Zweite britische Spielsuchtklinik er?ffnet in Leeds

Posted on: 18/09/2019, 12:39h. 

Last updated on: 18/09/2019, 12:39h.

Am heutigen Mittwoch er?ffnete in der englischen Stadt Leeds die zweite auf Spielsucht spezialisierte Klinik Gro?britanniens. Die Klinik, welche unter dem Namen Leeds Community Gambling Service geführt wird, soll eine Anlaufstelle für Problemspieler und Spielsüchtige im Norden des Landes sein und den immer h?ufiger mit Spielsucht in Verbindung gebrachten Suiziden entgegenwirken.

Leeds Stadt bei Nacht
Spielsuchtklinik in Leeds er?ffnet (Bild: Flickr/andrew_roberts_uk)

Ein strategischer Standort

Bis heute war die National Problem Gambling Clinic [Seite auf Englisch] in Fulham, London, die einzige Spielsuchtklinik Gro?britanniens. Die Klinik wurde im Jahr 2008 gegründet und stellte für unz?hlige Spielsüchtige und deren Angeh?rige eine gro?e Hilfe dar.

Doch die Zahlen der Spielsüchtigen und Problemspieler stiegen über die Jahre im gesamten Land rasant an. Das britische Nationale Gesundheitssystem (NHS) plante daher schon seit langem weitere Standorte für Spielsuchtkliniken. In Leeds, einer Stadt mit sch?tzungsweise 10.000 Spielsüchtigen, er?ffnete heute die neue Klinik.

Die Klinik soll sowohl innerhalb der Stadt als auch in den nicht weit entfernten St?dten Manchester und Sunderland an mehreren Standorten arbeiten und somit als strategisch gew?hlter Standort für Tausende von Menschen m?glichst einfach zu erreichen sein.

Laut NHS-Statistiken leiden 430.000 britische Bürger an einer ausgepr?gten Spielsucht. Ganze 2 Millionen weitere Menschen werden als spielsuchtgef?hrdet eingestuft. Lediglich fünf Prozent aller Spielsüchtigen nehmen Kontakt zu den zur Verfügung stehenden Hilfsorganisationen auf und nur ein Prozent aller Betroffenen begibt sich in eine professionelle Therapie.

In den Augen britischer Spielsuchtexperten sei eine derartige Klinik im Norden des Landes l?ngst überf?llig gewesen. Diese jedoch zu finanzieren, schien eine gro?e Herausforderung zu sein.

Nach Jahren der Verhandlungen entschied die britische Regierung jedoch, langfristig 33,9 Mrd. GBP zus?tzlich in das NHS und dessen gezielte Arbeit in der Pr?vention und Behandlung von Spielsucht zu investieren.

Neben dem NHS England beteiligt sich auch die Wohlt?tigkeitsaktion GambleAware an den anf?nglichen und laufenden Kosten der Klinik in Leeds. Für die n?chsten drei Jahre soll die Klinik sch?tzungsweise 1. Mio. GBP j?hrlich ben?tigen.

Therapie und Pr?vention

Als Teil des NHS Northern Gambling Service soll die Klinik ein m?glichst breites Aufgabenfeld haben. Für Problemspieler, deren Spielsucht besonders stark ausgepr?gt ist und die aus diesem Grund potentiell suizidgef?hrdet sind, sollen sofortige intensive Therapien erm?glicht werden.

Dabei soll der Fokus nicht allein auf das Spielverhalten, sondern auf die allgemeine psychische Verfassung gelegt werden, da psychische Probleme und Spielsucht sich oft gegenseitig bedingten.

Matt Gaskell, Facharzt für Psychologie des Leeds & York NHS Trusts, erkl?rte dazu:

Im Laufe der Jahre habe ich gesehen, welche Sch?den problematisches Spielen bei Menschen anrichten kann. Unsere Leistungen in Leeds und Nordengland werden eine professionelle Suchthilfe und -behandlung für all jene darstellen, die von Spielsucht oder problematischem Spielverhalten betroffen sind, sowie für all jene, die unter komplexeren psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Suizidgedanken leiden.

Auch die Wohlt?tigkeitsorganisation GamCare wird mit der Klinik zusammenarbeiten und vor Ort Aufkl?rungs- und Unterstützungsarbeit leisten. Davon sollen auch die Angestellten des Gesundheitssektors profitieren, die mit den Spielsüchtigen in Kontakt kommen.

Anna Hemmings, die Gesch?ftsführerin von GamCare, ?u?erte sich wie folgt:

Die durch Glücksspiel verursachten Sch?den kreieren ein breites Spektrum neuer Bedürfnisse, welche die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden beeintr?chtigen k?nnen. Für diejenigen, die von problematischem Spielverhalten betroffen sind, k?nnen unsere Behandlungsans?tze eine wertvolle Hilfe darstellen und wir ermutigen jeden dazu, sich so früh wie m?glich mit uns in Verbindung zu setzen, bevor die Probleme ausarten.

Weitere Klinken geplant

Die Stadt Leeds engagierte sich jedoch nicht nur aufgrund der günstigen geographischen Lage für die neue Klinik. Im Jahr 2013 ereignete sich in der Stadt ein tragischer Vorfall, bei dem sich der Profifu?baller Lewis Keogh nach langj?hriger Spielsucht im Alter von nur 34 Jahren das Leben nahm.

Headingley FC Logo
Leeds’ Fu?ballcub Headingley FC verlor einen Spieler durch Suizid (Bild: twitter.com/headingleyfc)

Auch sein damaliger Club, der Headingley AFC, setzt seitdem auf Aufkl?rung und Pr?vention, damit künftig mehr Menschen vor diesem Schicksal bewahrt werden k?nnen. Der unerwartete Freitod des Fu?ballers sei für den Club noch heute ein schwerer Schlag.

In den letzten Jahren erschütterten derartige Geschichten immer wieder die britische Presse. Viele F?lle ?hneln sich dabei vor allem darin, dass die Betroffenen keine Hilfe erhielten und schlussendlich keinen Ausweg sahen.

Die Kliniken in London und Leeds sollen dem künftig entgegenwirken. Langfristig sind 14 weitere Kliniken geplant, die über die gesamte britische Insel so positioniert werden sollen, dass jeder Bürger diese ohne weite Anreise aufsuchen kann.