Englisches Gesundheitssystem rügt aggressive Werbetaktiken der Wettbranche

Posted on: 16/01/2020, 04:24h. 

Last updated on: 16/01/2020, 04:43h.

Der National Health Service (NHS) England, der nationale Gesundheitsdienst, hat einen ?ffentlichen Brief an die Vorsitzenden der gro?en Wettfirmen verfasst. Er fordert die Unternehmen auf, Glücksspiel weniger aggressiv zu vermarkten, um Spielsucht einzud?mmen.

NHS-Krankenhaus Norfolk
NHS England kritisiert Buchmacher (Bild: Wikipedia.org)

Die Generaldirektorin des NHS, Claire Murdoch, schreibt, die Verbindung zwischen Glücksspiel und psychischen Erkrankungen sei zunehmend eindeutig. Die weite Verbreitung von Wetten im Land richte gro?en Schaden an.

Der National Health Service ist der Dachverband des englischen Gesundheitssystems. Die Beitr?ge kommen nicht wie in Deutschland aus einer Versicherungsstruktur, sondern aus der Steuerkasse. Alle in Gro?britannien lebenden Personen sind über die Organisation abgedeckt, k?nnen jedoch eine zus?tzliche private Krankenversicherung abschlie?en.

Die rücksichtslosen Strategien der Spielfirmen verwandelten oft eine harmlose Gelegenheitsbesch?ftigung in eine gef?hrliche Sucht, so Murdoch?(Seite auf Englisch). Dazu z?hle sie unter anderem ?Bet-to-View“-Angebote, bei denen das Live-Streaming erst nach einem Wetteinsatz freigeschaltet wird.

Viele Angebote begünstigen Spielsucht

Auch personalisierte Werbung, kostenlose Lockangebote und VIP-Angebote für lukrative Kunden halte sie für suchtf?rdernd. Murdoch glaubt, Risiken k?nnten mit einer Reihe von Ma?nahmen einged?mmt werden.

Zu den psychischen Auswirkungen von Wetten sagte sie:

?Als Vorsitzende von Englands Beh?rde für psychische Gesundheit und nach 30 Jahren als Krankenschwester habe ich die gravierenden Auswirkungen von Sucht auf die Psyche pers?nlich erfahren und bin besorgt, dass die Pr?valenz von Glücksspiel unserer Gesellschaft schadet.“

In einer Sendung des Radiosenders BBC 4 forderte Claire Murdoch au?erdem die Branche auf, sich selbst besser zu regulieren. Die Werbeausgaben von 1,4 Milliarden Euro seien im Vergleich zu den Gewinnen von 14 Milliarden Euro pro Jahr zu hoch.

Buchmacher im Visier der Gesetzgeber

In Gro?britannien wird derzeit der Ruf nach einer st?rkerer Regulierung lauter. Erst diese Woche hat die Gambling Commission den Kreditkarten-Bann für Wetten beschlossen.

Das Betting und Gaming Council, das Casinos, Buchmacher und Online-Glücksspiel vertritt, sagt, es nehme die Verantwortung gegenüber Kunden ernst und versuche, Spielsucht einzud?mmen. Es seien bereits neue Alterskontrollen eingeführt worden und Werbung für Wetten zeitgleich mit Fu?ballspielen sei verboten worden.

Die Organisation schlug Murdoch ein Treffen vor, um ihr Anliegen zu besprechen.