Glücksspiel durchbricht in den Niederlanden die 2 Milliarden Euro-Grenze

Posted on: 11/07/2019, 12:14h. 

Last updated on: 11/07/2019, 01:21h.

In den Niederlanden ist die Glücksspielbranche weiter auf Wachstumskurs. Wie die Statistiker vom staatlichen Centraal Bureau voor de Statistiek (CBS) bekanntgaben, übertraf der Sektor im letzten Jahr erstmals die Grenze von 2 Milliarden Euro.

Holland Casino
Allein die Casinos machten 656 Millionen Euro Umsatz (Bild: Wikipedia/fotogoocom)

Im Vergleich zu Einnahmen in H?he von 1,85 Milliarden Euro bei der letzten Untersuchung im Jahr 2015 ermittelten die Forscher der CBS für 2018 einen Umsatz von 2,05 Milliarden Euro und damit ein Wachstum von 11 %.

Hohe Onlineums?tze

Für die h?heren Ums?tze sind insbesondere Online Glücksspiele verantwortlich. So stieg die Zahl der aktiven Spieler in den Niederlanden von 1,5 Millionen (2016) auf 1,8 Millionen (2018) und auch die Ums?tze wuchsen um 20 %, was den Onlineanbietern im letzten Jahr gut 600 Millionen Euro bescherte.

In den Niederlanden sind Online Casinos derzeit offiziell verboten. Aus diesem Grund verh?ngte die niederl?ndische Glücksspielaufsicht Kansspelautoriteit (KSA) in der Vergangenheit bereits hohe Strafen. Allein 2018 summierten sich die Bu?gelder auf rund 1,7 Millionen Euro und betrafen unter anderem etablierte Unternehmen wie William Hill, Mr. Green oder Bet at Home.

Abhilfe soll nun ein neues Glücksspielgesetz schaffen, welches voraussichtlich am 1. Juli 2020 in Kraft treten wird. Die KSA wird dann unter den über 180 Bewerbern Lizenzen für den Betrieb von Online Casinos vergeben, die ab dem 1. Januar 2021 online gehen sollen. Die rechtliche Grundlage sollte eigentlich bereits 2016 umgesetzt werden, war aufgrund von Unstimmigkeiten jedoch immer wieder verschoben worden.

Zu den beliebtesten Onlinespielen geh?ren Sportwetten, Online Casinos, Bingo und Poker, wobei die Popularit?t des Pokerspiels in letzter Zeit abnahm, w?hrend die Ums?tze der Online Casinos, inklusive Bingo, weiter anstiegen.

Die hohen Umsatz- und Nutzerzahlen offenbaren, wie wichtig eine Regulierung und Lizenzierung des Online Glücksspiels in den Niederlanden ist. Die KSA macht dabei deutlich, dass es ihr vor allem um die Einführung eines festen Regelwerks geht:

“Das Gesetz für Online Glücksspiel wird es erm?glichen, Glücksspiele im Internet legal anzubieten und zu spielen. Die dem zugrunde liegende Idee ist, dass die Lizenzerteilung die Einführung verpflichtender Regeln für Anbieter von Online Wetten- und Glücksspiel erlaubt.”

Im Gegensatz zu Deutschland, wo noch immer kein Termin für die Formulierung eines neuen Glücksspielstaatsvertrags abzusehen ist, wird eine solche Regelung in Holland jedoch zum Sommer 2020 umgesetzt.

Physische Spielcasinos halten ihre Ums?tze

Die 14 Spielbanken des staatlichen Monopolanbieters Holland Casino dominieren den Markt der physischen Spielbanken. 2018 erwirtschafteten allein diese Casinos 656,5 Millionen Euro, was dem Unternehmen einen Profit von 59,5 Millionen Euro bescherte.

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Niederl?ndische Glücksspielaufsicht (Bild: Kansspelautoriteit)

Doch auch an Holland Casino ging die zunehmende Popularit?t der Onlinekonkurrenz nicht spurlos vorüber. So sank die Zahl der Besucher im Vergleich zu 2017 leicht um 100.000 auf 5,7 Millionen G?ste. Da sich die Pro Kopf-Ausgaben jedoch von 109 auf 114 Euro steigerten, konnte das Gesamtergebnis gehalten werden.

Neben Holland Casino gibt es weitere 410 weitere Unternehmen, die in den Niederlanden insgesamt über 600 Spielhallen betreiben. Bei den Betreibern ist jedoch ein Rückgang zu verzeichnen, denn 2007 lag deren Zahl noch bei 540.

Die sinkende Anzahl der Anbieter ist gleichzeitig mitverantwortlich für eine geringere Besch?ftigung im Glücksspielsektor: Arbeiteten Ende 2010 noch 8.900 Menschen in dem Bereich, reduzierte sich dies Ende 2017 auf 8.300 Jobs.

Auch der Staat profitiert

Insgesamt gaben die Spieler 2018 über 2,5 Milliarden Euro und damit im Vergleich zu 2015 12 % mehr aus. Davon zog der Staat 529 Millionen Euro an Steuern ein. Dies zeigt, dass Hollands Finanz?mter kr?ftig vom Glücksspiel profitieren und dass diese Summen best?ndig wachsen: 1995 hatten die Einnahmen aus Steuern auf das Glücksspiel bei lediglich bei 100 Millionen Euro gelegen.

Die wachsenden Einnahmen für den Staat liegen nicht nur an den zunehmenden Ums?tzen der Glücksspielanbieter, sondern ebenfalls an den seit 2006 teilweise stark angezogenen Steuers?tzen. So müssen beispielsweise Onlinespiele nach der Legalisierung bis zu 29 % der Einnahmen an das Finanzamt abführen. Spielcasinos müssen seit 2018 sogar knapp 41 % ihrer Ums?tze an den Staat abtreten.

Und die Aussichten sind gut, denn es ist zu erwarten, dass die Ums?tze im Glücksspielsektor sp?testens mit der Lizenzierung von Online Casinos kr?ftig weiterwachsen werden.