Spanische Glücksspielanbieter stimmen freiwilligen Werbebeschr?nkungen zu

Posted on: 19/11/2019, 12:20h. 

Last updated on: 19/11/2019, 01:11h.

Die spanischen Glücksspielanbieter haben sich auf einen neuen Werbekodex geeinigt und stimmen damit neuen Werbebeschr?nkungen zu. Diese sollen am 15. Januar 2020 in Kraft treten.

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In Spanien gilt ab Januar 2020 ein neuer Werbekodex, der unter anderem eine Beschr?nkung der Sendezeit für Glücksspielwerbung vorsieht. (Bild: Pixabay/edited by casino.org)

Am vergangenen Freitag hat die spanische Regulierungsbeh?rde Dirección General de Ordenación del Juego (DGOJ) ihre Zustimmung zu ?nderungen am freiwilligen Werbekodex der Glücksspielbranche gegeben. Diese hatte der Handelsverband für das Online-Glücksspiel Jdigital [Seite auf Spanisch] vorgeschlagen, nachdem er ein Jahr lang zusammen mit Industrie und Medien an den Vorschl?gen gearbeitet hatte.

Jugendschutz und Sendezeiten im Fokus

Die ?nderungen betreffen drei Bereiche des bestehenden Verhaltenskodex. Zum einen sollen alle Marketingaktivit?ten eingestellt werden, bei denen ?aktive Athleten“ zum Einsatz kommen. Aktive Sportler sollen weder beim Spielen gezeigt werden, noch sollen sie diese in anderer Weise bewerben. Zudem dürften keine Personen unter 25 Jahren als Protagonisten in der Werbung auftreten.

Weiterhin sei es in Spanien lizensierten Betreibern nicht mehr gestattet, tagsüber Werbung in Fernsehen oder in anderen digitalen Formaten auszustrahlen. Fernsehwerbung sei ihnen damit nur noch zwischen 22:00 Uhr und 6:00 Uhr erlaubt.

Die selbst auferlegten Werbebeschr?nkungen sehen zwar eine Einschr?nkung der Sendezeit vor, jedoch kommen sie keinem generellen Werbeverbot gleich, wie es jüngst in anderen L?ndern beschlossen wurde. So herrscht in Italien beispielsweise seit August 2018 ein Totalverbot für Glücksspielwerbung, in Gro?britannien wurde in diesem Jahr ein Werbeverbot bei der Live-Ausstrahlung von Sportveranstaltungen eingeführt und auch in Schweden steht ein teilweises oder gar vollst?ndiges Totalverbot von Werbung für Online Casinos zur Diskussion.

Darüber hinaus habe man sich darauf geeinigt, Willkommensboni auf 200 Euro zu beschr?nken. In s?mtlichen Werbeanzeigen sollen zudem Meldungen integriert werden, die zum verantwortungsvollen Spielen auffordern und auf das Mindestalter von 18 Jahren hinweisen.

Jdigital gab bekannt, dass die neuen Ma?nahmen sowohl für das Fernsehen als auch für das Radio und das Online-Marketing g?lten und die Umsetzung innerhalb von zwei Monaten erfolge.

Regulatorischen Ma?nahmen durch die Regierung vorbeugen

Mikel López de Torre, Pr?sident von JDigital ?u?erte sich zu den selbst auferlegten Beschr?nkungen wie folgt:

?Hinter dieser Initiative steht der Gedanke, Ma?nahmen anzuwenden, die wir als Betreiber als verh?ltnism??ig und fair ansehen, damit die Werbung, die wir betreiben, keine negativen Auswirkungen hat.“

Die Mitglieder des Industrieverbands Jdigital dürften hoffen, mit den neuen Werbebeschr?nkungen h?rtere Ma?nahmen von Seiten der Regierung zu vermeiden.

Zwar hatte sich die spanische Regierung noch im Oktober des vergangenen Jahres gegen ein Totalverbot für Glücksspielwerbung ausgesprochen, doch angesichts der anstehenden Bildung einer Linksregierung, die derzeit vom Ministerpr?sidenten Pedro Sánchez und UP-Chef Pablo Iglesias ausgehandelt wird, k?nnte sich das Blatt für die Glücksspielanbieter wenden.

Für Aufsehen hatte erst im vergangenen Monat die Meldung über eine Razzia in 1800 Spielhallen und Wettbüros im ganzen Land gesorgt.

Pedro Sanchez, spanischer Ministerpr?sident, PSOE
Glücksspielanbieter fürchten regulatorische Ma?nahmen, die die neue Regierung unter Ministerpr?sident Sanchez einführen k?nnte. (Bild: Flickr/PSOE)

Dabei hatte die Polizei 28 Minderj?hrige identifiziert. Die Razzien sei eine Folge von zunehmenden Beschwerden der Bev?lkerung gewesen.

So seien vermehrt Meldungen bei der Polizei eingegangen, nach den Jugendliche freien Zugang zu Glücksspieleinrichtungen h?tten. Zwar sei die Anzahl der Minderj?hrigen nach Angaben der Polizei ins Verh?ltnis zur gro?en Anzahl der kontrollierten Einrichtungen zu setzen, jedoch sah sich die Glücksspielbranche einem zunehmenden ?ffentlichen Druck ausgesetzt.

Jdigital betonte daraufhin, dass der Branchenverband eine Null-Toleranz-Politik verfolge und die offiziellen Daten zum problematischen Glücksspiel nicht mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung übereinstimme.

Nach den Daten, die dem nationalen Drogenbericht von 2017/2018 zu entnehmen seien, zeigte seit dem Jahr 2015 keinen Anstieg des problematischen Spielverhaltens, das bei 0,3 Prozent liege. Ohne die Bedeutung der Glücksspielsucht mindern zu wollen, sehe man es als unverantwortlich an, einen Vergleich zum legalen und regulierten Glücksspiel und einer Heroinsucht zu ziehen.

Es g?be eine klare Dissonanz zwischen der medialen und politischen Behandlung des problematischen Spiels und dessen wahrer sozialer Dimension. Immerhin biete der Glücksspielsektor allein in der autonomen Gemeinschaft Madrid 37.000 Arbeitspl?tze.

Ob derartige Erkl?rungen der Industrie und die selbstauferlegten Werbebeschr?nkungen ausreichen, um neuen gesetzlichen Regulatorien durch die neue Regierung vorzubeugen, wird sich in den n?chsten Monaten zeigen.