{"id":12248,"date":"2019-11-26T12:24:33","date_gmt":"2019-11-26T11:24:33","guid":{"rendered":"http:\/\/www.casino.org\/de\/nachrichten\/?p=12248"},"modified":"2019-11-26T13:07:35","modified_gmt":"2019-11-26T12:07:35","slug":"spielsuechtiger-klagt-gegen-island","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.casino.org\/de\/nachrichten\/spielsuechtiger-klagt-gegen-island\/","title":{"rendered":"Spiels\u00fcchtiger klagt beim Europ\u00e4ischer Gerichtshof f\u00fcr Menschenrechte gegen Island"},"content":{"rendered":"

Der Europ\u00e4ische Gerichtshof f\u00fcr Menschenrechte in Stra\u00dfburg hat jetzt beschlossen, den Fall des Isl\u00e4nders Gu\u00f0laugur Jakob Karlsson zu verhandeln. Der Spiels\u00fcchtige hat den isl\u00e4ndischen Staat auf Schadenersatz verklagt, weil dieser den Betrieb von Spielautomaten zulasse.<\/p>\n

\"Europ\u00e4ischer
Der Europ\u00e4ische Gerichtshof f\u00fcr Menschenrechte verhandelt demn\u00e4chst den Fall eines Spiels\u00fcchtigen gegen den Staat Island. (Bild: Wikipedia\/CherryX, CC BY-SA 3.0)<\/figcaption><\/figure>\n

Klage mehrfach abgewiesen<\/h2>\n

Bereits im Jahr 2016 verklagte Karlsson den isl\u00e4ndischen Staat auf Schadensersatz. Karlsson begr\u00fcndet seine Klage mit dem Argument, dass der isl\u00e4ndische Staat das Gesetz breche, indem er den Betrieb von Spielautomaten<\/a> erlaube, die seine Spielsucht verursacht und ihm finanziellen sowie emotionalen Schaden zugef\u00fcgt habe.<\/p>\n

Die Lizensierung der Spielautomaten versto\u00dfe gegen Artikel 183 des isl\u00e4ndischen Strafgesetzbuchs, der ein Verbot von Gl\u00fccksspielen vorsehe.<\/p>\n

\"Reykjav\u00edk,
Das Amtsgericht in Reykjav\u00edk hatte die Klage von Gu\u00f0laugur Jakob Karlsson gegen den Staat bereits abgewiesen. (Bild: Wikipedia\/pjt56, CC BY-SA 3.0)<\/figcaption><\/figure>\n

Karlsson fordere daher vom Staat eine Entsch\u00e4digung in H\u00f6he von 76.800.000 isl\u00e4ndischen Kronen (ca. 567000 Euro) zuz\u00fcglich der Rechtskosten.<\/p>\n

Im Jahr 2017 wies das Amtsgericht in Reykjav\u00edk die Klage ab. Nachdem Karlsson gegen das Urteil Berufung eingelegt hatte, best\u00e4tigte das Berufungsgericht im Oktober 2018 die Entscheidung des Amtsgerichts. Daraufhin beantragte Karlsson beim Obersten Gerichtshof Islands Rechtsmittel, doch auch hier wurde sein Antrag abgewiesen.<\/p>\n

In einer Erkl\u00e4rung, die der isl\u00e4ndischen Tageszeitung Morgunbla\u00f0i\u00f0<\/a> [Seite auf Isl\u00e4ndisch] vorliege, hei\u00dft es, der Kl\u00e4ger habe somit nach allen M\u00f6glichkeiten gesucht, vor einem isl\u00e4ndischen Gericht zur einer fairen Entscheidung zu gelangen. Ihm bliebe nun nichts anderes mehr \u00fcbrig, als beim Europ\u00e4ischen Gerichtshof f\u00fcr Menschenrechte Berufung einzulegen.<\/p>\n

Der Anwalt Karlssons, \u00de\u00f3r\u00f0ur Sveinsson, erl\u00e4utert, dass der in Stra\u00dfburg zu verhandelnde Fall Fragen zur Gl\u00fccksspielgesetzgebung Islands aufwerfe:<\/p>\n

\u201eSpielautomaten sind erlaubt, die als die extremste Form des Gl\u00fccksspiels gelten. Und dann werden Leute angeklagt, weil sie andere dazu einladen, Poker oder Roulette um Geld zu spielen.\u201c<\/p><\/blockquote>\n

Casinos verboten, aber Spielautomaten erlaubt<\/h2>\n

W\u00e4hrend Casinos in Island verboten sind, sind f\u00fcr den Betrieb von Spielautomaten zwei Organisationen lizensiert. Eine von ihnen ist \u00cdslandspiel, das dem isl\u00e4ndischen Roten Kreuz, der isl\u00e4ndischen Vereinigung f\u00fcr Suche und Rettung und dem nationalen Zentrum f\u00fcr Suchtmedizin geh\u00f6rt. Der zweite Lizenznehmer ist die Icelandic University Lottery, die von der Universit\u00e4t von Island betrieben wird.<\/p>\n

\n

Spielautomaten sind in Island seit dem Jahr 1993 erlaubt. Sie sind unter anderem in Bars, Tankstellen und Restaurants zu finden. Insgesamt gibt es 970 Spielautomaten im Land, die jeweils einen Gewinn von 2.955.000 isl\u00e4ndischen Kronen (ca. 21.900 Euro) j\u00e4hrlich einbringen.<\/p>\n

Neben Spielautomaten sind in Island Lotterien, Rubbellose, Binge, Sportwetten und Tombolas erlaubt, jedoch unter der Bedingung, dass die Einnahmen f\u00fcr Wohlt\u00e4tigkeitszwecke verwendet werden und eine Genehmigung durch den jeweiligen Bezirkskommissar vorliegt.<\/p>\n<\/div>\n

Der Betrieb von Spielautomaten ist in Island nur den genannten \u00f6ffentlichen Institutionen gestattet, private Anbieter sind von der Lizensierung ausgeschlossen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Einnahmen f\u00fcr Wohlt\u00e4tigkeitszwecke verwendet werden. Gleichwohl wies Daniel Thor \u00d3lason, Professor f\u00fcr Psychologie an der Universit\u00e4t von Island, erst gestern in einem Interview darauf hin, dass in Island zu wenige Behandlungsm\u00f6glichkeiten zur Verf\u00fcgung st\u00fcnden.<\/p>\n

Rund 6.000 Isl\u00e4nder mit Gl\u00fccksspielproblemen<\/h2>\n

\u00d3lason wies auf eine Umfrage hin, dessen j\u00fcngste Ergebnisse das isl\u00e4ndische Justizministerium Ende des vergangenen Jahres pr\u00e4sentierte.<\/p>\n

Dieser sei zu entnehmen, dass der Anteil der Spieler im Jahr 2017 auf 18,4 Prozent gestiegen sei, w\u00e4hrend er 2011 noch bei 14,9 Prozent gelegen habe. Die Anzahl der Spieler mit problematischem Spielverhalten liege bei rund 6.000.<\/p>\n

Problematisch sehe \u00d3lason vor allem die fehlenden Behandlungsm\u00f6glichkeiten im Land und die bestehenden Regulierungen zum Gl\u00fccksspiel. Untersuchungen zeigten, dass Spielautomaten am h\u00e4ufigsten mit Spielsucht in Verbindung gebracht w\u00fcrden. Das Gesundheitswesen sei zugleich nicht auf die Behandlung von Spielern vorbereitet. Es sei ein Paradox, dass die Universit\u00e4t von Island als Institution, die im Bereich der Behandlung der Spielsucht arbeitete, zugleich auch die Erl\u00f6se aus den Spielautomaten erhalte.<\/p>\n

W\u00e4hrend in anderen nordischen L\u00e4ndern staatliche Unternehmen Gl\u00fccksspiele anb\u00f6ten und der Staat entscheide, wohin die Gelder aus den Erl\u00f6sen fl\u00f6ssen, werde das Gl\u00fccksspiel in Island von \u00f6ffentlichen Institutionen betrieben. K\u00fcmmerte sich der Staat um das Angebot an Gl\u00fccksspielen, w\u00e4re eine bessere Kontrolle m\u00f6glich \u2013 ein Argument, dem auch Gu\u00f0laugur Jakob Karlsson folgt.<\/p>\n

Es bleibt abzuwarten, ob sich der Europ\u00e4ische Gerichtshof f\u00fcr Menschenrechte dieser Argumentation anschlie\u00dfen wird. Ein Verhandlungstermin sei f\u00fcr diesen Fall noch nicht angesetzt.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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