Was geschieht mit Gro?britanniens beliebten Spielarkaden?

Posted on: 30/06/2019, 05:30h. 

Last updated on: 27/06/2019, 06:25h.

Pünktlich zu Beginn der Feriensaison wird die Tourismusbranche in den britischen Seeb?dern durch die Meldung verunsichert, dass künftig strengere Regeln für die popul?ren Arkaden-Automatenspiele gelten k?nnten. Hintergrund sind Befürchtungen, dass sie Kinder auf spielerische Weise an das Glücksspiel heranführen.

Spielautomat Kran
Kranspiele sind besonders beliebt (Bild: Wikipedia/B. Katt)

Die in den Spielarkaden aufgestellten Ger?te z?hlen für die jungen Besucher seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Freizeitbesch?ftigungen, bei denen sie mit etwas Geschick und Glück sowie Eins?tzen von 1 Pence bis 1 Pfund Sterling kleinere Sachgewinne oder Geldbetr?ge von bis zu 5 Pfund Sterling erspielen k?nnen.

Kommt es zu Einschr?nkungen?

Ob Münzschieber, Greifautomat oder andere Ger?te, bei denen kleine Sach- und Geldpreise zu gewinnen sind: Sie alle werden von der UK Gambling Commission (UKGC) als Kategorie D-Automaten [Seite auf Englisch] klassifiziert und sind für Kinder frei zug?nglich, da sie bisher als ungef?hrlich eingesch?tzt wurden.

Inzwischen h?ufen sich jedoch Medienberichte, die sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzen. Dabei wird insbesondere bem?ngelt, dass die Minderj?hrigen oft unbeaufsichtigt und ohne Begleitung eines Erwachsenen spielen würden.

Dies hat der Verband der Hersteller und Anbieter von Arkadenspielen (British Amusement Catering Trade Association, BACTA) zum Anlass genommen, seine Mitglieder für das Thema zu sensibilisieren. Um etwaigen Beschr?nkungen durch die UKGC zuvorzukommen, werden deshalb vorbeugende Ma?nahmen diskutiert.

So sei es m?glich, die Ger?te künftig nur noch für unbegleitete Jugendliche ab 16 Jahre freizugeben. Um auf das Verbot hinzuweisen, k?nnten die Slots zudem mit entsprechenden Aufklebern versehen werden. Im Gegenzug startete der Verband eine Kampagne zur Unterstützung der Spiele und wies auf deren gro?e Bedeutung hin.

BACTA-Gesch?ftsfrüher John White sagte:

“Die Vergnügungshallen am Meer sind ein essenzieller Bestandteil der britischen Kultur.”

Die Situation wird für die Spielhallen durch die Debatte um die sch?dlichen Auswirkungen des Glücksspiels auf Kinder versch?rft. Auch dem britischen Gesundheitsdienst ist die Gefahr bekannt, weshalb er jüngst bekanntgab, eine auf die Behandlung von Jugendlichen spezialisierte Spielsucht-Klinik zu er?ffnen.

Grund für das Engagement ist, dass in Gro?britannien sch?tzungsweise 55.000 Jugendliche im Alter von 11 bis 16 Jahren ein problematisches Spielverhalten aufweisen. Für Kritiker der Arkadenspiele geh?ren diese Automaten aufgrund ihrer Anziehungskraft für Kinder zu den Ausl?sern der Probleme.

Der Tourismus und die Krise der Seeb?der

Der Druck auf die Spielhallen k?nnte sich zu einem ernsten Problem für die Urlaubsorte an den britischen Küsten ausweiten. Mit über 100 Millionen übernachtungen (2017) und einem Umsatz von rund 19 Milliarden Pfund Sterling boomt der inl?ndische Tourismus zwar, doch die Zeiten hoher Wachstumszahlen scheinen seit Langem vorbei.

Der Tourismus geh?rt im Vereinigten K?nigreich zu den wichtigsten Wirtschaftsbereichen. 2018 verzeichnete der Sektor 37,9 Millionen Besucher aus dem Ausland und erwirtschaftete rund 30 Milliarden Pfund Sterling. Allein London zieht von Jahr zu Jahr zwischen 19 und 20 Millionen Touristen aus aller Welt an. Die Stadt an der Themse ist damit für gut 50 % des britischen Tourismus’ verantwortlich.

Im Gegensatz zur Hauptstadt konnten die Touristenorte an der britischen Küste nicht von dem Boom bei den internationalen Besucherzahlen profitieren. Sie werden traditionell st?rker von Briten als von ausl?ndischen G?sten besucht. Doch sp?testens mit dem Aufkommen von Billigfluglinien begannen auch die Briten, in den Ferien vermehrt in südlichere Gefilde zu reisen.

In der Folge verloren die St?dte viel von ihrem ursprünglichen Glanz, weshalb sich die Tourismusindustrie vehement gegen weitere Einschr?nkungen bei ihren Attraktionen wehrt. Denn je weniger die B?der davon aufbieten k?nnen, desto uninteressanter werden sie für potentielle G?ste.

Southend-Pier
Southend-Pier (Bild: Wikipedia/D. Dukarski)

Für viele Jahrzehnte z?hlten die an den Strandpromenaden gelegenen oder vielfach auf den weit ins Meer hinausragenden Piers beheimateten Arkaden zu den beliebtesten Freizeitangeboten; insbesondere an den auch im Sommer nicht selten vorkommenden Regentagen. Deshalb lieferten sich die Seeb?der an wahren Wettlauf um neuesten und gr??ten Attraktionen.

Bei den Stegen h?lt der 2.158 Meter weit ins Meer hinausragende und von einer eigenen Bahn befahrene Pier von Southend-on-Sea den Rekord. Doch auch andere Badeorte wie Blackpool oder Brighton gewannen durch ihre teilweise über einen halben Kilometer langen Stege internationale Berühmtheit und zogen in der Folge Millionen von Touristen an.

Die Kampagne zum Erhalt der Arkaden und ihrer Spielhallen ist deshalb nicht nur für deren Betreiber von gro?er Bedeutung, denn in den Orten h?ngt auch die Existenz unz?hliger weiterer Betriebe aus der Tourismuswirtschaft zumindest indirekt von ihnen ab.