Gro?britannien: Hat Betfair pathologisches Spielverhalten gef?rdert?

Posted on: 09/11/2019, 05:30h. 

Last updated on: 08/11/2019, 05:05h.

Der britische Buchmacher Betfair soll einem spielsüchtigen Kunden aktiv dabei geholfen haben, sein Suchtproblem vor seinem Umfeld zu verheimlichen. Dies berichten in dieser Woche britische Medien. Der Wettanbieter habe gewusst, dass der VIP-Spieler durch Pferdewetten deutlich mehr Geld verloren habe, als er sich habe leisten k?nnen und diesem Verhalten absichtlich Vorschub geleistet. Nun ermittelt die britische Glücksspielaufsicht.

Pferderennen in Ascot
Beim Pferderennen in Ascot sollen Betfair Mitarbeiter die Frau eines Spielers vors?tzlich belogen haben (Quelle:flickr.com/Dunphasizer, licensed under CC BY-SA 2.0)

Ehefrau kritisierte Wettverluste

Ein ehemaliger Kunde des Wettanbieters Betfair erhebt schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen. Obwohl offensichtlich gewesen sei, dass er die Kontrolle über seine Verluste beim Wetten auf Pferderennen verloren habe, habe der Buchmacher ihn immer wieder mit neuen Angeboten zum Weiterspielen animiert. Ein besonders drastisches Beispiel hierfür sei das Verhalten der Betfair-Kundenbetreuer bei einem seiner Besuche auf der Pferderennbahn in Ascot gewesen.

 

Betfair App auf Mobiltelefon
Der Mann besa? einen VIP-Account beim Buchmacher Betfair (Quelle:flickr.com/Jim Makos, licensed under CC BY 2.0)

Der Buchmacher habe ihm im Rahmen seines Status als VIP-Spieler zwei Karten für das Rennen zur Verfügung gestellt. Die Veranstaltung habe er mit seiner Ehefrau besuchen wollen. Diese habe jedoch bereits in der Vergangenheit wiederholt ihr Missfallen an seinem Wettverhalten zum Ausdruck gebracht.

Um weitere Auseinandersetzungen zu vermeiden, habe er ihr erkl?rt, die Tickets für das Rennen gewonnen zu haben. über seinen Status als Premiumkunde bei einem der gr??ten Wettanbieter des Landes und die damit einhergehenden Vergünstigungen sei sie im Unklaren gewesen.

Um sicherzustellen, dass dies auch so bleibe, habe er sich am Vortrag des Rennens an seine VIP-Betreuerin gewandt und ihr die Situation per Mail geschildert. Die Antwort sei umgehend gekommen. Er solle sich keine Sorgen machen, man habe Erfahrung damit, Kunden zu helfen, ihr Glücksspiel geheim zu halten, so die Betfair-Angestellte:

Machen Sie sich keine Sorgen darüber. Ich habe meine Kollegen, die Sie morgen empfangen, informiert, sodass sie Bescheid wissen. Der Stand tr?gt zwar den Namen unserer Marke und den Schriftzug ?Betfair“ in gro?en Buchstaben an den W?nden, aber ich habe schon viele Kunden betreut, die gesagt haben, sie h?tten die Eintrittskarten bei der Arbeit, in TV-Shows etc. gewonnen, und hatte damit niemals Probleme.

Tats?chlich sei der Tag wie angekündigt verlaufen. Die Betfair-Angestellten h?tten der Ehefrau vor Ort erkl?rt, ihr Mann sei ein Glückspilz, da er die Karten zuf?llig gewonnen habe.

Unlautere Methoden zur Kundenbindung?

Im Rückblick, so der zweifache Vater, habe er kein Verst?ndnis für das Verhalten der Kundenbetreuer. Die Tatsache, dass er sein Spielverhalten vor seiner Frau verheimlicht habe, h?tte von den Verantwortlichen als Zeichen gewertet werden müssen, dass etwas nicht stimme.

Dass die Angestellten ihm aktiv bei der Aufrechterhaltung seines Lügenkonstruktes halfen, sei einzig darauf zurückzuführen, dass er habe weiterspielen sollen. Diesem Zweck habe auch seine Klassifizierung als Betfair-VIP-Kunde gedient. Die hierdurch erhaltenen Vergünstigungen h?tten seine Sucht immer weiter befeuert.

Viele Glücksspielbetreiber bieten besonders aktiven und einsatzfreudigen Kunden einen VIP-Status an. über diese Premium-Accounts erhalten die Spieler diverse Vergünstigungen wie zus?tzliches Spielguthaben, besondere Angebote oder Einladungen zu Events. Spielerschützern zufolge geraten Problemspieler aufgrund dieser und ?hnlicher Mechanismen oft in einen Teufelskreis, dem sie nur schwer wieder entfliehen k?nnen.

Die britische Gambling Commission erlaubt die Einrichtung der VIP-Konten unter der Voraussetzung, dass die Anbieter ein besonderes Auge auf die Aktivit?ten der Highroller haben und aktiv Sorge für den Spielerschutz tragen.

Ein Ende gefunden habe sein unkontrolliertes Spiel letztlich durch die Intervention von Betfair-Mitbewerber William Hill, bei dem er zeitgleich ein Kundenkonto unterhalten habe.

Nachdem sich auch hier seine Verluste summierten, habe das Unternehmen einen Gehaltsnachweis von ihm gefordert. Ab diesem Zeitpunkt sei ihm klar gewesen, dass es so nicht weitergehen k?nne.

Intervention, aber wie?

Mittlerweile hat der Mann bei der Glücksspielaufsicht Gro?britanniens Beschwerde gegen Betfair eingelegt. Diese erkl?rte auf Anfrage, sich nicht zu einzelnen Vorg?ngen zu ?u?ern. Gleichsam best?tigte ein Sprecher, dass die Beh?rde den Umgang der Buchmacher mit ihren sogenannten VIP-Kunden bereits seit l?ngerem mit Sorge verfolge. Sollten sich die Vorwürfe erh?rten, drohen Betfair empfindliche Strafen.

Auch der in die Kritik geratene Wettanbieter selbst machte keine spezifischen Angaben zu den Vorg?ngen. Allgemein sei man aber stets bemüht, die internen Prozesse zu verbessern, um intervenieren zu k?nnen, wenn es Anzeichen von ungew?hnlichem Spielverhalten gebe.

Dass es im aktuellen Fall weniger um fehlende Intervention als um die Art des Umgangs mit mutma?lichen Problemspielern gehen dürfte, lie? das Unternehmen unerw?hnt.