Nach Griff in die Kasse: Spielsüchtiger Brite findet neuen Job im Casino

Posted on: 03/08/2019, 05:30h. 

Last updated on: 02/08/2019, 03:28h.

Um seine Spielsucht zu finanzieren, bestahl der 24-j?hrige Daniel H. seinen Arbeitgeber um 10.000 GBP. Vor Gericht erkl?rte der Mann aus dem englischen Oldham, bereits einen neuen Job gefunden zu haben – in einem Casino.

Nahaufnahme Croupier am Roulettetisch
Wie hilfreich ist die Arbeit im Casino bei Spielsucht? (Quelle:pexels.com/pixabay)

Weil er seinen Arbeitgeber um Tausende betrog, wurde Daniel H., der unter Spielsucht leidet, zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bew?hrung verurteilt. Zudem verh?ngte der Manchester Crown Court eine Strafe von 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit.

?Tüchtig und vertrauenswürdig“

Als sich die Schlinge um Daniel H. zuzog, war er bereits seit drei Jahren als Restaurantleiter in einem Café in Warrington, England, besch?ftigt. Zu seinen Aufgaben geh?rte unter anderem die Abrechnung nach Gesch?ftsschluss und die übermittlung der Einnahmen an seinen Arbeitgeber.

Diebstahl (Seite auf Englisch) wird in Gro?britannien mit Freiheitsentzug bis zu sieben Jahren geahndet. Ebenso wie in Deutschland werden bei der Strafzumessung diverse Faktoren berücksichtigt. So spielen das Alter und m?gliche Vorstrafen des T?ters ebenso eine Rolle wie erschwerende oder mildernde Tatumst?nde. Hierzu geh?rt auch die Betrachtung der pers?nlichen Lebenssituation des Angeklagten.

Vor Gericht gaben Vertreter des Unternehmens an, Daniel H. als tüchtigen und vertrauenswürdigen Mitarbeiter kennengelernt zu haben. Deshalb sei man zun?chst auch nicht misstrauisch geworden, als es immer ?fter zu Ausf?llen bei der übermittlung der Einnahmen gekommen sei.

Diese habe Gesch?ftsführer H. damit erkl?rt, sie schlicht vergessen zu haben. Bei einer weiteren Gelegenheit, teilte der Angestellte seinen Vorgesetzten mit, dass er Kosten habe senken wollen, indem das Bargeld seltener überbracht werde.

Kranke Gro?mutter Grund für Unachtsamkeit?

ge?ffneter Safe von vorne
Bei ?ffnung war der Safe fast leer (Symbolbild, Quelle:pixabay.com/khitk)

Bei einer Visite des Cafés baten die Betreiber Daniel H. um den Schlüssel zum Safe, um sich selbst ein Bild machen zu k?nnen. Hieraufhin erwiderte der 24-J?hrige, diesen zu Hause vergessen zu haben, da er aus Sorge um seine kranke Gro?mutter die Nacht über kein Auge zugetan habe.

In der Folge sei von ihm zwar ein Schlüssel übergeben worden, dieser habe aber nicht ins Schloss des Safes gepasst. Hieraufhin beauftragte man einen Schlüsseldienst mit der ?ffnung des Tresors. Es folgte ein Schock:

Anstelle von mehreren Tausend GBP enthielt er lediglich 120 GBP. Auf Nachfrage, warum der Safe leer sei, gab sich Gesch?ftsführer H. überrascht: Er habe keine Ahnung und überhaupt stehe er v?llig neben sich.

Auch gegenüber der Polizei blieb Daniel H. dabei, nichts über den Verbleib des Geldes zu wissen. Er erkl?rte sich bereit, die Verantwortung dafür zu übernehmen, das Geld verloren zu haben. Einen Diebstahl stritt er ab.

Reue vor Gericht

Erst vor Gericht gab er zu, den Betrag, der mittlerweile auf 10.787 GBP beziffert werden konnte, entwendet zu haben. Daniel H. erkl?rte, unter psychischen Problemen wegen seiner sich immer weiter ausbreitenden Spielsucht gelitten zu haben. Seine ehemaligen Arbeitgeber bat der 24-J?hrige w?hrend des Prozesses um Entschuldigung:

Ich kann nur um Verzeihung dafür bitten, was ich ihnen angetan habe und dass ich sie im Stich gelassen habe. Offensichtlich habe ich dort ein hohes Ansehen genossen und sehr hart gearbeitet, aber ich geriet in eine Abw?rtsspirale. Ich versuche nicht, meine Taten zu rechtfertigen. Zu der Zeit stand ich unter enormem Stress.

Selbsttherapie mit Casino-Job?

Zu seiner derzeitigen Lebenssituation erkl?rte Daniel H., wieder berufst?tig zu sein. Tagsüber arbeite er als Koch. Zur überraschung der Anwesenden erkl?rte der Spielsüchtige, zudem abends die Teamleitung in einem Casino übernommen zu haben. Sein Spielverhalten habe sich stark ver?ndert, seit er sich selbst ein w?chentliches Einsatzlimit von 10 GBP verordnet habe. Er arbeite aber daran, komplett vom Glücksspiel loszukommen.

Dem Einwand der vorsitzenden Richterin, dass ein Casino in seiner Situation ein hochgef?hrliches Umfeld darstelle, widersprach Daniel H.: Er habe kein Problem damit, tats?chlich habe ihm der Job in der vergangenen Zeit sehr geholfen.

Daniel H. muss nun Sozialstunden ableisten und darf sich, wenn er nicht für 12 Monate ins Gef?ngnis m?chte, in den kommenden 18 Monaten nichts zuschulden kommen lassen. Ob seine Selbsttherapie mit selbstverordneten Einsatzlimits und die Anstellung in einem Casino hierbei hilfreich sein k?nnen, kann nur die Zeit zeigen.