Gro?britannien: Forderung nach Glücksspiel-Steuer zur Behandlung von Spielsucht

Posted on: 12/05/2019, 05:30h. 

Last updated on: 10/05/2019, 05:19h.

In Gro?britannien mehren sich Forderungen, Glücksspiel-Anbieter mit einer steuerlichen Zwangsabgabe zu belegen, um die durch spielsüchtiges Verhalten ausgel?sten Kosten zu refinanzieren. Einer neuen Studie zufolge würden die auf das Glücksspiel zurückzuführenden Kosten bisher “signifikant untersch?tzt”.

Roulette Jetons H?nde
Die Behandlung der Spielsucht kann teuer werden (Bild: Pixabay)

Dies legt eine Untersuchung des British Medical Journals (BMJ) [Seite auf Englisch] nahe, die letzte Woche ver?ffentlicht wurde. Die Autoren stützen ihre Forderung nach der Einführung einer Glücksspiel-Steuer auf die hohen Kosten, die das problematische Spielverhalten der Betroffenen verursache.

Glücksspiel-Anbieter zahlen in Gro?britannien eine Einkommenssteuer in H?he von 15 % auf ihre Einnahmen. Dabei ist es unerheblich, ob sie ihr Gesch?ft offline oder online betreiben. 2017 nahm der Staat auf diese Weise 2,7 Milliarden Pfund Sterling von den Betreibern der Casinos, Lotterien, Spielhallen und Wettbüros ein.

Die Einnahmen durch diese Abgaben werden dem Staatshaushalt zugeschlagen und damit nicht nur für glücksspielbezogene Aufgaben verwendet. Für Spieler sind die Gewinne aus dem Glücksspiel steuerfrei.

Zu den Kostenfaktoren seien dabei haupts?chlich krankheitsbedingte Fehlzeiten aufgrund physischer und psychischer Belastungen für die Betroffenen sowie station?re und ambulante Behandlungskosten zu z?hlen.

Eine der Autorinnen der Studie, Dr. Heather Wardle von der London School of Hygiene & Tropical Medicine, ?u?erte sich zu den Ergebnissen:

“Die negativen Effekte des Glücksspiels werden absolut untersch?tzt, denn es lastet der Gesellschaft und der Gesundheit gro?e Bürden auf. Es ist an der Zeit, diese Sch?den zu beheben. Dafür sind jedoch h?here Ausgaben notwendig als aktuell verfügbar. Wir sind der Meinung, dass eine Zwangsabgabe der Glücksspiel-Industrie die einzige M?glichkeit ist, um dies zu finanzieren.”

Die jetzt pr?sentierte Forderung deckt sich mit vergleichbaren Initiativen der oppositionellen Labour-Partei. Deren Politiker haben bereits mehrfach eine Glücksspiel-Zwangsabgabe verlangt, damit Unternehmen an der Beseitigung der von ihnen mitverursachten Sch?den beteiligt werden.

Forderung: Spielsucht ist mit Krankheit gleichzusetzen

Dass die Spielsucht manche Menschen nicht nur krank macht, sondern zu Depressionen und weiteren ernsten psychischen Krankheiten führt, wurde in der Vergangenheit in diversen klinischen Studien belegt.

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Das BMJ ver?ffentlichte die Studie (Bild: api-foundation.org)

So f?rderte eine Analyse der Universit?t von Lund in Schweden erst vor einigen Wochen zutage, dass bei Spielsüchtigen ein bis zu 15-fach h?heres Selbstmord-Risiko auftritt. Umgerechnet auf Gro?britannien w?ren dies j?hrlich rund 550 Selbstmorde, die auf das Glücksspiel zurückzuführen seien, so britische Medien.

Die Urheber der Studie vom BMJ geben gleichzeitig Anregungen, wo die zus?tzlichen Steuereinnahmen investiert werden k?nnten. So g?be es für die sch?tzungsweise 430.000 Briten mit Glücksspiel-Problemen derzeit lediglich eine Klinik, die auf ihre Behandlung spezialisiert sei.

Da Spielsucht eine Krankheit sei, fordern die Organisatoren zudem eine Verlagerung der beh?rdlichen Zust?ndigkeiten: Bisher werden Glücksspielbelange vom Ministerium für Digitales, Kultur, Medien und Sport betreut. Eine Angliederung an das Gesundheitsministerium sei aufgrund der thematischen N?he jedoch sinnvoller, so das BMJ.

Sch?den durch das Glücksspiel laut Studie viel h?her

Nach Aussagen des BMJ lagen die staatlichen Ausgaben zur Bek?mpfung der sch?dlichen Auswirkungen des Glücksspiels im letzten Jahr bei lediglich 1,5 Millionen Pfund Sterling; was umgerechnet etwa 2 Cent pro Einwohner entspricht.

Dass es auch anders gehen k?nne, zeige sich am Beispiel Neuseelands, so das BMJ: Dort l?gen die staatlichen Zuschüsse um das 100-Fache über den britischen Ausgaben. Die Einnahmen der Glücksspiel-Steuer würden nach Berechnungen der Forscher ausreichen, um in Gro?britannien ein vergleichbares Niveau zu erreichen.

Die Summe w?re auf jeden Fall h?her als die Einkünfte aus der derzeitigen freiwilligen Abgabe der Glücksspiel-Betreiber. Diese zahlen 0,1 % ihrer Ums?tze für Ma?nahmen zur F?rderung eines verantwortungsvollen Spiels und zur Bek?mpfung der Spielsucht.

Die Gesamtsumme dieser Einnahmen liegt allerdings nur zwischen 10 und 14 Millionen Pfund Sterling j?hrlich und ist damit viel zu gering, um die Sch?den zu decken. Bereits 2016 hatte eine Untersuchung der Spielschutz-Organisation GambleAware ermittelt, dass diese j?hrlich bei bis zu 1,2 Milliarden Pfund Sterling oder noch h?her liegen k?nnten.

Zum Vergleich: Die Marketingausgaben der Glücksspiel-Anbieter in Gro?britannien betragen sch?tzungsweise 1,5 Milliarden Pfund Sterling und bewegen sich damit über den Kosten, die zur Beseitigung der negativen Auswirkungen des Spiels anfallen.

Die Initiatoren der Studie hoffen, dass eine allgemeine Glücksspiel-Steuer dazu führen k?nnte, dass von staatlicher Seite aus in Zukunft mehr für die Betroffenen getan wird und dass Menschen mit Glücksspiel-Problemen schneller Hilfe finden.