Einzahlungslimit umgangen: Halten sich Online-Casinos schon jetzt nicht an die Regeln?

Posted on: 15/04/2021, 04:13h. 

Last updated on: 15/04/2021, 04:52h.

Seit Oktober werden Webseiten mit Online-Glücksspielen in Deutschland geduldet. Voraussetzung hierfür ist, dass sich die Betreiber an die im neuen Glücksspielstaatsvertrag festgesetzten Restriktionen halten. Laut einem gestern ver?ffentlichten Bericht der Tagesschau scheint dies jedoch fl?chendeckend nicht der Fall zu sein.

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Ignorieren Online-Glücksspiel-Anbieter in Deutschland die geltenden Einzahlungslimits? (Bild: Pixabay)

Die Nachrichtensendung beruft sich dabei auf Recherchen des NDR. Diese h?tten ergeben, dass Spieler bei mehreren bekannten Online-Casino-Marken in den letzten Monaten zum Teil unbegrenzte Geldbetr?ge h?tten einzahlen und verspielen k?nnen.

Die Informationen habe der NDR aus zugespielten Konto-Unterlagen von SpielerInnen bezogen. Diese h?tten bei ?zehn gro?en, in Deutschland aktiven, Online-Casino-Anbietern“ gezockt. Darunter bef?nden sich die Marken Wunderino, DrückGlück, Lottoland, Bet-at-home, bwin und Tipico.

Der neue Glücksspielstaatsvertrag sieht ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 Euro vor. Anbieter, die sich nach Inkrafttreten des Vertrags um eine Lizenz in Deutschland bewerben m?chten, müssen sich bereits seit Mitte Oktober an diese und weitere Regeln halten. W?hrend einige Politiker und Spielerschützer das Einzahlungslimit als viel zu hoch erachten, warnt die Branche davor, dass dieses zu strikt sei und Spieler auf den Schwarzmarkt zurücktreiben k?nnte.

In unz?hligen F?llen h?tten die Kunden dieser Anbieter Einzahlungen von deutlich mehr als den erlaubten 1.000 Euro pro Monat vorgenommen. Bei Wunderino beispielsweise habe ein Kunde im November an einem Tag 17 Einzahlungen mit einer Gesamth?he von 4.500 Euro vorgenommen.

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Einige Kunden h?tten binnen weniger Tage Tausende von Euro eingezahlt (Bild: Pixabay)

Derselbe Spieler habe an drei anderen Tagen weitere 63 Einzahlungen veranlasst, die sich auf 16.650 Euro summiert h?tten. Ein ?hnliches Bild bei DrückGlück, wo ein Spieler im November 21.000 Euro habe einzahlen k?nnen.

Lottoland hingegen habe sich im Januar der Annahme von Einzahlungen in H?he von 6.750 Euro in nur zwei Tagen schuldig gemacht. Lottoland habe auf die Nachfragen der Presse reagiert und die dem Vorwurf zugrundeliegenden Unterlagen einsehen wollen, was der NDR jedoch abgelehnt habe.

Sportwetten-Anbieter auf der sicheren Seite?

Auch bei den Glücksspiel-Anbietern Tipico und bwin seien Einzahlungen von mehreren Tausend Euro innerhalb weniger Tage nachgewiesen worden. Allerdings h?tten diese Anbieter eine gute Rechtfertigung: Sie b?ten vorwiegend Sportwetten an, für die in Deutschland derzeit keinerlei Einzahlungslimits gelten würden.

Allerdings lasse sich nicht immer nachweisen, ob die Kunden die eingezahlten Betr?ge letztendlich für Sportwetten oder Casino-Spiele einsetzen, die auf derselben Webseite angeboten würden. Somit k?nnten auch die kombinierten Anbieter das Einzahlungslimit für Online-Casinospiele zum Teil indirekt umgehen. Ein Sprecher von bwin habe jedoch erkl?rt, dass der Anbieter sich vollumf?nglich an die Regeln halte:

Das Unternehmen setzt die Vorgaben des übergangsregimes um. Die Einhaltung ihrer Pflichten als Anbieterin wurde durch das Regierungspr?sidium Darmstadt erst kürzlich überprüft und es gab keinerlei Beanstandung.

Die bei bwin nachgewiesenen Einzahlungen von 8.500 Euro im November und 2.300 Euro im Februar müssen entsprechend ausschlie?lich im Bereich Sportwetten zum Einsatz gekommen sein.

Prüfung durch Kontrollbeh?rden erschwert

Laut Tagesschau stelle sich angesichts der hohen Einzahlungen w?hrend der Duldungsphase die Frage, inwieweit die deutschen Beh?rden in der Lage seien, die Anbieter diesbezüglich zu überprüfen.

So sei es mit Ausnahme von Rheinland-Pfalz bspw. in keinem Bundesland m?glich, Testspiele mit falschem Namen durchzuführen. Die Mitarbeiter der Beh?rden müssten sich also unter echtem Namen anmelden und eigenen Konten Geld einzahlen.

Ob die geplante Bundesglücksspielaufsicht in Sachsen-Anhalt über bessere Mittel verfügen wird, um die Einhaltung aller Regeln und Limits zu kontrollieren, bleibt abzuwarten.