Ein Zeichen der Zeit: Mesut ?zil und der eSport

Posted on: 21/10/2018, 05:30h. 

Last updated on: 19/10/2018, 03:18h.

Hat da jemand einen Trend gerochen? Ex-Nationalspieler und Arsenal-Star Mesut ?zil streamt jetzt selbst auf Twitch und pr?sentiert sein eigenes E-Sports-Team.

Mesut ?zil
Betritt ein neues Feld: Mesut ?zil und der eSport (Quelle:steindy (talk), licensed under CC 3.0)

Mesut ?zil hat stürmische Monate hinter sich und die Schlagzeilen rei?en nicht ab. Nun betritt der Starspieler, der am 15. Oktober seinen 30. Geburtstag feierte, ein ganz neues und g?nzlich unpolitisches Feld. ?zil zeigt im Livestream auf der Plattform Twitch, was er als Gamer draufhat und stellt sein eigenes eSport-Team zusammen. Wird es ihm gelingen, sich neu zu erfinden?

Hei?e Zeiten für Mesut ?zil

Rückblick: Nachdem Mesut ?zil, der 1988 in Gelsenkirchen als Sohn türkischer Eltern geborene Fu?ballweltmeister von 2014, sich im Mai bei einem Treffen mit dem türkischen Pr?sidenten Erdogan ablichten lie?, brandete in der ?ffentlichkeit eine Welle der Emp?rung auf.

Dass der Mittelfeldspieler sich vom türkischen Staatsoberhaupt, das sich gerade im Wahlkampf für die anstehenden Pr?sidentschaftswahlen in der Türkei befand, instrumentalisieren lie?, war einer der gem??igtsten Vorwürfe. Zweifel an seiner Eignung für Deutschland bei der beginnenden WM in Russland auflaufen zu k?nnen, an seinem Bekenntnis zur deutschen Rechtsstaatlichkeit und plumper Rassismus verschwammen im Lager der weniger gem??igten Kritiker. Für sie stand der Schuldige für das Vorrundenaus der Nationalmannschaft dann auch schnell fest: ?zil, der sich beharrlich weigerte, die Nationalhymne zu singen.

Nach Wochen des Schweigens ?u?erte sich der Betroffene via Twitter. Er ver?ffentlichte eine lange dreiteilige Erkl?rung, in der er ?Rassismus und fehlenden Respekt“ in der ?ffentlichkeit allgemein und im DFB im Besonderen anprangerte und erkl?rte, das Treffen mit Erdogan habe keinen politischen Hintergrund, sondern allein mit dem Respekt vor dessen Amt als Staatspr?sident zu tun gehabt. Im dritten Teil lie? der FC Arsenal-Spieler die Bombe platzen: Er erkl?rte seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft.

Die Causa ?zil: Es kehrt keine Ruhe ein

Seither haben sich die Wogen nur oberfl?chlich gegl?ttet: Ob DFB-Chef Grindel, Trainer L?w, Manager Bierhoff, Teamkollegen oder Ex-Nationalspieler; die Frage nach der ?Causa ?zil“ wurde niemandem erspart. Auch Politiker, Talkshows und Alltagsgespr?che blieben nicht unberührt:

Der Fu?ballspieler war zu einem Symbol geworden, einer Projektionsfl?che für Fragen der Integration, der Identit?t, der politischen Haltung. Erst am Donnerstag ?u?erte sich der Kapit?n der Weltmeister von 2014 und designierte Chef des Organisationskomitees der EM 2024, Philipp Lahm, in einem Interview erneut zu der Aff?re um seinen ehemaligen Teamkameraden:

In der Situation, nach dem Bild, was ?ffentlich geworden ist, mit Erdogan, glaube ich, h?tten alle besser handeln k?nnen. Das liegt nicht nur an dem Spieler. Es liegt nicht nur am DFB. Nicht am Trainer. Sondern ich glaube, alle h?tten besser handeln k?nnen.

W?hrend die Diskussion also noch immer nicht verstummt, gibt sich das Objekt des Interesses entspannt und nutzt die durch den Austritt aus der Nationalmannschaft freigewordenen Kapazit?ten in einem ganz neuen Bereich: ?zil widmet sich dem eSport, ganz pers?nlich im Livestream und mit gro?en Ambitionen im Aufbau eines eigenen eSport-Teams.

“Fu?ball geh?rt auf den grünen Rasen und hat mit anderen Dingen, die computerm??ig sind, nichts zu tun” lie? DFB-Pr?sident Reinhard Grindel noch Anfang M?rz dieses Jahres verlauten und bezeichnete den Griff vieler Jugendlicher zum Controller statt zu den Fu?ballschuhen als ?eine absolute Verarmung“.

Nur wenige Monate sp?ter stellt der DFB Pl?ne zur Einführung einer eSoccer-Liga vor. Das Ziel: Turniere von Spielen wie FIFA und PES sollen schon ab 2019 unter dem Dach des Deutschen Fu?ballbundes organisiert werden. Auf dem Weg zur virtuellen Meisterschaft sollen die Spieler über die Landes- und Regionalebene in eine Bundesliga gelangen.

Die Zeichen stehen gut, dass die zur Einführung des eSoccer-Ligen n?tige Satzungs?nderung im September 2019 auf dem DFB-Bundestag beschlossen wird und auch Chef Grindel gibt sich zug?nglicher:

“Früher haben Fu?baller im Vereinsheim Karten gespielt. Warum sollen sie sich […] nicht auch auf der Konsole messen?“

Als echten Sport scheint er FIFA und Co. allerdings (noch) nicht zu sehen.

#teamozil – Mesut ?zil wird eSport-Teamchef

Bereits am 02. August hatte ?zil in einem Tweet bekanntgegeben, ein eigenes EA FIFA-Team auf den Weg zu bringen. Unter dem #teamozil sollen zukünftig talentierte eSportler an allen gro?en nationalen und internationalen FIFA-Turnieren teilnehmen. ?zil, der aktueller Markenbotschafter der ?FIFA 18“-Weltmeisterschaft von Electronic Arts ist, wird als Teamchef für die Mannschaft ?TheM10 eSports“ fungieren.

Unterstützt wird er dabei von der namhaften eSports-Agentur eSports Reputation, die bereits erfolgreiche Spieler wie ESL-Meister Cihan Yasarla und Vize-Weltmeister Kai ?deto“ Wollin betreut.

Dass das Projekt gut l?uft, zeigt sich am vergangenen Mittwoch: ?zil gibt bekannt, einen dritten Spieler verpflichtet zu haben. Nun fehlt nur noch einer, um das prominent besetzte Team zu vervollst?ndigen.

Klotzen, nicht kleckern: ?zils Auswahl für ?TheM10 eSports“

Tats?chlich macht ?zils Auswahl klar, dass er sich in den kommenden Turnieren nicht mit Peanuts begnügen m?chte, sondern die gro?en Erfolge ins Auge fasst.

Nachdem ?zil sich mit dem D?nen Fatih ?FIFAUstun“ üstün (19) und dem Brasilianer Pedro ?PResende“ Resende Soares (21) schon zwei etablierte und erfolgreiche FIFA-Spieler sichern konnte, holt er sich mit dem 16-j?hrigen Amerikaner John ?Squirrel“ Banh einen extrem vielversprechenden Newcomer ins Team.

Banh hatte in eSports-Kreisen bereits 2017 für Furore gesorgt, als er sich für den FIFA Interactive World CUP (FIWC), das bedeutendste FIFA ESport-Turnier der Welt, qualifiziert hatte, aufgrund seines Alters und der geltenden Jugendschutzbestimmungen aber nicht teilnehmen durfte.

Und auch der Teamchef selbst l?sst es sich nicht nehmen, das Spielfeld im Bereich eSports und Gaming aktiv zu bearbeiten.

Fortnite: Mesut ?zil streamt live auf Twitch

Fortnite
Die Fortnite-Spiele geh?ren zu den beliebtesten auf Twitch (Quelle: BagoGames licensed under CC 2.0)

Vor knapp zwei Wochen stellte der Kicker auf der Gamingplattform Twitch seinen eigenen Streamingkanal vor und bewies damit das richtige Gespür: Schon am ersten Tag und bevor überhaupt Inhalte des Accounts abrufbar waren, folgten ihm über 30.000 Interessierte.

Mittlerweile sind es knapp 130.000 Follower, die dem Fu?baller live zusehen m?chten, wenn er unter https://www.twitch.tv/mesutozil das Spiel ?Fortnite“ im Multiplayer-Modus zockt.

Für seinen ersten offiziellen Livestream hatte der Kicker sich prominente Unterstützung geholt. Neben dem Twitch-Profi Ninja waren auch Sead Kola?inac, ?zils Mitspieler bei FC Arsenal und Dele Alli, der als aufsteigender Stern im englischen Fu?ball gehandelt wird und für Tottenham auf dem Rasen steht, ?zils Teampartner.

?zil: Guter Gamer – m??iger Entertainer

Die Kritik von Gaming-Experten fiel durchaus wohlwollend aus. Teamchef ?zil sei nicht der Gespr?chigste gewesen, seltene Anweisungen an das Team, wie

Jungs, nicht direkt sterben, ne?

wurden bel?chelt, weswegen der Twitch-Star Ninja ma?geblich für die Unterhaltung der Zuschauer gesorgt habe. Und auch die Frustrationstoleranz des Kickers h?tte noch Luft nach oben gezeigt.

Dafür habe ?zil aber mit beeindruckenden Gaming-Skills und einem unzerst?rbaren Teamgeist gegl?nzt. Vielleicht sind es genau diese Talente, die ?zil zum Weltklassefussballer machten und vielleicht gelingt es ihm, diese auch in den eSport zu übertragen.

Und dann – irgendwann – ist es vielleicht nicht mehr Mesut ?zil, ?der Deutsche“, ?der Türke“, der die Schlagzeilen macht, sondern wieder Mesut ?zil, der Sportler.