Losverkauf an Minderj?hrige beim Volksfest in Dachau verboten
Posted on: 07/08/2019, 12:57h.
Last updated on: 07/08/2019, 01:17h.
Auf dem Volksfest in Dachau, das in diesem Jahr vom 10. bis zum 19. August stattfindet, dürfen keine Lose an Minderj?hrige verkauft werden. Dies gab die Stadt am Montag in einer Pressemitteilung bekannt.
In Dachau hat das Volksfest seit mehr als 350 Jahren Tradition. Zugunsten der Armen der Stadt wurde im Rahmen des Volksfestes einst der Glückshafen eingerichtet, auf dem Lose verkauft wurden. Die Erl?se wurden für wohlt?tige Zwecke eingesetzt.
In diesem Jahr jedoch hat die Regierung in Oberbayern die Lotterie nur unter der Bedingung genehmigt, dass keine Lose an Minderj?hrige verkauft werden. Dies gab die Stadt in einer Pressemitteilung mit der überschrift ?Kein Scherz: Kein Losverkauf an Minderj?hrige am Glücksshafen“ bekannt.
Der Dachauer Glückshafen
Der Glückshafen auf dem Dachauer Volksfest fand erstmals im Jahr 1894 statt. Damals gab es 18.000 Lose, die man zu einem Preis von jeweils 20 Pfennig erwerben konnte. Auf jedes zehnte Los kam ein Treffer, wobei die Gewinnspanne zwischen 20 Pfennig und 30 Mark lag. Damals wurden die Lotteriescheine, die heute die Stadt verkauft, unter anderem von Magistratsmitgliedern vertrieben.
Die Erl?se aus dem Losverkauf wurden seit 1934 der Dachauer Kleinkinderbewahranstalt gespendet, aktuell kommen sie der Bürgerspitalstiftung zugute, die alten, bedürftigen oder minderbemittelten Bürgern Unterkunft gew?hrt. Der Preis der Lose liegt derzeit bei 50 Cent, auf jedes zehnte Los kommen zwei Gewinne.
Die Hintergründe des Verbotes
Den rechtlichen Hintergrund für das Verbot liefert der Glücksspielstaatsvertrag, der ein Glücksspielverbot für Minderj?hrige vorsieht. Das h?tte auch in den vergangenen Jahren schon greifen müssen, gleichwohl erteilte die Regierung die Erlaubnis bisher ohne die diesj?hrigen Einschr?nkungen.
Auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung erkl?rte die Regierung von Oberbayern ihre aktuelle Entscheidung wie folgt:
?Es handelt sich bei der Glückshafen-Ausspielung in Dachau nicht um eine Lotterie mit geringem Gef?hrdungspotenzial. Nur bei einer solchen kann von dem im Glücksspielstaatsvertrag normierten Verbot der Teilnahme von Minderj?hrigen abgewichen werden.“
Dass der Losverkauf im Glücksspielhafen als Glücksspiel gilt, hat vorrangig mit den Einnahmen zu tun, die hierbei erzielt werden. Laut Glücksspielstaatsvertrag darf Lotterien mit geringem Gef?hrdungspotenzial sowie kleinen Lotterien die Erlaubnis zur Veranstaltung und der Verkauf an Minderj?hrige erteilt werden. Als kleine Lotterien gelten hierbei Lotterien, bei denen die Ums?tze niedriger als 40.000 Euro sind und deren Ertrag für mildt?tige Zwecke verwendet wird.
Beim Losverkauf am Glückshafen hat die Stadt Dachau in den letzten beiden Jahren jedoch jeweils rund 74.000 Euro eingenommen, von denen insgesamt ca. 48.000 Euro für wohlt?tige Zwecke gespendet wurden.
Der Rest des Gewinns wurde für die Kostendeckung und die Gewinne ben?tigt.
Der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), der am Sonntagabend traditionsgem?? selbst Lose am Stand verkaufen wird, erkl?rte, er k?nne sich nicht vorstellen, dass von der Tombola am Glücksspielhafen schon einmal ein Kind süchtig geworden sei. Auf eine Ausweiskontrolle beim Losverkauf wolle man au?erdem verzichten.
Auch der Gesch?ftsführer der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern, Konrad Landgraf, geht nicht davon aus, dass eine derartige Tombola Kinder süchtig mache. Er sehe allerdings Vorteile in der Debatte.
Angesichts des hohen Erl?ses k?nne man nicht mehr von einer kleinen Lotterie ausgehen und auf Kinder und Jugendliche übe das Glücksspiel einen hohen Reiz aus. Automaten in Gastst?tten oder das Online Glücksspiel berge allerdings viel gr??ere Risikofaktoren. Aber auch in einfachen Rubbellosen stecke bereits ein Suchtpotenzial und über Glücksspielsucht werde im Alltag viel geschwiegen.
Andere Regeln für den Losverkauf durch das Bayerische Rote Kreuz
An den letzten beiden Tagen des Volksfestes übernimmt das Bayerische Rote Kreuz (BRK) den Stand von der Stadt und führt den Verkauf durch. Hierbei sind die Einnahmen deutlich geringer als an den vorangegangenen acht Tagen und erzielen weniger als 40.000 Euro. Damit gilt für den Losverkauf durch das BRK nicht das Verkaufsverbot an Minderj?hrige.
Wollen Kinder und Jugendliche in diesem Jahr auf dem Dachauer Volksfest ein Los kaufen, müssen sie also bis zu den letzten beiden Tagen warten. Alternativ k?nnen sie sich eines Tricks bedienen. Kauft ein vollj?hriger Begleiter die Lose, ist Minderj?hrigen das Ziehen auch an den ersten acht Volksfesttagen erlaubt.
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