Glücksspiel, Pornografie und das Internet – Vatikan will neue Süchte erforschen

Posted on: 27/11/2018, 01:02h. 

Last updated on: 27/11/2018, 01:02h.

Vertreter des zum Vatikan in Rom geh?renden Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen werden vom 29. November bis zum 1. Dezember 2018 mit Wissenschaftlern konferieren, um die Drogenproblematik sowie den Anstieg der sogenannten ?neuen Süchte“ wie Glücksspiel, Pornografie und Internet zu thematisieren.

St. Petersplatz, Vatikan
Vatikan organisiert Konferenz über neue Süchte. (Bild: pixabay.com)

Ziel der Konferenz

Monsignore Charles Namugera, ein Vertreter des Vatikans in der Abteilung für integrale Entwicklung, bezeichnete in der Pressekonferenz am 26. November Drogen und andere Abh?ngigkeiten als ?Wunde der Gesellschaft“. Millionen von Menschen weltweit seien davon betroffen.

Kokain, Sch?del
Kirche k?mpft gegen Drogensucht. (Bild: pixabay.com)

Die Veranstaltung sei organisiert worden, um dieses Ph?nomen besser zu verstehen und um nach geeigneten Antworten und L?sungen unter Einbeziehung von Schule und Bildung zu suchen.

Die Konferenz ist in sieben Abschnitte unterteilt. Thema des ersten Teils werden Drogenabh?ngigkeit und Menschenhandel sein, w?hrend der zweite Teil sich mit den ?neuen Abh?ngigkeiten“ befassen wird.

465 Experten aus 63 L?ndern werden anwesend sein, um ihre Sichtweise darzulegen und um ihre Erfahrungen, die sie bei ihrem Kampf gegen die Abh?ngigkeit gesammelt haben, zu schildern.

Weiterhin werden Politiker, Sozialarbeiter, P?dagogen, Leiter von Gruppeninitiativen und Eltern von Abh?ngigen erwartet. Au?erdem sind ehemalige Abh?ngige eingeladen, die über ihre Erfahrungen sprechen werden.

Monsignore Segundo Tejado, Unterstaatssekret?r des Entwicklungsbüros des Vatikans, sagte in einer Stellungnahme, dass es ein dringendes Anliegen der Kirche sei, gegen das Drogenproblem und die neuen Abh?ngigkeiten vorzugehen.

?In unserem t?glichen Leben sehen wir st?ndig Menschen, die in die Falle der Abh?ngigkeit geraten. Die Kirche, die sich der Humanit?t verschrieben hat, sieht demnach den Menschen und die Probleme, die dieser Mensch hat.“

Er fügte hinzu, dass zahlreiche Menschen in seine Pfarrei k?men und nach Hilfe suchten. Die Kirche als auch der Heilige Stuhl, sei nicht realit?tsfern, sondern sehe die besorgniserregenden Probleme.

Die neuen Abh?ngigkeiten

Professor Nicolò Pisanu, Pr?sident des Instituts für Psychop?dagogik und Sozialwissenschaften der P?pstlichen Salesianer Universit?t und Leiter des ?Progetto Uomo“ (Human Project) des italienischen Verbandes der Therapeutischen Gemeinschaften, sagte, dass sich in der Wissenschaft vieles ge?ndert habe, wenn es um Themen wie Drogen gehe.

Handschellen, H?nde, Tastatur
Spielsucht und Internetsucht sind die neuen Abh?ngigkeiten. (Bild: pixabay.com)

Unter anderem k?nne laut dem Wissenschaftler nicht mehr von Substanzen gesprochen werden, sondern von Abh?ngigkeiten, wenn Glücksspielsucht und Internetsucht thematisiert werden

Vielmehr handle es sich um Ph?nomene, die Abh?ngigkeit mit sich br?chten. Daher habe sich auch die Art und Weise der therapeutischen Behandlungen für Süchtige ver?ndert.

Was die neuen Abh?ngigkeiten betreffe, so gebe es laut Pisanu zwar viele, aber auf der bevorstehenden Konferenz, die von der Abteilung für Gesundheitsleistungen des Vatikans veranstaltet wird, soll besonders auf die Themen Glücksspiel, Sex und Internet eingegangen werden.

Dazu sagte Pisanu:

“Wir haben das Wichtigste, das am weitesten verbreitete, das Besorgniserregendste ausgew?hlt. Besonders beim Glücksspiel ist ein exponentieller Anstieg zu verzeichnen.“

Er führte weiterhin aus, dass es bei einer Betrachtung aus soziologischer Sicht scheine, dass Menschen versuchen, mit Spielen wie Spielautomaten oder Rubbellosen ihr Glück zu finden, je mehr sie sich in Krisensituationen bef?nden. Dies entwickle sich dann zu einem ?abnormen Spiel“. Einige Menschen setzten sogar ihre Altersvorsorge dafür ein.

Was die Themenbereiche Sex und Internet betreffe, so sei bei diesen beiden Abh?ngigkeiten ein Zusammenspiel zu beobachten. Pisanu führt das Beispiel der Internetpornographie an. Das Internet an sich sei seiner Meinung nach weder positiv noch negativ. Es sei abh?ngig davon, wie es genutzt werde.

Pisanu sagte weiterhin, dass sich die moderne Welt zwar im digitalen Zeitalter befinde, es aber insbesondere für Minderj?hrige, die am gef?hrdetsten seien, keine ad?quaten Bildungsangebote gebe.

Vatikan h?lt Steuereinnahmen durch Glücksspiele für unethisch

Zur Thematik des Glücksspiels sagten Vertreter des Vatikans au?erdem, dass deren Legalisierung problematisches Spielverhalten f?rdere. Weiterhin sei die Nutzung der Glücksspielbranche als Steuereinnahmequelle unethisch.

In der Einleitung des Konferenzprogramms des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, das am 26. November ver?ffentlicht wurde, hei?t es:

?Die Legalisierung des Glücksspiels, selbst wenn sie Kriminalit?t verhindern soll, erh?ht die Anzahl der pathologischen Spieler exponentiell. Darüber hinaus ist die Besteuerung durch den Staat aus ethischer Sicht nicht vereinbar in Bezug auf die Suchtpr?vention.“

Pisanu h?lt insbesondere die Haltung der Staaten dem Glücksspiel gegenüber für widersprüchlich. Einerseits werde es von staatlicher Seite verurteilt, aber auf der anderen Seite generieren die Staaten selbst Einnahmen aus diesem Gesch?ft.