Das Casin\u00f2 di Campione hatte der Stadt jahrelang zu Wohlstand verholfen, heute k\u00e4mpft die Gemeinde ums \u00dcberleben. Gegen\u00fcber des modernen, zehn Stockwerke hohen Baus zeugt ein riesiges Banner mit der Aufschrift \u201eSOS Campione ist tot\u201c von den Schwierigkeiten, denen sich die Bewohner der italienischen Exklave nun ausgesetzt sehen.<\/p>\n
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Campione d\u2019Italia ist eine italienische Exklave mit rund 2000 Einwohnern. Campione liegt in der italienischen Provinz Como, befindet sich jedoch mit einer Fl\u00e4che von gerade einmal 2,6 Quadratkilometern auf Schweizer Gebiet und ist vom Kanton Tessin umgeben.<\/p>\n
Diese Besonderheit geht auf Napoleon Bonaparte zur\u00fcck, der Campione im Jahr 1797 der Zisalpinischen Republik als italienische Tochterrepublik zuschlug, w\u00e4hrend das Tessin zum Schweizer Kanton wurde. Campione war jahrzehntelang f\u00fcr sein Casino bekannt gewesen, das erstmals im Jahr 1917 er\u00f6ffnete.<\/p>\n
Nach einer Schlie\u00dfung im Jahr 1919 \u00f6ffnete es 1933 erneut und blieb bestehen, bis das alte Casino-Geb\u00e4ude 2007 durch ein neues ersetzt wurde. Der moderne Palast wurde von dem Schweizer Architekten Mario Botta entworfen und befand sich, ebenso wie das alte Casino, im st\u00e4dtischen Besitz.<\/p>\n<\/div>\n
Jahrelang waren die Einnahmen des Casin\u00f2 di Campione gut. Dann jedoch f\u00fchrten eine lange Rezession in Italien und die St\u00e4rkung des Schweizer Franken gegen\u00fcber dem Euro zu Verlusten: Das Casino erwirtschaftete seine Einnahmen in Euro, zahlte aber einen festen Betrag in Schweizer Franken an den Staat. Die Zahl der Angestellten stieg mit der Zeit auf 100 Gemeindeangestellte und rund 500 weitere Mitarbeiter an \u2013 in einer Stadt mit gerade einmal 2000 Einwohnern. Bald konnten Ausgaben und Geh\u00e4lter nicht mehr gezahlt werden.<\/p>\n
Die Schlie\u00dfung des Casin\u00f2 di Campione und ihre Folgen<\/h2>\n
Zuletzt beliefen sich die Schulden auf rund 73 Millionen Euro und die Liste der Gl\u00e4ubiger nahm stetig zu. Sie reichte vom Stadtb\u00e4cker \u00fcber die lokale Feuerwehr bis hin zu Banken und Gl\u00fccksspielunternehmen, die Kredite in Millionenh\u00f6he gew\u00e4hrt hatten. Im Juli 2018 wurde das Casino schlie\u00dflich geschlossen.<\/p>\n
Mit der Schlie\u00dfung verloren nicht nur viele Menschen in Campione ihre Jobs, sondern die J\u00fcngeren auch ihre Perspektive. Fiorenzo Dorigo, der 21 Jahre lang im Casino gearbeitet hatte, berichtet:<\/p>\n
\u201eDiejenigen, die das Gl\u00fcck hatten, hier geboren worden zu sein, hatten gl\u00fccklicherweise auch einen Job. Hatte man erst einmal seine Ausbildung und den Milit\u00e4rdienst abgeschlossen, vereinigte man sich mit all seinen Klassenkameraden wieder\u201c<\/p><\/blockquote>\n
– und zwar bei der Arbeit im Casino.<\/p>\n
Mit der Schlie\u00dfung des Casinos l\u00f6sten sich diese Einkommenssicherheit und diese Kameradschaft in Luft auf und die Atmosph\u00e4re der Gemeinde, die einst von italienischer Leichtigkeit gepr\u00e4gt war, erscheint seitdem trist. Doch die Einwohner hoffen darauf, dass das Casino irgendwann wieder aufersteht.<\/p>\n
Hoffnungen auf eine Wiederauferstehung<\/h2>\n
Erst im M\u00e4rz hatte ein Mail\u00e4nder Berufungsgericht die Insolvenzentscheidung des Gerichtes von Como widerrufen, da es einen formalen Mangel im Verfahren festgestellt hatte. Nun k\u00f6nnte eine neue Entscheidung zur Insolvenz verlangt werden. Auch die italienische Regierung soll bereits die M\u00f6glichkeit einer Neuer\u00f6ffnung gepr\u00fcft haben.<\/p>\n
Die Einwohner jedenfalls bestehen darauf, dass Rom in die Entwicklung eingreift. So sagte beispielsweise der Gewerkschafter Vincenzo Falanga, dass Campione zu Italien geh\u00f6re und nicht einfach im Stich gelassen werden k\u00f6nne.<\/p>\n