Sexuelle Bel?stigung: 20 Mio. US-Dollar Rekordstrafe für Casinobetreiber Wynn Resorts

Posted on: 27/02/2019, 02:15h. 

Last updated on: 27/02/2019, 02:15h.

Das Unternehmen Wynn Resorts muss 20 Millionen US-Dollar zahlen, weil es dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs von Angestellten durch Gründer und Ex-Vorstand, Casino-Milliard?r Steve Wynn, nicht nachging. Die Glücksspielkommission des US-Bundesstaates Nevada verh?ngte damit die h?chste Geldstrafe ihrer Geschichte.

Logo Wynn Resorts
Das Unternehmen Wynn Resorts akzeptierte ene Strafe von 20 Millionen US-Dollar (Quelle:Wynn Resorts, public domain)

Jahrzehntelanger Missbrauch

Obwohl den Führungskr?ften des Wynn Resorts zahlreiche Berichte über das jahrzehntelange Fehlverhalten von Unternehmensgründer Steve Wynn vorlagen, sollen sie geschwiegen und keinerlei Ma?nahmen ergriffen haben.

Der Milliard?r wird des sexuellen Fehlverhaltens bis hin zu Vergewaltigung in mehreren Dutzend F?llen beschuldigt.

Im Februar 2018 hatte der Firmengründer in Folge der ?ffentlich gewordenen Vorwürfe seine Posten an der Spitze des Unternehmens niedergelegt, laut eigener Aussage, weil die ?Lawine der negativen Publicity“ ihm seine T?tigkeit als CEO und Vorstandschef des Unternehmens unm?glich gemacht habe.

Die Vorwürfe gegen Steve Wynn beruhen auf Aussagen von über 150 mutma?lichen Opfern. Der Casino-Mogul soll in seinem Unternehmen ein Schreckensregime errichtet haben, das es ihm erlaubte, weibliche Angestellte über Jahrzehnte zu missbrauchen.

So soll er sich regelm??ig vor seinen Untergebenen entbl??t und diese gen?tigt haben, sexuelle Handlungen an ihm vorzunehmen. Auch der Vorwurf der Vergewaltigung steht im Raum. Ob und wann Wynn vor Gericht muss, ist indes unklar. Erst im November hatte er einen juristischen Etappensieg errungen.

?Guten Ruf in Gefahr gebracht“

Logo Nevada Gaming Control Board
Das Nevada Gaming Control Board hatte Beschwerde gegen Wynn Resorts eingereicht (Quelle:gaming.nv.gov)

Am Dienstag akzeptierte Wynn Resorts eine Entscheidung der Nevada Gaming Commission, die unter anderem eine Strafzahlung von 20 Millionen US-Dollar umfasst. Die Einigung geht auf eine zehn Punkte umfassende Beschwerde zurück, die das Gaming Control Board im vergangenen Monat eingereicht hatte.

Der Bericht belegte, dass Wynn Resorts in allen zehn aufgeführten F?llen gegen Absatz 463 der Nevada Revised Statute (NRS) und Verordnung 5 der Glücksspielregelung des Boards versto?en hatte.

NRS 463 fordert von Lizenznehmern der Glücksspielbeh?rde ?einen guten Charakter, Ehrlichkeit und Integrit?t“ sowie dass sein Ruf, seine Aktivit?ten, Gewohnheiten und Verbindungen keine Gefahr für das Interesse des Staates oder die Regulierung und Kontrolle des Glücksspiels in Nevada darstellen“.

Auch die Verordnung 5 verpflichtet die Casinobetreiber, allem entgegenzuwirken, was dem ?ffentlichen Ansehen des Bundesstaates oder seiner Glücksspielindustrie Schaden zufügen k?nne.

Die Mitglieder der Kommission sahen durch die nicht erfolgten Ermittlungen gegen Steve Wynn beide Vorgaben vielfach missachtet. Dass den Vorwürfen nicht nachgegangen worden sei, habe dem Ruf massiv Nevadas geschadet. Kommissionsmitglied Philipp Pro erkl?rte mit Blick auf Wynn selbst:

Es geht hier nicht nur um einen Mann. Es geht um das Versagen einer gesamten Firmenkultur, sich so selbst zu steuern, wie sie es tun sollte.

Marke schwer besch?digt

Trotz der Strafe, die mit 20 Millionen US-Dollar den bisherigen Rekord (Link auf Englisch) von 5,5 Millionen US-Dollar bei weitem übertrifft, machte die Kommission klar, Wynn Resorts nicht ruinieren zu wollen. Die angesetzte Summe entspr?che 4,2 % des weltweiten Nettoeinkommens des Konzerns im Jahr 2018 und sollte somit zu verkraften sein. Dennoch werde Wynn Resorts künftig mit der h?chsten Strafe in der Geschichte der Glücksspielkommission Nevadas assoziiert werden.

Tats?chlich ist die Marke Wynn bereits seit Ver?ffentlichung der Vorwürfe gegen Steve Wynn im Januar 2018 schwer besch?digt: Der Aktienkurs des Milliardenkonzerns ist seither um 35 % gefallen.

Neue Firmenpolitik soll Unternehmen retten

Billionaire Steve Wynn
Casino-Mogul Steve Wynn (Quelle:User 1964, licensed under CC BY-SA 3.0)

Dass Wynn Resorts seine Lizenzen nicht verloren hat, dürfte auch an der Neuausrichtung, die der Betreiber des Wynn Las Vegas in den vergangenen Monaten durchlaufen hat, liegen. In ihrer Begründung hoben die Kommission?re lobend hervor, dass das Unternehmen sowohl auf Führungsebene als auch in der Firmenpolitik tiefgreifende ?nderungen implementiert habe.

Seit dem Ausscheiden von Steve Wynn hat sich Wynn Resorts so weit wie m?glich von seinem ehemaligen Chef distanziert. Laut offiziellen Angaben arbeitet keiner der für die mangelnde Aufkl?rung der Vorg?nge um Wynn Verantwortlichen mehr im Unternehmen. Zudem bestehe der Vorstand mittlerweile zu knapp 50 % aus Frauen.

Auch auf Angestelltenebene habe das Unternehmen an sich gearbeitet, wie Wynn CEO Matt Maddox bei der Anh?rung darlegte. So biete man heute Kurse zur sexuellen Selbstbestimmung für die Mitarbeiter an und habe eine Vortragsreihe zur F?rderung von Frauen im Unternehmen ins Leben gerufen. Weiterhin g?be es ein neues Elternzeitprogramm, das allen frischgebackenen Müttern und V?tern eine bezahlte Auszeit von sechs Wochen biete.

Paradigmenwechsel und Statement

Ein Wynn Resorts Sprecher erkl?rte sich im Anschluss an die Entscheidung der Gaming Commission zuversichtlich, was die Zukunft des Unternehmens angehe: Man freue sich, dass die Gaming Commission den Paradigmenwechsel, der vorgenommen worden sei, anerkenne. Der Abschluss der Ermittlungen sei ein wichtiger Schritt vorw?rts und man sei dankbar für das Vertrauen, dass der neuen Führungsriege von Wynn Resorts seitens der Ordnungshüter entgegengebracht werde.

Auch Kate Lowenar-Fisher, Anw?ltin für Glücksspielrecht, zeigte sich zufrieden mit dem Ausgang des Verfahrens. Sie k?nne nicht sagen, ab welcher H?he eine Strafzahlung wirklich ein Zeichen setze, 20 Millionen t?ten es aber sicher. Eine solche Entscheidung der Regulierungsbeh?rden bestrafe nicht nur das im Fokus stehende Unternehmen, sondern sei auch eine Warnung für all diejenigen, die ?hnliches in ihrem Unternehmen tolerierten.

Ausgestanden ist die Angelegenheit für Wynn Resorts allerdings noch nicht: Die Gaming Commission von Massachusetts prüft momentan ?hnlich gelagerte Vorwürfe gegen das Unternehmen.