Massenverhaftung wegen illegalen Glücksspiels in der Türkei

Posted on: 02/02/2019, 05:30h. 

Last updated on: 12/02/2019, 09:09h.

Die türkische Polizei hat gestern in einer gro?angelegten Aktion 384 Haftbefehle wegen angeblicher Verbindungen zu illegalen Sportwetten-Organisationen ausgeführt. Nach der Zeitung Hürriyet Daily war dies der gr??te Einsatz gegen illegales Glücksspiel in der modernen Geschichte der Türkei.

Polizeibeamter Türkei
Gro?einsatz der türkischen Polizei gegen illegales Glücksspiel. (Bild: wikipedia.org)

Die Razzien wurden von der Abteilung Cyber-Kriminalit?t in Istanbul sowie in 40 verschiedenen Provinzen durchgeführt. An der Aktion waren etwa 5.000 Polizeibeamte beteiligt.

Millionen beschlagnahmt

Berichten zufolge wurden rund 42 Millionen türkische Lira (7.016.544 Euro) von den Einheiten der Cybercrime konfisziert. Weiterhin fanden die Polizeibeamten 133.000 Euro und 94.000 US Dollar in bar.

Noch sind die Ma?nahmen der Regierung zur Bek?mpfung der illegalen Wett-Anbieter und Gambling Ringe nicht beendet, denn das Bargeld scheint nur die Spitze des Eisbergs zu sein.

Die ermittelnden Beamten stellten weiterhin fest, dass 72 Scheinunternehmen in der Kosmetikbranche, im Logistik-Gewerbe und im Lebensmittelsektor gegründet wurden, um illegale Glücksspiele und Sportwetten-Aktivit?ten zu verschleiern.

Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden 849 Personen und mehr als 4.340 Bankkonten einer Finanzanalyse unterzogen, die mit den Verd?chtigen in Zusammenhang stehen k?nnten.

Der gesamte Geldwert bel?uft sich auf 2,145 Milliarden türkische Lira (358.344.930 Euro), 9,366 Millionen Euro, 12,120 Millionen US Dollar, 1,8 Millionen türkische Lira in Gold (300.709 Euro), 7 Millionen Russische Rubel (93.055 Euro) sowie kleinere Betr?ge in kanadischen Dollar, britischen Pfund und Schweizer Franken.

H?rteres Vorgehen gegen illegales Glücksspiel

Laptop, Chips, Spielkarten
Illegales Glücksspiel online boomt in der Türkei. (Bild: wikipedia.org)

In der Vergangenheit schien die türkische Regierung sich schwer zu tun, strenger gegen illegale Glücksspiel-Aktivit?ten vorzugehen.

Viele Menschen, die derzeit auf sportliche Ereignisse ihre Wette abgeben, sehen dies als M?glichkeit, etwas Geld dazuzuverdienen.

Seit 2017 ist die Regierung bemüht, h?rter gegen Online Glücksspiele vorzugehen. Im vergangenen Jahr wurde ein Gesetz verabschiedet, das die Beschlagnahmung von Einnahmen der illegalen Wettveranstalter erleichtern soll.

Bisher konnten sich die Veranstalter illegitimer Wettaktivit?ten allerdings erfolgreich gegen eine überprüfung ihrer Bankkonten wehren. Doch nun taten sich die Beh?rden mit den Banken zusammen, um Konten, die von kriminellen Organisationen genutzt werden, einzusehen.

Gro?er Schlag gegen illegales Glücksspiel im letzten Jahr

Genau vor einem Jahr, im Februar 2018, gelang es den Beh?rden, einen weiteren erfolgreichen Schlag gegen illegale Wettaktivit?ten durchzuführen. Berichten zufolge wurde die Glücksspiel-Industrie im Untergrund auf rund 50 Milliarden türkische Lira (8.353.028.690 Euro) gesch?tzt.

Bei der damaligen Offensive der Polizei wurden 100 Personen in Gewahrsam genommen. Ihnen wurde vorgeworfen, dass sie illegale Online Wettaktionen in neun Provinzen des Landes erm?glicht h?tten. Im Februar 2018 wurden 418 Unternehmen zwangsweise geschlossen und mehr als 620 Personen festgenommen.

Glücksspiel, Sportwetten und Islam – wie passt das zusammen?

Kamele, Rennen
In Saudi-Arabien wird viel Geld bei Kamelrennen gesetzt. (Bild: pixabay.com)

Besonders in den heutigen Tagen besinnen sich viele Menschen wieder auf ihre religi?sen Wurzeln. Insbesondere bei Teilen der Bev?lkerung, die aus muslimischen L?ndern wie der Türkei oder Arabien stammen, tritt dieses Ph?nomen deutlich zutage.

Auf der anderen Seite wird in der Türkei eine staatliche Lotterie angeboten, in Saudi-Arabien wird auf den Ausgang von Kamelrennen gewettet, wobei es teilweise um sehr hohe Betr?ge geht.

In den Spielhallen und Wettbüros der deutschen St?dte sind muslimische junge M?nner stark vertreten. Aber wie passt das zusammen?

Viele dieser M?nner muslimischer Herkunft sind gef?hrdet, ins pathologische Spielverhalten abzurutschen, wie ein Mann, der unerkannt bleiben m?chte, in einem Interview mit Deutschlandfunk sagte:

?Ich habe mein Leben ruiniert. Heute lebe ich in Armut, und ich fühle mich jeden Tag schlecht. Wenn man so viel bereut, kann man auch nicht mehr glücklich werden. Ich habe früher regelm??ig die Kontrolle verloren, wenn wir in türkischen Cafés Karten in der M?nnerrunde gespielt haben oder ich wieder mit meinem letzten Geld an einem Automaten stand. Die Münzen sind eine nach der anderen verschwunden. Es ist mir dann eiskalt den Rücken runter gelaufen, als ich nichts mehr zum Spielen hatte. Erst dann habe ich mich an meine Verantwortungen erinnert. An meine Frau und Kinder. Man sch?mt sich und will im Erdboden versinken.“

Auf der anderen Seite verbietet der Islam jede Art des Glücksspiels. Nach dem Koran ist das Spielen ?haram“. Es ist demnach ?unrein“ und aus diesem Grunde verboten. In Sure 2, Vers 219 steht:

?Man fragt dich nach dem Wein und dem Losspiel. Sag: In ihnen liegt eine schwere Sünde. Und dabei sind sie für die Menschen (auch manchmal) von Nutzen. Die Sünde, die in ihnen liegt, ist aber gr??er als ihr Nutzen.“

Dennoch sind viele Betreiber der sogenannten ?Café Casinos“ und Sportwetten-Büros in den deutschen Gro?st?dten muslimischen Glaubens. Selbst wenn es nicht mit ihrem Glauben konform gehen sollte, k?nnte es sein, dass der Reiz des Spiels so gro? ist?

Islamforscher Mathias Rode hatte darauf eine einfache Antwort, er sagte, es seien eben auch nur Menschen.