die Werbung, die Teil einer provokativen Kampagne für Brustgesundheit ist, zeigt B?lle in Brustform, die geschlagen, getreten, geworfen und geprellt werden.

Der Spot soll die Wichtigkeit von Sport-BHs unterstreichen und gleichzeitig ein Statement für die Desexualisierung von Brüsten beim Sport sein.




Trotz der wichtigen Botschaft bewerteten einige Werbezuschauer den Spot als diskriminierend und degradierend. Auch Sexualit?t und Nacktheit machten den Spot nach Ansicht mancher Zuschauer kritikwürdig.

Das sagen die Verantwortlichen von Ad Standards zur Liste

2018 war ein Rekordjahr für Beschwerden im TV-Sektor. Wie Ad Standards in einer Meldung bekannt gab, seien insgesamt mehr als 6.600 Beschwerden wegen anst??iger Werbeinhalte bei der Medienstelle eingegangen.

Dies stellt die gr??te Zahl an Beschwerden seit Bestehen der Agentur dar. Für Fiona Jolly, CEO von Ad Standards, ist diese Entwicklung durchaus positiv, wie sie in einer Pressemitteilung ?u?erte:

?Es war das bislang gr??te Jahr für Ad Standards. Wir hatten zwei der meist beanstandeten Werbespots der letzten 20 Jahre. Die Statistiken zeigen, dass die Community die Werbecodes versteht und Community-Standards schützt.“

Glücksspielwerbung in Australien schon seit l?ngerem im Visier

Das der meistbeanstandete Werbespot des Jahres aus dem Bereich Glücksspiel stammt, dürfte für keine gro?e Verwunderung sorgen.

Sydney Oper
Auch das Opernhaus von Sydney war Gegenstand von Konflikten. (Quelle: Wikipedia)

Immerhin hat der australische Gesetzgeber die Branche schon seit geraumer Zeit im Visier. Bereits im Sommer dieses Jahres wurden in Australien neue Richtlinien für Werbespots von Glücksspielanbietern eingeführt.

So ist es privaten TV-Sendern und Streaming-Kan?len untersagt, in der Zeit von 5:00 bis 20:30 Glücksspielewerbung w?hrend Sport-Liveübertragungen auszustrahlen.

Ein Werbeverbot für Online-Casinos und Sportwetten herrscht überdies in der Zeit von 6.00 bis 20:30 auf allen ?ffentlichen Kan?len.

Damit hat Australien eine der restriktivsten Gesetzgebungen für Glücksspielwerbung in der gesamten westlichen Welt.

Werbeaktionen für Wettveranstaltungen sorgten in Australien bereits für Furore

Dass das Werben für Wettveranstaltungen in Australien für Aufmerksamkeit sorgt, ist kein Novum. Bereits im Oktober berichteten wir über den gro?en Streit, der sich anl?sslich der Werbung für das Pferderennen ?The Everest“ entbrannt hatte.

Die Veranstalter des Rennens hatten geplant, Werbung auf die Au?enseite des imposanten Opernhauses von Sydney zu projizieren.

Die Aktion stie? allerdings auf viel negative Resonanz. Vor der Oper, die seit 2007 zum UNESCO-Welterbe geh?rt, versammelten sich tausende Demonstranten, um gegen die Vereinnahmung der Oper als Werbekulisse zu demonstrieren.