Lootboxen: Bayerische Abgeordnete fordern ?nderung des Jugendschutzgesetzes

Posted on: 31/07/2019, 01:03h. 

Last updated on: 31/07/2019, 01:03h.

Bayerische Landespolitiker von Freien W?hlern und CSU fordern ein Umdenken im Umgang mit Lootboxen. In einem auf den 04. Juli 2019 datierten Antrag sprechen sie sich gegenüber der Staatsregierung dafür aus, das Jugendschutzgesetz so zu reformieren, dass glücksspiel?hnliche In-Game-K?ufe nur noch für Spieler ?Ab 18“ zul?ssig sind.

Bayerischer Landtag
Entscheidet der Bayrische Landtag bald über einen neuen Umgang mit Lootboxen (Quelle:flickr.com/Pixelteufel, licensed under CC BY 2.0)

?Suchterzeugende, glücksspiel?hnliche Elemente“

Die Drucksache 18/2872?mit dem Titel ?Lootboxen, Gewinnversprechen & Co.: Mehr Jugendschutz bei suchterzeugenden, glücksspiel?hnlichen Elementen in Online-Games“ tr?gt die Namen der 27 Abgeordneten der Freien W?hler im Bayerischen Landtag und von 31 ihrer CSU-Kollegen.

Bereits im Jahr 2017 hatte die Fraktion der Freien W?hler einen Dringlichkeitsantrag in Bezug auf Lootboxen im bayerischen Landtag eingebracht. Schon damals hatten die Politiker, zu diesem Zeitpunkt noch in der Opposition, gefordert, die rechtlichen Rahmenbedingungen so zu ver?ndern, dass Spiele, die Lootboxen beinhalteten, ?Ab 18“ klassifiziert werden k?nnten. Der Antrag scheiterte.

Die Abgeordneten stellen in ihrem Antrag drei Hauptforderungen. So solle die Staatsregierung den effektiven Jugendschutz durch eine Reform von Jugendmedienschutzstaatsvertrag und Jugendschutzgesetz in Bezug auf In-Game-K?ufe st?rken.

Weiterhin solle die Thematik der Lootboxen künftig st?rker in Ma?nahmen zur F?rderung der Medienkompetenz in Bayern einflie?en. Auch in Bezug auf Suchtpr?vention müsse bei der Aufkl?rung von Minderj?hrigen und Eltern ein st?rkerer Fokus auf Lootboxen gelegt werden.

Monetarisierungsma?nahmen der Hersteller

In ihrer Erkl?rung weisen die Antragsteller darauf hin, dass ?suchterzeugende, glücksspiel?hnliche Monetarisierungsma?nahmen“ in Computerspielen eine deutliche Verbreitung erführen. Insbesondere Lootboxen seien hierbei als problematisch zu betrachten.

Für die Unterzeichner steht fest, dass manche Hersteller die im Antrag auch als ?Zufallskisten“ bezeichneten Elemente vors?tzlich nutzten, um Spieler an sich zu binden. Besonders problematisch seien Lootboxen, wenn sie ?hnlichkeiten zum Glücksspiel aufwiesen. Dies sei der Fall, wenn sie gegen Geld erh?ltlich seien und ihr Inhalt das Spiel ma?geblich beeinflusse.

Alles nur Zufall?

Overwatch Lootbox
Instrumentalisieren Hersteller die Bedürfnisse Jugendlicher mit Lootboxen? (Quelle:flckr.com/steamXO, public domain)

Insbesondere Pay-to-win-Mechanismen, bei denen der Spieler den Inhalt der Kisten ben?tige, um das Game überhaupt erfolgreich bestreiten zu k?nnen, zeigten deutliche N?he zu Glücksspielangeboten:

Handele es sich beim Inhalt der erworbenen Box nicht um das gewünschte oder ben?tigte Element, erzeuge dies beim Gamer das Bedürfnis nach weiteren K?ufen. Somit sei eine N?he zum suchterzeugenden Glücksspiel gegeben.

Die Antragsteller weisen darauf hin, dass Spielehersteller in Deutschland rechtlich nicht gebunden seien, ihre Gewinnquoten für Lootboxen offenzulegen und dies für gew?hnlich auch nicht t?ten.

Der Eindruck der Spieler, der mehr oder minder wertvolle Inhalt der virtuellen Kisten sei dem Zufall überlassen, sei nichtzutreffend. Schlie?lich setzten die Hersteller darauf, die Spieler an sich zu binden. In diesem Sinne, so die Vermutung, dürften auch Algorithmen in Bezug auf die In-Game-K?ufe programmiert sein.

Minderj?hrige unter Druck

Den Jugendschutz sehen die Unterzeichner des Antrags dort berührt, wo Minderj?hrige im Spiel echtes Geld einsetzten. Spielehersteller, so der Vorwurf, instrumentalisierten den sozialen Druck unter Kindern und Jugendlichen.

So gerieten diese durch Lootboxen unter emotionalen Stress, die gewünschten Items erstehen zu müssen, um Vorteile oder Anerkennung unter Mitspielern zu erhalten.

Der Antrag verweist darauf, dass es derzeit keine rechtlichen Rahmenbedingungen gibt, die es Prüfstellen erlauben, Spiele aufgrund ihrer glücksspielhaften Elemente mit einer Altersfreigabe ?Ab 18“ zu versehen.

Diese Rahmenbedingungen sollten durch eine Reform dementsprechend ver?ndert werden. Weiterhin halten die Unterzeichner ein Label, das auch vollj?hrige Spieler auf die glücksspiel?hnlichen Inhalte hinweist, für zielführend.

Dieser Ansicht ist auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), die sich im Februar zum Thema ?u?erte:

Anbieter müssen mehr Verantwortung übernehmen, zum Beispiel kennzeichnen, dass Loot Boxes in einem Game enthalten sind und die Gewinnchancen offenlegen. Loot Boxes sollen künftig auch auf die jeweilige Altersfreigabe eines Games Einfluss haben. Eltern brauchen mehr Transparenz darüber, welche Games und Apps für ihre Kinder geeignet sind und welche nicht.

Bayern als Vorreiter?

Mit dem Antrag widmen sich die bayerischen Abgeordneten einem Thema, das international bereits viel Beachtung erf?hrt. W?hrend Belgien und die Niederlande Lootboxen in Spielen wie FIFA g?nzlich untersagen, ist die Diskussion um Glücksspielelemente im Gamingsektor in Deutschland noch nicht fl?chendeckend im ?ffentlichen Bewusstsein angekommen.

Wann der bayerische Landtag über den aktuellen Antrag abstimmt, ist bislang nicht bekannt. Es wird sich zeigen, ob Bayern m?glicherweise Vorreiter eines neuen Umgangs mit Lootboxen in Deutschland wird.