Italien: Künstliche Intelligenz und Virtual Reality zur Früherkennung von Spielsucht

Posted on: 05/08/2021, 01:02h. 

Last updated on: 05/08/2021, 01:02h.

Italienische Suchtforscher testen derzeit eine neue Technologie zur Früherkennung von Spielsucht. Diese basiert auf einem kombinierten Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und virtueller Realit?t (VR). Wie die Zeitung La Repubblica berichtet, befinde sich das neue Produkt aktuell in der ersten Testphase mit Menschen. Durchgeführt werde diese von der Gesundheitsbeh?rde im norditalienischen Padua.

VR Headset
Italienische Forscher testen VR-Technologie zur Früherkennung von Spielsucht (Bild: Pixabay)

Auch in anderen L?ndern werde die Spielsucht-Forschung von KI und VR begleitet, erkl?rt der Psychologe Giuseppe Riva gegenüber der Zeitung. Das neue italienische Produkt sei jedoch das erste in Europa, welches beide Technologien im Bereich der frühen Pr?vention kombiniere.

Ziel sei es, das Spielsucht-Risiko zu identifizieren, noch bevor die Betroffenen in den Teufelskreis des pathologischen Glücksspiels hineingezogen würden. Gef?hrdete Personen k?nnten somit gezielter und individueller vor den Risiken des Glücksspiels geschützt werden.

Risikoanalyse mit VR-Headset und Neuro-Sensoren

Zum Einsatz komme ein kabelloses VR-Headset, welches zu Analysezwecken mit diversen Sensoren ausgestattet sei. Den Teilnehmern würden über das Headset drei verschiedene virtuelle Szenarien im 360°-Format gezeigt.

Sie betr?ten dabei ein klassisches Wettbüro, eine Spielhalle mit Spielautomaten und VLTs sowie eine Bar, in welcher Rubbellose verkauft würden. Dank der vollumf?nglichen modernen Technologie k?nne das typische Ambiente der Spielst?tten samt der von ihnen ausgehenden Reize realistisch dargestellt werden.

W?hrend sich die Teilnehmer in den virtuellen Etablissements ums?hen, würden ihre Augenbewegungen genau aufgezeichnet. Gleichzeitig messen Sensoren physiologische Faktoren wie Blutdruck und Herzfrequenz. Die visuellen Daten würden anschlie?end mit den k?rperlichen Messungen abgeglichen.

Beschleunige sich beispielsweise die Herzfrequenz einer Person, wenn sich ihre Augen auf einen Spielautomaten richteten, k?nne dies ein erstes Warnzeichen sein und auf ein erh?htes Suchtrisiko hindeuten.

Klinische Anwendung ungewiss

Laut Projektleiterin Silvia Lazzaro k?nne die neue Technologie die klassische Pr?ventionsarbeit, die insbesondere auf Aufkl?rung basiere, in Zukunft sinnvoll erg?nzen. Insbesondere in Zielgruppen, die als besonders gef?hrdet gelten, k?nnten Analysen mit VR-Technologie durchgeführt werden. So k?nnten Personen identifiziert werden, die eine neurologische Veranlagung zur Spielsucht h?tten.

Die Gesundheitsbeh?rde unterstütze den Ansatz und wolle auch künftig in Forschung dieser Art investieren. Giancarlo Zecchinato, der Leiter der Suchtabteilung, kommentiert:

Experimente mit künstlicher Intelligenz und erweiterter Realit?t im Bereich von Pr?vention und Spielsucht-Recherche ?ffnen uns die Türen, immer neuere und fortschrittlichere Technologien für diesen Bereich zu entwickeln.

Ob und wann die VR-Analysen fl?chendeckend zum Einsatz kommen werden, sei noch ungewiss. Der Ansatz sei jedoch vielversprechend und kongruent mit der jahrelangen Forschung zum Thema Spielsucht. Wichtig in Bezug auf das immer gr??er werdende Suchtproblem in der Bev?lkerung sei in jedem Fall, Spielsucht m?glichst früh zu erkennen und im Keim zu ersticken.