{"id":6905,"date":"2019-03-27T12:39:44","date_gmt":"2019-03-27T11:39:44","guid":{"rendered":"https:\/\/www.casino.org\/de\/nachrichten\/?p=6905"},"modified":"2019-03-27T12:39:44","modified_gmt":"2019-03-27T11:39:44","slug":"kosovo-gluecksspielverbot-nach-raubmorden","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.casino.org\/de\/nachrichten\/kosovo-gluecksspielverbot-nach-raubmorden\/","title":{"rendered":"Kosovo: Gl\u00fccksspiel soll nach Raubmorden verboten werden"},"content":{"rendered":"

Die Regierung des Kosovo hat entschieden, sich f\u00fcr ein zehn Jahre geltendes Gl\u00fccksspielverbot auszusprechen. Bei der Abstimmung am Dienstag einigten sich die Mitglieder darauf, k\u00fcnftig nur noch staatliche Lotterien in dem Land auf der Balkanhalbinsel operieren zu lassen. Hintergrund sind Todesopfer bei Casino\u00fcberf\u00e4llen und ein au\u00dfer Kontrolle geratener illegaler Gl\u00fccksspielmarkt. Das Gesetz muss noch vom Parlament ratifiziert werden.<\/p>\n

\"Blick
Die Regierung in Pristina setzt sich f\u00fcr ein Gl\u00fccksspielverbot ein (Quelle:maxpixel.net, licensed under CC0)<\/figcaption><\/figure>\n

Premierminister Ramush Haradinaj (50) lie\u00df bei einer Pressekonferenz am Dienstag keinen Zweifel daran, auf legislativer Ebene mit aller H\u00e4rte gegen den Wildwuchs des Gl\u00fccksspiels im Kosovo vorgehen zu wollen:<\/p>\n

In diesem Bereich herrschten Chaos und Missbrauch, weswegen es richtig sei, dem nun einen Riegel vorzuschieben, so der Regierungschef in seinem Statement.<\/p>\n

Morde an Spielhallenangestellten gaben den Ansto\u00df<\/h2>\n

Die Politik hatte sich eingeschaltet, nachdem binnen einer Woche unabh\u00e4ngig voneinander zwei Angestellte von Spielhallen bei Raub\u00fcberf\u00e4llen gewaltsam zu Tode gekommen waren.<\/p>\n

In einem der F\u00e4lle, der sich am vorangegangenen Sontag in der Stadt Suhareka\/Suva Reka ereignet hatte, konnte ein Polizist als Tatverd\u00e4chtiger festgenommen werden. Der zweite Fall geschah nur drei Tage sp\u00e4ter in einem Spielcenter in Lipjan\/Lipljan.<\/p>\n

Die F\u00e4lle hatten landesweit f\u00fcr Entsetzen gesorgt und ein Schlaglicht auf die Gl\u00fccksspielsituation im Kosovo geworfen.<\/p>\n

\n

20 Jahre nach Ende des Kosovo-Kriegs<\/a> ist der v\u00f6lkerrechtliche Status der Republik Kosovo<\/strong> noch immer umstritten. Von 193 UN-Mitgliedssaaten erkennen 114 die 2008 vom Parlament erkl\u00e4rte Unabh\u00e4ngigkeit des kosovarischen Territoriums von der Republik Serbiens an.<\/p>\n

\"Landkarte
Der Status der Republik Kosovo ist noch immer umstritten (Quelle:google maps)<\/figcaption><\/figure>\n

Der Kosovo war 2017 mit einem durchschnittlichen Netto-Jahreseinkommen von 3.880 US-Dollar pro Kopf eines der \u00e4rmsten L\u00e4nder des europ\u00e4ischen Kontinents, rund ein Drittel der Einwohner sind arbeitslos. Eines der schwerwiegendsten Probleme sind mangelnde Investitionen aus dem Ausland aufgrund politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten.<\/p>\n

Internationale Beobachter kritisieren zudem immer wieder die mutma\u00dfliche N\u00e4he der kosovarischen Politik zur organisierten Kriminalit\u00e4t.<\/p>\n<\/div>\n

Regierung und Opposition demonstrieren Einigkeit<\/h2>\n

Haradinajs Regierungspartei Aleanca p\u00ebr Ardhm\u00ebrin\u00eb e Kosov\u00ebs (AAK) stellt sich mit der Ratifizierung des Verbots an die Seite der Oppositionspartei Democratic League of Kosovo (LDK).<\/p>\n

Deren F\u00fchrer Avdullah Hoti (43) hatte die Regierung bei einer au\u00dferordentlichen Parlamentssitzung am vergangenen Freitag unter Zustimmung aller vertretenen Parteien zum Handeln aufgefordert:<\/p>\n

Als erstes muss die Regierung rechtliche Schritte einleiten, um das Gesetz, das das Gl\u00fccksspiel erlaubt, auszusetzen. Ein neues Gesetz zum Verbot des Gl\u00fccksspiels muss binnen 30 Tagen auf den Weg gebracht werden.<\/p><\/blockquote>\n

Spielcasinos nach Razzia geschlossen<\/h2>\n
\"Premierminister
F\u00fcr ein Verbot: Premier Haradinaj (Quelle:Foreign and Commonwealth Office, licensed under OGL v1.0)<\/figcaption><\/figure>\n

Noch w\u00e4hrend der Parlamentssitzung vom Freitag hatten die kosovarischen Beh\u00f6rden landesweit dutzende Spielhallen durchsucht<\/a> und dabei \u00fcber 100 illegale Spielger\u00e4te beschlagnahmt.<\/p>\n

Bis zum Inkrafttreten des neuen Gesetzes sollen alle Spielcasinos im Kosovo geschlossen bleiben.<\/p>\n

Die anstehende Entscheidung, k\u00fcnftig komplett auf private Gl\u00fccksspielanbieter zu verzichten, st\u00f6\u00dft au\u00dferhalb des Parlaments nicht \u00fcberall auf Gegenliebe.<\/p>\n

Der Markt f\u00fcr Gl\u00fccksspiel ist im Kosovo in den vergangenen Jahren rapide gewachsen. Offiziellen Zahlen zufolge konnten Spieler zu Beginn des Jahres in 293 Lokalit\u00e4ten ihr Gl\u00fcck versuchen, die Dunkelziffer ist deutlich h\u00f6her.<\/p>\n

Interessenvertreter bangen um Arbeitspl\u00e4tze<\/h2>\n

Der Interessenverband der Gl\u00fccksspielindustrie des Kosovo gibt an, derzeit rund 4000 Mitarbeiter zu besch\u00e4ftigen. Dementsprechend entsetzt von den neuesten Entwicklungen zeigen sich Spielhallenbetreiber wie Ruzhdi Kosumi, der f\u00fcrchtet, bei einem Verbot 40 Angestellte in die Arbeitslosigkeit entlassen zu m\u00fcssen:<\/p>\n

Die Entscheidung zur Schlie\u00dfung wurde gef\u00e4llt, nachdem zwei unserer Angestellten get\u00f6tet wurden. Das ist kompletter Unsinn. Wir haben Leute verloren und nun werden wir unsere Arbeit verlieren.<\/p><\/blockquote>\n

Die Regierung des Kosovo hat sich bislang \u00f6ffentlich nicht zu der Kritik ge\u00e4u\u00dfert. Vielmehr scheint es, als k\u00f6nne man gut auf den privaten Gl\u00fccksspielsektor des Landes, der dem Staat im Jahr 2018 lediglich 15,8 Millionen Euro an Steuereinnahmen bescherte, verzichten.<\/p>\n

180-Grad-Wende in der Gl\u00fccksspielpolitik<\/h2>\n

Nichtsdestotrotz \u00fcberrascht das rigorose Vorgehen des Balkanlandes.<\/p>\n

Erst im Januar 2019 hatte das Finanzministerium mit einem Konzeptvorschlag signalisiert, die b\u00fcrokratischen H\u00fcrden im Gl\u00fccksspielsektor zugunsten neuer Jobs und wirtschaftlicher \u00dcberlegungen abbauen zu wollen. Dieser Plan scheint mit den neuesten Entwicklungen ad acta gelegt worden zu sein.<\/p>\n

Ob sich das Verbot wirklich eignet, um Gewalt und Kriminalit\u00e4t in dem 1,9 Millionen-Einwohner-Land Herr zu werden oder ob der Vorsto\u00df eher dazu dient, ein staatliches Gl\u00fccksspielmonopol zu installieren, das einem der \u00e4rmsten L\u00e4nder Europas weitere Einnahmen garantieren w\u00fcrde, bleibt vorerst offen. Wann das Parlament seine endg\u00fcltige Entscheidung trifft, ist noch nicht bekannt.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Die Regierung des Kosovo hat entschieden, sich f\u00fcr ein zehn Jahre geltendes Gl\u00fccksspielverbot auszusprechen. Bei der Abstimmung am Dienstag einigten sich die Mitglieder darauf, k\u00fcnftig nur noch staatliche Lotterien in dem Land auf der Balkanhalbinsel operieren zu lassen. Hintergrund sind Todesopfer bei Casino\u00fcberf\u00e4llen und ein au\u00dfer Kontrolle geratener illegaler Gl\u00fccksspielmarkt. 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Die Entwicklungen in den verschiedenen L\u00e4ndern hat sie von Anfang an mitverfolgt und dabei immer die Gesetzeslage im Blick behalten. Als studierte Journalistin hat sie das Schreiben im Blut und l\u00e4sst nicht locker, bis sie jedes Detail zu den aktuellen Spielehits an Tischen und Automaten hat. 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